Die Last der Schuld
jemals belästigt, Lana?«
Er konnte sehen, wie sich ihre Miene verschloss. Keinerlei Gefühlsregung. Nur die neutrale Maske einer Schaufensterpuppe. »Nein.«
»Ich kann ein paar deutliche Worte mit ihm wechseln. Ihm klarmachen, dass er dich in Ruhe lassen soll. Wenn wir das Gespräch beendet haben, wird er einen groÃen Bogen um dich machen, das garantiere ich dir.«
»Wag es ja nicht! Ich will nicht, dass du dich da einmischst. Phil ist absolut harmlos.«
»Da bin ich mir nicht so sicher, vor allem nach der Sache mit Stacie.«
» Du musst dir auch nicht sicher sein.«
»Versprich mir, dass du es mir sagst, wenn er dich belästigt!«
Sie zögerte einen Moment, als wollte sie ihm widersprechen, doch dann sagte sie: »Okay. Ich verspreche, ich werde es dir sagen, wenn Phil mich belästigt.«
Caleb nickte, doch er war keineswegs zufrieden. Lana verschwieg ihm irgendetwas, doch er hatte keine Ahnung, was. Es machte ihn wahnsinnig, ihre wahren Gefühle hinter der Fassade nicht deuten zu können.
Sie lieà ihn einfach stehen, um sich zu den Kindern zu gesellen, die an einem Tisch Bilder malten. Caleb hielt sich im Hintergrund und beobachtete, wie sie mit den Kindern redete und ab und zu einen Stift in die Hand nahm, um ihnen beim Ausmalen zu helfen. Eines der Mädchen bat sie, ein Hundebaby für sie zu malen, und Lana lächelte nachsichtig. »Okay, setz dich neben mich und mal mir nach«, forderte Lana das Mädchen auf.
Die Kleine starrte auf das Blatt Papier, als würde sie ein Wunder erwarten, doch Lana zögerte. Der Buntstift in ihrer Hand zitterte, und sie schloss die Augen, als würde sie innerlich kapitulieren. »Meine Hand ist so müde. Darf ich deine benutzen?«
Das Mädchen nickte glücklich, während Lana sie auf den Schoà nahm und ihre kleine mollige Hand über das Papier führte. Das Hundebaby, das sie zusammen zeichneten, wirkte ein wenig verzerrt, aber das Mädchen stürmte überglücklich davon, um es ihrem groÃen Bruder zu zeigen, der mit den anderen Jungs Basketball spielte.
Caleb blickte zurück zu Lana und sah den gequälten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Er dachte an die Zeichnungen in ihrer Wohnung â wie lebensecht sie wirkten â und fragte sich, ob wohl irgendetwas mit ihren Händen passiert war, das sie davon abhielt zu zeichnen. Ihre linke Hand war in Armenien gebrochen worden, doch ihre rechte hatte nur Blutergüsse davongetragen. Das wusste er mit absoluter Sicherheit, da er sie im Krankenhaus stundenlang gehalten hatte, während er um Lanas Ãberleben bangte.
Ohne darüber nachzudenken, legte er seine Hände auf ihre zierlichen Schultern. Sie fühlte sich zerbrechlich an, doch Caleb wusste, dass dieser Eindruck täuschte. Lana Hancock war aus gehärtetem Stahl.
Ihr Körper schien sich unter seiner Berührung anzuspannen, doch sie wich nicht vor ihm zurück.
»Du wirkst müde. Lass mich dich nach Hause bringen«, schlug er vor.
Er konnte ihren Seufzer spüren. Ihre Schultern hoben und senkten sich in einem langen, tiefen Atemzug. »Ich muss zurück ins Büro â das Chaos beseitigen und retten, was zu retten ist.«
»Du bist völlig fertig. Lass es für heute gut sein!«
»Ich wünschte, das könnte ich, aber ich hab verdammt viel zu tun, und jetzt, wo Stacie im Krankenhaus liegt ⦠«
»Lass es für heute gut sein, dann gehe ich dir morgen zur Hand. Ich bin zwar nicht Stacie, aber vielleicht kann ich dir trotzdem helfen.«
Sie drehte sich um und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, um zu ihm aufzublicken. Auf ihrem Gesicht lag ein unbeschreiblicher Ausdruck â eine Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung â , der in ihm das Bedürfnis weckte, Lana in den Arm zu nehmen und ihr Leben in einen glücklicheren Ort zu verwandeln. »Ich wünschte, das könntest du, Caleb. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr.«
9
Karas Hand zitterte vor Erregung, als sie Marcus Larks Nummer wählte. Sie war sich nicht sicher, ob es ihm gefallen oder ihn ärgern würde, dass Caleb Stone in der Stadt war, doch beide Möglichkeiten waren auf ihre eigene Weise erregend.
»Hallo, Liebling«, antwortete Marcusâ tiefe Stimme aus tausend Kilometern Entfernung.
Kara genoss den Schauder, der ihr beim Klang seiner Stimme über den Rücken lief. »Ich vermisse dich«, sagte
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