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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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empfand, in den grünen Augen zu lesen, die sich vor Zorn verdunkelten, wann immer der Name ihres Gemahls oder Wulfs von Katzenstein fielen. Ich bin seiner Verehrung nicht würdig, dachte Katharina und nahm dankbar die mit einem roten Brei gefüllte Schüssel entgegen, welche die Wirtin mit einem Knicks vor ihr abstellte. Auf ihre Bitte hin hatte diese einen Krug Milch erhitzt und mit Honig gesüßt, und kaum füllte das dampfende Getränk den tönernen Becher vor ihr, setzte Katharina ihn genüsslich an die Lippen. Heiß und würzig rann der Trunk ihre Kehle hinab und sammelte sich schwer in ihrem Magen, der ein hungriges Knurren von sich gab.
    Da ihre beiden Tischgenossen schweigend in ihrem Frühstück stocherten, hing Katharina weiter ihren Gedanken nach. Was, wenn sie einfach der Macht ihres Gemahls trotzen und mit ihrem Kind fliehen würde?, fragte sie sich, während sie hungrig die mit Zimt gewürzte rote Grütze löffelte. Wie weit reichte Ulrichs Macht tatsächlich? Schon oft hatte sie darüber nachgegrübelt, wie einflussreich ihr Gemahl wirklich war, und wie viel von dem, das er ihr prahlerisch erzählt hatte, ein Wunschbild des halben Grafen war. Sie schmunzelte, als sie sich diesen Ausdruck bildlich vorstellte. All die winzigen Grafschaften und Herzogtümer, die Deutschland zu einem Flickenteppich machten, mussten es doch möglich machen, Zuflucht bei einem Gegner Ulrichs zu finden. Doch auf der anderen Seite würde sicher kein anderer Landesherr eine Frau, die ihren Gatten betrogen hatte, aufnehmen und ihr Schutz gewähren. Sie seufzte lautlos und trank erneut einen Schluck der köstlichen Milch. Ganz egal, wie sehr sich die Männer um Macht und Einfluss stritten, dachte sie grimmig, sie würden sich immer gegen eine Frau stellen, die versuchte, ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen! Denn, und das predigten sowohl die Priester als auch die Mönche: Die Wurzel allen Übels lag bei den verführerischen Weibern.
    Da sie die Schale inzwischen geleert hatte, wischte sie die Überlegungen energisch beiseite und beschloss, einen anderen Weg zu finden, um den kleinen Wulf vor der Rache des Grafen zu bewahren. Irgendwie würde es ihr gelingen, ganz gleich, welche Kompromisse sie dafür eingehen musste. Zur Not würde sie das Kind Anabel anvertrauen und diese bitten, es in die Obhut eines Ordens zu geben. Da das Mädchen den Säugling mit der Liebe und Sanftheit einer Mutter behandelte, wäre er bei ihr sicherlich so lange in guten Händen, bis sich Heilige Schwestern um ihn kümmern konnten. Der Gedanke vertiefte sich. Am besten wäre es, den Knaben in die Obhut eines Einsiedlerordens zu übergeben, um ihn gleichzeitig vor der immer mehr um sich greifenden Pest zu bewahren. Die Furcht, die Katharina so lange erfolgreich verdrängt hatte, keimte erneut auf, als sie sich fragte, welcher glücklichen Fügung sie es zu verdanken hatte, dass bisher keiner von ihnen an dieser grässlichen Seuche erkrankt war. Sie unterdrückte ein Schaudern. Wenn es ihr gelingen sollte, Anabel dazu zu bewegen, ihre Familie für eine kurze Zeit zu verlassen, um diesen Auftrag auszuführen, dann wäre auch Wulfs Sicherheit vor den Schergen des Grafen gewährleistet. Denn wie sollte Ulrich jemals eine Verbindung zwischen einer Bürgerstochter und dem Bastard seiner Gemahlin herstellen?
    Verstohlen betrachtete Katharina unter gesenkten Lidern die junge Frau. Zwar ließen die geröteten und verquollenen Augen vermuten, dass Anabel erst vor Kurzem geweint hatte, doch vielleicht war dieser Umstand von Vorteil für sie. Wenn das Mädchen Schwierigkeiten hatte, wäre es vielleicht eher bereit, dem Wunsch der Gräfin gegen eine großzügige Belohnung zu entsprechen. Ein Stich des Gewissens ließ sie den Blick wieder senken und sich der Selbstsucht schelten. Wenn sie bereit war, die Notlage eines andern schamlos für ihre Zwecke auszunutzen, was unterschied sie dann von Menschen wie Ulrich und Wulf von Katzenstein?
    Bei dem Gedanken an ihren ehemaligen Liebhaber stiegen wie so oft seit seinem Verrat Zorn und Wehmut in ihr auf. Wie hatte sie sich nur so in dem Ritter täuschen können? Als ob ihr Körper sie für die Erinnerung bestrafen wollte, zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen und drohte, das Essen wieder von sich zu geben. Erschreckt über die Heftigkeit der Reaktion lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Wand des Kamins und genoss die Wärme, die daraufhin ihre Gliedmaßen durchströmte. Zum Teufel mit Wulf!, dachte sie wütend

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