Die Last der Schuld
Totlachen.
»Ich will die Sache ganz einfach ⦠vergessen«, sagte sie. »Reden wir nicht mehr drüber.«
»Ich sage dir, dass ich dich liebe, und du willst die Sache vergessen?« Er hatte das Gefühl der gröÃte Versager aller Zeiten zu sein.
»Ich will dir nicht wehtun, Caleb, aber ich kann dir nicht geben, was du willst.«
»Und was glaubst du, was ich will?«
»Eine Zukunft. Hoffnung.« Sie stieà einen tiefen Seufzer aus, erfüllt von Bedauern und einem unterdrückten Schluchzen. »Ich habe keine Hoffnung zu geben. Du verdienst eine Frau, die das kann.«
Er wollte keine andere Frau. Er wollte Lana. Und zu wissen, dass sie ihn nicht wollte, riss ihn innerlich entzwei. Sein Herz lag in Trümmern, und er konnte verdammt noch mal nichts dagegen tun. Lana wollte ihn nicht.
Er hätte es besser wissen sollen, als sinnlos darauf zu hoffen, dass es vielleicht anders wäre. Er hatte sich selbst vor dieser Situation gewarnt. Komm ihr bloà nicht zu nahe, sorg dich nicht um sie, sie wird niemals etwas für einen Mann empfinden, der dazu beigetragen hat, ihr Leben zu zerstören. Der zugelassen hat, dass sie gefoltert wird.
Caleb wollte ihr die Schuld für diese Zurückweisung geben. Er wollte seine Wut an ihr auslassen und sie in die Enge treiben, bis sie irgendwann nachgab und ihm ihre unsterbliche Liebe gestand. Er wollte die Zeit zurückspulen, um einen Weg zu finden, ihre Folter zu verhindern.
Doch er konnte nichts dergleichen tun. Er konnte Lana nur gehen lassen und hoffen, dass sie eines Tages einen Mann fände, den sie lieben konnte. Einen Mann, dem sie vertrauen konnte.
***
Caleb liebte sie nicht. Das redete sich Lana immer wieder ein, während sie in der Toilettenkabine hockte und sich bemühte, nicht zu weinen.
Er war einfach nur in sie verknallt. Es musste am Sex liegen. Oder am Adrenalin. Es war nicht mehr als jenes belanglose Bettgeflüster, das Männer Frauen zuraunten, um ihr Interesse am Sex aufrechtzuerhalten.
Das musste es sein, alles andere wäre viel zu beängstigend.
Caleb liebte sie nicht. Er fühlte sich nur schuldig, weil er sie in Armenien nicht hatte beschützen können. Er fühlte sich für sie verantwortlich, weil er dafür bezahlt wurde. Er war verwirrt.
Es würde sich schon wieder legen. Caleb würde einsehen, dass er sich geirrt hatte, und alles würde sich normalisieren. Nix passiert, Schwamm drüber.
Na sicher!
Lana wusste, dass bereits viel zu viel passiert war. Caleb hatte die berühmten drei Worte gesagt, und er konnte sie nicht zurücknehmen. Er konnte das Echo nicht zurückrufen.
»Verdammt!«, fuhr sie die Edelstahltür an. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Wie sollte sie sich vor diesen Emotionen schützen, die sein Liebesgeständnis in ihr ausgelöst hatte? Wie sollte sie der Versuchung widerstehen, von ihrem Happy End zu träumen, wenn ihre Realität so verdammt trist war?
Solange Caleb sie nicht liebte, würde sie keinesfalls zulassen, dass sie sich selbst in ihn verliebte. Sie würde ihr Herz beschützen und es in jenem Käfig aus Schmerz einsperren, den all die Verluste und Abweisungen geschaffen hatten. Nichts und niemand konnte ihr etwas anhaben, solange sie ihr Herz abschirmte. Sie wäre unverwundbar. Sie wäre in Sicherheit. Sie hätte die Situation unter Kontrolle.
Sie musste das bisschen Kontrolle, das ihr in ihrem Leben noch blieb, mit allen Mitteln verteidigen. Sie durfte nicht zulassen, dass Caleb oder sonst ein Mann plötzlich in ihr Leben platzte und sie dazu drängte, wahre Gefühle zu empfinden, für die sie nicht stark genug war. Gefühle wie Liebe.
Solange Caleb sie nicht liebte, bestand keinerlei Gefahr, sich ihrerseits in ihn zu verlieben. Zumindest redete sie sich das ein.
26
»Hast du getan, was ich dir gesagt habe?«, fragte die verzerrte Stimme seines Auftraggebers.
Denny wischte sich den säuerlichen Geschmack von den Lippen und hoffte inständig, nicht wieder kotzen zu müssen. »Ja«, erwiderte er mit rauer Stimme, die von seinem zwanzigminütigen Würgen über der Kloschüssel strapaziert war. Das widerwärtige Gemisch von Alkohol und bizarren Aufträgen hatte ihm den Magen umgekrempelt.
Er konnte die schluderigen Buntstiftzeichnungen einfach nicht aus dem Kopf bekommen. Blumen, Hunde und Rennautos in knallgrellen Farben. Das Gebäude, in das er
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