Die Last der Schuld
sagte etwas, das Lana nicht verstand, und brachte Peggy zum Lachen, noch ehe sie durch die Doppeltür verschwunden waren.
Lana betrat die Damentoilette und hatte unvermittelt das Bedürfnis, sich zurück an Calebs Seite zu begeben. Sie wusste nicht, wie oder wann es so weit gekommen war, doch sie hatte sich an seine Gegenwart bereits gewöhnt.
Sie ermahnte sich wegen ihrer eigenen Dummheit. Caleb konnte schlieÃlich nicht ewig hierbleiben. Er hatte einen Job zu erledigen, und sobald er sicher sein konnte, dass Lana nichts wusste, würde er verschwinden.
Lana betätigte die Klospülung und öffnete die Kabinentür. Kaum drei Meter von ihr entfernt stand die Frau, die Lanas Tod befohlen hatte.
8
Die Frau, die ihren Tod angeordnet hatte, war groÃ, etwa acht bis zehn Zentimeter gröÃer als Lana, und gut aussehend, mit ihrem eleganten, maÃgeschneiderten Kostüm und dem teuren Schmuck.
»Ich bin die neue Mitarbeiterin, Kara McIntire«, stellte sie sich vor und streckte ihr lächelnd die Hand entgegen.
Lana war unfähig, sich zu bewegen. Zu atmen. Die Zeit kroch dahin und drohte sie zu ersticken. Ihr Herz pochte, ihr Blut wurde in einem rasenden Tempo durch ihren Körper gejagt, doch das spielte alles keine Rolle. Sie war tot. Kara hatte sie gefunden â es war vorbei. Sie würde hier auf dem dreckigen Toilettenboden sterben, obwohl ihre Rettung nur einen Schrei weit entfernt war.
Lana konnte nicht schreien. Ihre Lungen brannten vor Sauerstoffmangel, doch sie konnte nicht einatmen â genau wie in ihren Träumen.
»Fühlen Sie sich nicht wohl?«, fragte Kara mit falscher Fürsorge in der Stimme.
Ein vager Zweifel durchzuckte Lanas Verstand und weckte ihre Aufmerksamkeit. Vielleicht bildete sie sich das alles nur ein. Eine Mörderin würde sicher nicht auf sie zukommen und sich vorstellen. Es sei denn, sie spielte nur mit ihr.
Oder sie stellte sie auf die Probe.
Kara durfte nicht erfahren, dass Lana ihr Gesicht gesehen hatte. Niemand wusste etwas davon, und das war der einzige Grund, weshalb sie achtzehn Monate später immer noch lebte. Wenn Lana sie in diesem Glauben lieÃe, würde Kara vielleicht von ihr ablassen. Was würde es ihr nützen, Lana umzubringen und das Risiko einzugehen, geschnappt zu werden, wenn sie genauso gut untertauchen konnte, solange ihr Geheimnis in Sicherheit war? Lana musste nur so tun, als würde sie Kara nicht kennen, dann würde sie vielleicht überleben.
Heb den Arm und schüttel ihr die Hand! Das war es, was Kara von ihr erwartete.
»Brauchen Sie Hilfe?«, fragte Kara und kam einen Schritt auf sie zu.
Lana musste sich stark zusammenreiÃen, um nicht vor ihr zurückzuschrecken. »Entschuldigung. Ich dachte nur für einen Moment, mir würde wieder schlecht werden.«
»Sind Sie krank?«
»Nur so eine Darmgeschichte«, log sie. »Aber es geht mir schon wieder besser.«
Ein Lächeln breitete sich über Karas Gesicht, und sie streckte erneut ihre Hand aus. »Freut mich zu hören. Ich konnte es gar nicht abwarten, Sie endlich kennenzulernen. Die anderen schwärmen geradezu von Ihnen.«
Lana brachte es nicht über sich, Karas Hand zu schütteln. Sie war nicht stark genug, sie zu berühren, ohne loszuschreien. Stattdessen sagte sie: »Entschuldigung, ich habe mir noch nicht die Hände gewaschen.« Dann ging sie zum Waschbecken und tat genau das. Sie lieà sich ausgiebig Zeit.
Ihre Finger zitterten, doch sie hoffte inständig, dass Kara es nicht bemerkte. »Sie sind also unsere neue Freiwillige?«
»Richtig. Diese Woche frisch angefangen. Ich habe so viel von Ihrer Arbeit gehört, dass ich unbedingt helfen wollte.«
Lanas Hände waren inzwischen mehr als sauber. Sie musste allmählich lächerlich wirken, daher stellte sie das Wasser ab und trocknete sich die Hände. »Wohnen Sie hier in der Nähe?«
»Direkt um die Ecke. Es ist das Haus meiner Mutter. Nachdem sie gestorben ist, habe ich mich entschlossen, wieder hierherzuziehen.«
»Mein Beileid.« Lana war überzeugt davon, dass ihre Worte unaufrichtig klangen. Sie war viel zu verblüfft über die Tatsache, dass diese Mörderin eine Mutter hatte, um irgendwelche Emotionen in ihre Stimme zu legen.
Kara zuckte mit den Schultern. »Der Tod ist nun mal Teil des Lebens.«
Sie musste es wissen. Sie hatte ja aktiv dazu beigetragen.
Lana schob die
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