Die Last der Schuld
wiederholen.
Sein Handy klingelte. Er brauchte drei Anläufe, um mit seinen zitternden Fingern die Ruftaste zu drücken. »Was?«, brüllte er ins Telefon, nur um es im nächsten Moment zu bereuen, als ihm der Lärm einen scharfen Schmerz durch den Kopf jagte.
»Ich habe einen neuen Auftrag für dich.«
Denny hatte die Roboterstimme abgrundtief hassen gelernt. »Nein. Ich steig aus.«
»Du steigst erst aus, wenn ich es dir sage. Oder ist es dir lieber, wenn ich ein Wörtchen mit Bruce wechsle?«
»Ich hab genug Geld, um ihn mir für ein paar Tage vom Hals zu halten. Den Rest beschaffe ich schon irgendwie.«
»Und wie?«, fragte die metallische Stimme. »Etwa mit deiner messerscharfen Intelligenz und deiner charmanten Persönlichkeit? Die Arbeitgeber stehen sicher schon vor deiner Tür Schlange und warten nur darauf, dich einstellen zu dürfen.«
Leider hatte der Typ recht. Der liebe Gott hatte nicht viel für ihn übrig, aber er würde schon einen Weg finden, dieses Geld zu beschaffen, ohne anderen Menschen wehzutun.
In den Nachrichten hatte er gesehen, wie Madeline Hancock weinte und sich an ihren Mann klammerte. Sie besaà keinerlei Ãhnlichkeit mit Dennys Mutter, aber sie hatte irgendetwas an sich, das ihn an sie erinnerte â vielleicht die Art, wie sie sich bewegte, oder dieser sorgenvolle Blick, den seine Mutter bis zu ihrem Tod nicht abgelegt hatte.
Denny bezweifelte stark, dass er dieses Bild je wieder aus dem Kopf bekäme. Nicht genug Bier weit und breit.
»Das warâs«, beharrte er, wenn auch mit einem Zittern in der Stimme.
Eine erdrückende Stille machte sich in der Leitung breit. »Dir ist doch wohl klar, Dennis, dass Bruce nicht der Einzige ist, der seine Hände zu gebrauchen weiÃ. Wenn du mein Geld nicht willst, finde ich sicher einen anderen, der mein Angebot dankbar annimmt.«
Denny hörte die unterschwellige Drohung. Sein Boss würde das Geld benutzen, um Dennis auf banalste Weise zu belehren â indem er ihn windelweich prügeln lieÃ.
Das Hämmern in seinem Kopf nahm zu, und er hatte Mühe, einen klaren Gedanken zu fassen. Er wollte mit diesem Psychopathen nichts mehr zu tun haben, aber er hatte sich erneut in die Ecke drängen lassen. Er musste entweder mitspielen oder seine Strafe in Kauf nehmen. Wie damals bei seinem Dad.
»Was soll ich tun?« Er wusste, dass ihm keine andere Wahl blieb.
»Vor deiner Haustür liegt ein Paket. Ãffne es! Nimm alles heraus und lege es auf den Küchentisch!«
Denny wartete auf weitere Anweisungen, doch sie blieben aus. »Das ist alles?«
»Das ist alles«, bestätigte ihm die Stimme.
»Wozu?«
»Sei ein braver Junge und tu, was man dir sagt.«
Denny legte auf und holte das Paket herein. Er warf alles, was auf dem Tisch lag, in den Mülleimer. Das Klirren der Bierflaschen hämmerte und dröhnte in seinem malträtierten Schädel. Mit einem Steakmesser schlitzte er das Klebeband auf und legte den Inhalt des Pakets vorsichtig auf den Tisch.
Denny war vielleicht nicht gerade eine Leuchte, aber die Bauteile einer Bombe erkannte er ohne Weiteres.
23
Caleb wollte vor lauter Frust irgendetwas zertrümmern. Seit knapp einer Woche hatte Lana seine Gegenwart kaum mehr als flüchtig zur Kenntnis genommen. Sie hatte sogar einen Stuhl unter die Klinke ihrer Eingangstür geschoben, um ihn des Nachts fernzuhalten. Er hätte sich gewaltsam Eintritt verschaffen können, doch damit gewann er ihr Vertrauen mit Sicherheit nicht. AuÃerdem war ihm durchaus bewusst, dass ein Teil von ihm nur zu ihr wollte, um erneut darum gebeten zu werden, sie von ihren Albträumen zu erlösen. Allein der Gedanke an eine Wiederholung jener Nacht lieà ihn vor unerfüllter Lust ins Zittern und Schwitzen geraten.
Seinen Männern gegenüber verhielt sich Lana höflich â sie hatte ihnen für die Hilfe bei den Vorbereitungen für die Benefizveranstaltung gedankt. Doch im Allgemeinen hielt sie sich von allen fern.
AuÃer von Grant.
Abend für Abend, nachdem das Jugendzentrum seine Pforten geschlossen hatte, trainierte Grant mit ihr und brachte ihr brutale bis tödliche Techniken bei, die die Männer in der Nahkampfausbildung gelernt hatten. Grants blauen Flecken nach zu urteilen machte Lana gute Fortschritte. Wäre da nicht dieses nagende Gefühl von Eifersucht gewesen, hätte es ihn beruhigt,
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