Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Last der Schuld

Die Last der Schuld

Titel: Die Last der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon K. Anja; Butcher Hackländer
Vom Netzwerk:
auf. »Hast du das etwa getan, als ich im Krankenhaus lag? Bist du nach Hause gefahren, um dich auszuruhen? Mir kam es eher so vor, als wärst du die ganze Zeit an meiner Seite geblieben.«
    Caleb wandte den Blick ab und trank einen Schluck Wasser. Das war nur eine Verzögerungstaktik, so viel stand fest.
    Â»Ich wusste nicht, dass du meine Anwesenheit bemerkt hast«, sagte er.
    Â»Ich hab dich gehört. Gesehen.« Sie hatte gefühlt, wie er ihre Hand gestreichelt hatte, als sie zu schwach war, ihre Augen zu öffnen. Um ihr zu zeigen, dass sie nicht allein war.
    Â»Du hast mich gesehen?«
    Sie nickte. »Einmal. Nachdem du dich rasiert hattest.« Miles Gentry hatte einen buschigen Bart getragen, durch den sein Gesicht zum größten Teil verdeckt worden war, doch Calebs Haut war ganz glatt gewesen, abgesehen von einem Hauch von Stoppeln. Genau wie jetzt.
    Â»Du erinnerst dich an mein Aussehen, obwohl du mit Schmerzmitteln vollgepumpt und kaum bei Bewusstsein warst?«
    Lana wünschte sich, jene Medikamente hätten ihr Erinnerungsvermögen stärker beeinträchtigt. Es würde ihr Leben um einiges erleichtern, wenn sie sich nicht an jene Fürsorge erinnern könnte, die ihre Gefühle derart verwässerte. Purer Hass wäre entschieden leichter gewesen.
    Â»Ich habe nun mal ein gutes Personengedächtnis, und dein Gesicht hat sich mir besonders eingeprägt, weil ich dich so gehasst habe.«
    Calebs Mund verhärtete sich, seine Stimme klang schroff. »Damit wären wir schon zu zweit.«
    Lana hörte die Selbstverachtung in seiner Stimme. Sie wusste, dass er an jene sieben Menschen dachte, die neben ihr in der Höhle gestorben waren. Sie wusste es, da sie selbst oft genug daran denken musste und sich fragte, warum sie noch lebte und die anderen nicht. Warum bildete sie eine Ausnahme?
    Â»Ãœberlebenden-Syndrom«, hatten es die Ärzte genannt. Doch das Problem zu benennen machte es nicht leichter, damit fertig zu werden. Es loszuwerden.
    Â»Warum hast du mich nicht sterben lassen?«, fragte sie flüsternd.
    Â»Das konnte ich nicht. Ich habe jeden anderen in dieser Höhle verloren. Ich konnte dich nicht auch noch verlieren. Ihr wart alle so jung und wolltet nur Gutes bewirken. Ich hätte jeden von euch retten sollen.«
    Was konnte man auf so ein Geständnis schon erwidern? Worte waren wertlos, daher streckte sie ihre Hand aus und legte sie auf seinen Handrücken, um ihm ein wenig Trost zu spenden. Eine Blinde, die einen Blinden führte – doch das war alles, was sie ihm bieten konnte.
    Im Gegensatz zu ihrer lichtentwöhnten, blassen Haut war seine dunkel gebräunt und unglaublich warm. Dezente Narben zeichneten seine Haut, doch sie taten der männlichen Schönheit keinen Abbruch. Sie nahm an, dass er jede dieser Narben erworben hatte, indem er andere beschützte. Vielleicht stammte sogar eine von dem Tag, als er ihren Peiniger getötet hatte, um sie aus jener Höhle zu befreien.
    In den Tiefen seines Schweigens spürte sie die Schuldgefühle und den Schmerz – sie wollte nicht, dass er so etwas durchmachte. Ihr Leben mochte sich nicht gerade zum Guten gewendet haben, doch das war nicht seine Schuld. In ihrem Herzen spürte sie, dass er ein guter Mensch war. Ein edler Held. Er hatte unzähligen Menschen das Leben gerettet, und sie wollte nicht, dass er litt, ganz gleich, wie viele schlechte Erinnerungen er mit seiner Gegenwart heraufbeschwor.
    Sie musste schlucken, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden, ehe sie sprechen konnte. »Es gibt da etwas, das mich seit Langem beschäftigt, aber immer wenn ich Monroe oder seine Männer darauf angesprochen habe, sind sie meiner Frage ausgewichen.«
    Â»Ich werde dir eine Antwort geben, wenn ich kann«, erwiderte er. »Es gibt Dinge, über die ich nicht sprechen darf, aber ich werde dir die Wahrheit sagen, auch wenn dies bedeutet, dass ich dir nichts sagen darf.«
    Â»Warum ausgerechnet wir?«, fragte sie. »Warum haben die es auf unsere Gruppe abgesehen? Wir haben uns nicht auf feindlichem Gebiet aufgehalten. Wir haben keine Antiterrorarbeit betrieben. Wir waren nichts als eine Gruppe junger Menschen, die einen kleinen Unterschied im Leben einiger Frauen und Kinder bewirken wollten. Ich verstehe nicht, warum die ausgerechnet uns als Geiseln genommen haben.«
    Caleb atmete tief ein und schwieg für einen Moment, vermutlich um die passenden

Weitere Kostenlose Bücher