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Die Last der Schuld

Die Last der Schuld

Titel: Die Last der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon K. Anja; Butcher Hackländer
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Armenien die Lichtreflexe eines Fernglases gesehen hatte, war ihr klar gewesen, dass man sie vielleicht finden würde. Sie hatte nicht gewusst, wer sie beobachtete, doch nun wusste sie es. Ihre einzige Möglichkeit, sich zu schützen, beruhte auf einer Unterhaltung, die sie in jener Höhle mitangehört hatte.
    Â»Soll ich seine Frau auch umlegen?«, fragte einer von Karas Handlangern.
    Â»Nein«, erwiderte sie. »Sie weiß nichts. Wenn wir sie umbringen, erregen wir nur unnötig Aufmerksamkeit. Das können wir uns nicht erlauben.«
    Wenn Lana so tat, als hätte sie nichts gesehen, würde ihr das vielleicht das Leben retten, so wie es das Leben der unbekannten Frau gerettet hatte? Würde es ihre Familie retten?
    Sie musste daran glauben. Es war das Einzige, woran sie sich klammern konnte. Der einzige Funken Hoffnung, der ihr noch blieb.
    Natürlich konnte sie Caleb alles erzählen. Vielleicht würde er Kara sogar ein für alle Mal ausschalten können. Doch was nützte ihr das, wenn die anderen drei Männer, die Lana gesehen hatte, von Karas Verschwinden erfuhren? Sie würden sich denken können, dass Lana Kara identifiziert hatte und dass sie deren Identität ebenfalls kannte. Und dann würden sie ihr auflauern.
    Sie würden ihrer Familie auflauern.
    Ihre Eltern und ihre Schwester standen im Telefonbuch. Jeder, der Zugang zum Internet hatte, konnte sie mühelos ausfindig machen und Vergeltung üben. Wenn Lana irgendetwas preisgab – ganz gleich, ob man sie nun tötete oder nicht – , dann würde ihre Familie leiden, so viel stand fest. Lana musste sie beschützen, und die einzige Art und Weise, das zu tun, war, die Klappe zu halten.
    Ihr Schweigen hatte sich achtzehn Monate lang bewährt. Die Menschen, die sie liebte, waren allesamt wohlauf. Es würde sich auch weiterhin bewähren. Sie musste einfach daran glauben. Sie konnte sich nicht erlauben zu versagen. Sie würde Kara, wenn nötig, ins Gesicht lächeln. Sie würde ihr die Hand schütteln. Sie umarmen. Was auch immer nötig sein sollte, sie würde es tun. Es gab keine andere Möglichkeit.
    Wenn Kara erst einmal davon überzeugt war, dass Lana nichts wusste, würde sie verschwinden. Alle wären in Sicherheit, und dieser Albtraum hätte ein für alle Mal ein Ende.
    Lana zwang ihren zitternden Körper auf die Beine und atmete tief durch. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, straffte die Schultern und trat ihrem Feind mutig entgegen.
    ***
    Caleb war kurz davor, Lana zu suchen, als sie zurück zur Turnhalle kam. Irgendetwas stimmte nicht. Sie war leichenblass, und selbst aus der Entfernung konnte er sehen, dass sie zitterte. Er beobachtete, wie sie dreimal tief durchatmete – so wie er selbst, als er zum ersten Mal mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug gesprungen war.
    Caleb entschuldigte sich bei Peggy und ging auf Lana zu. Aus der Nähe bemerkte er eine hauchdünne Schweißschicht an ihrem Haaransatz und eine leichte Gänsehaut auf ihren Armen. Ohne darüber nachzudenken, rieb er mit den Handflächen über ihre Oberarme, um sie ein wenig aufzuwärmen. »Ist mit Stacie alles in Ordnung? Du wirkst irgendwie verstört.«
    Â»Stacie geht’s gut.«
    Â»Was ist dann los?«
    Â»Mir geht’s gut.«
    Â»Du siehst aber nicht danach aus.« Er legte sein Handgelenk an ihre Stirn, um zu prüfen, ob sie Fieber hatte. Ihre Haut war kühl und klamm.
    Sie schlug seine Hand beiseite und setzte ein falsches, grübchenloses Lächeln auf. »Ich bin nicht krank. Es war einfach nur ein langer Tag.«
    Â»Ich bring dich nach Hause.« Wo er sich um sie kümmern konnte.
    Â»Gleich. Ich will erst ein bisschen mit den Kindern spielen.«
    Eines der jüngeren Mädchen entdeckte Lana und kam quietschend auf sie zugerannt, um sich ihr um den Hals zu werfen. »Lana ist da!«, riefen ein paar Kinder, die Lana ebenfalls entdeckt hatten.
    Ihr falsches Lächeln wich einem aufrichtigen Lachen. Ihre Grübchen kehrten zurück, während Lana die Aufmerksamkeit von rund zehn Kindern in sich aufsog. Ausgiebige Umarmungen in alle Richtungen folgten, bis man ihr die Chance gab, die Turnhalle zu betreten.
    Â»Gibst du uns heute Malunterricht?«, fragte ein etwa siebenjähriger Junge. Er trug ein dreckiges T-Shirt und Jeans mit jeder Menge Löchern. Seine Hände waren übersät mit grünem

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