Die Last der Schuld
Hände in die Taschen, um weitere Versuche Karas, ihre Hand schütteln zu wollen, von vornherein zu vereiteln. »Und was machen Sie beruflich?«
»Ich arbeite als Daytrader. Sie wissen schon, Aktien und Optionen.«
Lügnerin! Lana wollte sie anschreien und ihr die Augen auskratzen, für das, was sie ihr angetan hatte, aber sie riss sich zusammen. »Klingt spannend.«
»Es hat durchaus seinen Reiz. Aber ich glaube, die Arbeit mit den Kindern hier ist weitaus ⦠lohnender. Meinen Sie nicht?
Um nichts in der Welt würde Lana sie mit den Kindern allein lassen. Schon die Vorstellung verpasste ihr eine Gänsehaut. »Peggy hat Ihnen die Regeln bereits erklärt, oder?«
»Sie meinen, dass ich in den ersten drei Monaten nichts mit den Kindern unternehmen darf?«
»Genau. Sie können uns beim Aufbauen und Wegräumen helfen, aber wir legen groÃen Wert darauf, mögliche Psychopathen von vornherein auszusortieren.«
»Ich dachte, dazu wäre die Hintergrundprüfung da?«
»Wir sind eben doppelt vorsichtig.«
»Gut zu wissen. Man will schlieÃlich keine unangenehmen Ãberraschungen erleben.«
Zu spät.
Kara legte den Kopf schräg. »Sie kommen mir irgendwie bekannt vor. Sind wir uns schon mal begegnet?«
Lana spürte, wie ihr die Säure im Hals hochstieg. Sie musste dringend hier raus. »Nein, ich glaube nicht.«
»Ich könnte schwören, dass ich Sie schon mal gesehen habe.«
»Vermutlich in der Zeitung.«
Lana griff nach der Türklinke, doch Kara war schneller. Ihre Hände stieÃen kurz vor der Tür aneinander â Karas war kalt wie die eines Reptils.
Ihre Stimme hingegen war warm und geschmeidig. »Es ist so aufregend, hier zu sein. Wir beide werden sicherlich viel Zeit miteinander verbringen.«
Nur über Lanas Leiche. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Situation drohte ihr über den Kopf zu wachsen. Sie musste dringend hier raus und nachdenken â sich überlegen, was sie nun tun sollte.
Sie lieà zu, dass Kara ihr die Tür öffnete, um keine weitere Berührung zu riskieren. Als sie auf den Flur trat, erwartete Caleb sie bereits. Sobald er sie erblickte, runzelte er die Stirn und kam auf sie zu.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
»Bestens.«
»Du siehst aber nicht gerade danach aus.«
Hinter Calebs Rücken redete Kara mit Peggy. Die ältere Frau schmunzelte über Karas Worte, und Kara legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Lana wandte den Blick ab. Sie konnte es nicht mit ansehen, wie diese Terroristin ihre Freundin berührte.
Sie musste dringend hier weg und nachdenken. Sich sammeln. Caleb hatte sie zu genau im Visier. Er würde merken, dass etwas nicht stimmte, und ihre Tarnung auffliegen lassen. Das durfte sie nicht riskieren.
»Stacie macht mir immer noch Sorgen. Ich werde sie anrufen. Ich geh nur schnell zurück in eins der Büros, um zu telefonieren.«
»Willst du, dass ich mitkomme?«
»Nein. Ich bin in ein paar Minuten wieder da«, erwiderte Lana.
Sie hatte das Gefühl, nicht einmal eine Ewigkeit würde ausreichen, um ihre Nerven zu beruhigen, doch sie musste es zumindest versuchen.
Caleb nickte feierlich. »Bleib nicht zu lange, oder ich komme dich holen.«
Na groÃartig! Als stände sie nicht schon genug unter Druck.
»Warte hier«, trug sie ihm auf und ging zurück zu den Büros. Sie betrat das erstbeste und schloss sich ein.
Kara war hier â hier in der First Light Foundation.
Die Panik raubte ihr den Atem und drohte sie zu überwältigen. Sie lieà sich zu Boden sinken und zog die Beine an den Körper, um so wenig Raum wie möglich einzunehmen. Wenn sie sich nur klein genug machte, würde Kara sie vielleicht nicht finden.
Sie keuchte. Hyperventilierte. Ein leises, angstvolles Wimmern drang ihr mit jedem hastigen Atemzug über die Lippen.
Was, wenn Kara sie hörte? Was, wenn sie auf der anderen Seite der Tür stand und lauschte?
Lana legte sich eine Hand vor den Mund und atmete durch die Nase ein und aus. Langsam kroch sie in den hintersten Winkel des Büros, weg von der Tür. In sich zusammengekauert, die Arme um die Beine geschlungen, wiegte sie sich vor und zurück. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so sitzen blieb, doch allmählich beruhigte sich ihr Atem, und sie bekam ihre Panik unter Kontrolle.
Sie musste nachdenken.
Von dem Augenblick an, als Lana in
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