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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Grafen von Württemberg zu bewahren!
    Beinahe alle Adressen, welche die Begine ihm genannt hatte, befanden sich im diesseitigen Teil der Stadt, der zu Wulfs Erstaunen von Betrunkenen wimmelte. Immer wieder musste er einen Haken schlagen, um durch den Schnee torkelnden Männern in bizarren Trachten auszuweichen, die er nach einiger Zeit als Narren identifizierte. Allerdings hatten die meisten von ihnen die schweren Holzmasken inzwischen abgelegt, sodass lediglich die Schellen, Besen und Peitschen sie als das auswiesen, was sie waren. Hatten diese Menschen nichts zu arbeiten? Anders als im südlichen Teil der Stadt, der vor Geschäftigkeit brummte, erinnerte hier nichts an das bunte Markttreiben, das Wulf noch vor kurzer Zeit aufgehalten hatte. Da ihm jedoch nichts gleichgültiger war als das Leben dieser derben Menschen, ignorierte er sie weitgehend und machte sich zu seinem ersten Ziel auf.
    Obschon er nicht erwartet hatte, auf Anhieb fündig zu werden, traf ihn die Enttäuschung hart, als ihm der Wirt des Starken Bären bedauernd mitteilte, dass keine feine Dame bei ihm nächtigte. »Versucht es in der Nähe der Greifengasse«, riet er, nachdem Wulf ihm einen Silberpfennig zugesteckt hatte. »Die Goldene Gans verfügt über Räumlichkeiten, die einer feinen Dame Unterkunft bieten könnten.«
    Zuerst zauderte der Ritter, ob er dem Rat des wenig vertrauenerweckenden Wirtes sofort folgen oder erst in der Nähe weitersuchen sollte, doch dann entschied er sich dafür, sein Glück bei der erwähnten Herberge zu versuchen. Was konnte er schon verlieren außer ein paar Minuten seiner Zeit?
    In langsamem Schritt lenkte er seinen Hengst über das schlüpfrige Kopfsteinpflaster, und als er schließlich in die Greifengasse einbog, ließ ihn der Anblick eines schwer bewaffneten Wächters unter dem Schild der Taverne hoffnungsvoll aufatmen. Eine Welle der Zuversicht vertrieb die eisige Kälte, die unaufhaltsam seine Kleidung durchdrang, und als der Ritter mit der Hand am Schwertknauf zu ihm herumfuhr, erkannte er voller Erleichterung das Wappen auf dessen Brust. Unverkennbar leuchtete der silberne Elefant der Helfensteiner auf dem roten Untergrund, über den sich der Schildgurt des Wächters spannte, und auch die Farben des Mantels wiesen den Ritter als einen Mann des Grafen von Helfenstein aus.
    »Gott sei gepriesen!«, frohlockte Wulf und glitt zu Boden, um dem Wächter freudig die Hand zu reichen. »Ich muss zu Eurer Herrin.«
    Als der Mann keinerlei Anstalten machte, die dargebotene Rechte des Katzensteiners zu ergreifen, sondern diesen lediglich feindselig musterte, nahm Wulf ihn mit hochgezogenen Brauen genauer in Augenschein. »Ihr!«, entfuhr es ihm, als er den Boten erkannte, dem er die Nachricht an Katharina mitgegeben hatte.
    »In der Tat«, erwiderte der Helfensteiner kalt und bleckte drohend die Klinge. »Ihr seid hier nicht erwünscht.«
    Der Unwille über diese Provokation verschlug Wulf einen Augenblick lang die Sprache, bevor er es seinem Gegenüber gleichtat und ebenfalls das Schwert zog. »Wie könnt Ihr es wagen?«, herrschte er den ihn finster anfunkelnden Ritter an. »Vergesst nicht Euren Stand, Mann!«
    Dieser Ausspruch erntete ein kurzes, trockenes Lachen, bevor der Helfensteiner gallig ausspuckte: »Das solltet Ihr ebenso wenig. Hier geltet Ihr nichts! Und wenn Ihr Euch nicht schleunigst aus dem Staub macht, werde ich Euch die Lektion erteilen, die ich Euch schon vor Wochen hätte lehren sollen!« Die grünen Augen sprühten Funken des Hasses, als er sich Wulf kampfeslustig näherte.
    »Nehmt Vernunft an, Ihr Narr!«, knurrte Wulf, der verteidigend die Waffe hob. »Eure Herrin schwebt in großer Gefahr, und ich kann ihr helfen.«
    Der Helfensteiner schnaubte verächtlich. »Das hättet Ihr Euch etwas früher überlegen müssen«, zischte er und führte den ersten Hieb, den Wulf geschickt parierte. »Vermutlich wollt Ihr sie ihrem Gemahl ausliefern und eine Belohnung dafür kassieren.«
    Diese Beleidigung war zu viel für Wulf, und mit einem Wutschrei stürzte er sich auf den Mann, der die Linie überschritten hatte, die schon manch einen Kämpfer das Leben gekostet hatte. Alles ließ er sich gefallen, aber einen Feigling nannte ihn niemand! Rote Wut kroch in sein Blickfeld, als er die erste Regel des Kampfes missachtete und sich von seinen Gefühlen leiten ließ. Blind drosch er auf den hochgewachsenen Ritter ein, der seine Attacken abwehrte, als führte ein unmündiger Knabe die Klinge, und als Wulf nach

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