Die Last der Schuld
auf dem Dach lauerte ein Scharfschütze. Und du belastest sie auch noch mit deiner Liebesbeichte. Was hast du denn erwartet, wie sie reagiert?«
»Jedenfalls nicht mit blankem Entsetzen«, erwiderte Caleb. In Wirklichkeit hatte er die Sache noch nie aus diesem Blickwinkel betrachtet. Er hatte etwas empfunden, also hatte er es laut ausgesprochen. Ganz einfach. Dumm, aber einfach.
Er hätte seine Gefühle für sich behalten sollen, doch dazu war es nun zu spät.
Caleb ballte die Hand zur Faust und beobachtete, wie sich die verletzte Haut über seinen Knöcheln spannte.
»Sie wird sich schon wieder einkriegen. Komm du erst mal von deinem Romeotripp herunter, und lass sie den morgigen Tag hinter sich bringen. Wenn sie die Veranstaltung erst mal aus dem Kopf hat, kann sie mit deinem Bekenntnis vielleicht besser umgehen. Vielleicht erwidert sie deine Gefühle ja sogar.«
Caleb stieà ein skeptisches Brummen aus. »Nicht in diesem Leben. AuÃerdem ist meine Zeit so gut wie abgelaufen. Wenn ich sie nicht bis morgen zum Reden bringe, will Monroe jemand anders einsetzen.«
Grant verzog mitfühlend das Gesicht. »Das ist hart. Irgend âne Ahnung, durch wen er dich ersetzen will?«
»Warum? Willst du, dass ich dir die Fresse poliere?«
Grant lachte und hob abwehrend die Hände. »Spar dir die Drohung, Mann! Ich dachte nur, es wäre dir vielleicht ganz lieb, wenn ich darauf achte, dass ihr dein Nachfolger nicht an die Wäsche geht.«
»Als könntest du dich selbst zurückhalten. Wann ist es dir schon mal gelungen, deinen Schwanz in der Hose zu behalten?«
»Nur Geduld. Ich arbeite daran. AuÃerdem nimmt Celia ihre Männer ziemlich hart ran. Mir tut schon alles weh.«
»Ich will gar nicht wissen, wovon.«
»Als würde ich je intime Bettgeheimnisse ausplaudern.«
Caleb musste lachen, wenn er nur daran dachte, mit welcher Begeisterung Grant die anderen Männer ihrer Einheit regelmäÃig mit seinen weiblichen Eroberungen beeindruckte. »Du triffst dich also immer noch mit ihr?«
Grant zuckte mit den Schultern. »Solange ich hier bin. Wenn ich dazu komme. Ist nichts Ernstes.«
»Klingt ja fast so, als wäre das was Schlechtes. Ich dachte, du stehst auf lockere Beziehungen?«
»Auch egal«, sagte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Sieh einfach zu, dass du die Sache mit Lana zügig auf die Reihe kriegst, okay? Unsereins kann schlieÃlich nicht ewig warten.«
»Worauf?«
»Na, auf die Liebe«, erwiderte Grant.
Caleb schnaubte verächtlich. »Du kriegst doch wohl mehr Action als jeder andere Mann â ach, was red ich, als drei Männer!«
»Und was hab ich davon? Farbspritzer auf dem Arsch und einen wunden Schwanz.«
»Armer Junge. Vielleicht solltest du Celia auch mal erzählen, dass du sie liebst. Das wird sie bestimmt vergraulen.«
»Schön wärâs«, erwiderte Grant seufzend. »Wie ich Celia kenne, würde es sie nur noch mehr antörnen. Die Frau lässt sich scheinbar von allem antörnen.«
»Wie etwa davon, der Farbe beim Trocknen zuzusehen?«, fragte Caleb neckisch.
Grant verzog das Gesicht, als würde ihm die Erinnerung Schmerzen bereiten. »Davon ganz besonders.«
***
Lana konnte sich nicht länger verstecken. Sie war Caleb den ganzen Tag aus dem Weg gegangen, abgesehen davon, dass sie heute Morgen mit demselben Wagen gekommen waren. Und obwohl sie Caleb gern weiter gemieden hätte, wusste sie, dass sie sich wie ein Feigling benahm. Er verdiente etwas Besseres. Er verdiente eine Erklärung, warum sie so seltsam auf seine drei Worte reagiert hatte. Sie wusste, dass ihn ihre Reaktion verletzt haben musste, und es tat ihr in der Seele weh, ihm für eine solch wertvolle Gabe nichts als Schmerz zurückzahlen zu können.
Lana schloss die Tür ab und ging zum Wagen, wo Caleb lässig auf der Motorhaube lag und auf sie wartete. Die anderen waren bereits vor einer Stunde gegangen, nachdem sie die letzten Aufbauarbeiten beendet hatten. Inzwischen war es fast zehn, und der Himmel hatte sich verdunkelt, während die warme Luft immer noch über den aufgeheizten Asphalt schwirrte. Lana hörte das Zirpen der Grillen in den nahen Büschen und das Rauschen des Verkehrs auf der StraÃe. Schwärme von Insekten umkreisten das Licht der Parkplatzlaterne über ihr.
Caleb hatte sich gegen die Windschutzscheibe
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