Die Launen des Teufels
hatte, bevor er auf den südlichen Teil des Bades zusteuerte, wo er Franciscus vermutete.
Der Dampf begrüßte ihn bereits vor dem Durchgang zur Schwitzkammer, wo soeben einer der Bediensteten erneut mehrere Eimer Wasser auf die erhitzten Steine gegossen hatte, welche den Gästen als Sitzgelegenheiten dienten. Wie jedes Mal, wenn er aus der relativen Frische des Korridors in den vernebelten Raum trat, spürte Conrad auf der Stelle, wie sich alle Poren seines Körpers öffneten, um diesem Kühlung zu verschaffen. Mit einer Grimasse ließ er sich auf den zu Anfang stets unangenehm heißen Steinblöcken nieder und griff sich instinktiv zwischen die Beine, um Schaden zu verhindern.
»Das ist wohl Eure größte Sorge«, lästerte Franciscus, der ebenfalls nackt aus den Schwaden auftauchte, um sich neben Conrad fallen zu lassen. »Was hat Euch so lange aufgehalten?«, fragte er vorwurfsvoll, nur um sich sofort in geheuchelter Erkenntnis an die Stirn zu fassen. »Wie dumm von mir«, schnaubte er. »Sicherlich musstet Ihr erst überprüfen, ob Cylia noch hier arbeitet.«
Die Provokation übergehend, wandte sich Conrad zu dem Abt um und legte den Kopf zur Seite. »Eure Anwesenheit hier ist ungewöhnlich«, stellte er ruhig fest und wischte sich einen Schweißbach von der Stirn, bevor dieser ihm in die Augen rinnen konnte. »Oder stimmt mein Kalender nicht und heute ist Dienstag?«
»Ihr werdet von Tag zu Tag geistreicher«, knurrte Franciscus, dem anzusehen war, dass ihm nichts ferner lag als Humor.
»Also, was führt Euch hierher?«, fragte Conrad ernster. Es musste einen wichtigen Grund für Franciscus‘ außerplanmäßigen Besuch im Badehaus geben, da dieser ansonsten streng darauf achtete, nur an den Tagen die Abtei zu verlassen, an denen sein Stellvertreter, der frauenfeindliche Henricus, mit der Aufsicht über die Abendmahlzeit betraut war. Und das war für gewöhnlich an Dienstagen der Fall.
»Ich brauchte dringend jemanden, der das Ungleichgewicht meiner Kardinalsäfte ausbalanciert«, erwiderte dieser lakonisch und beäugte Conrad mit einem listigen Ausdruck auf dem vor Nässe glänzenden Gesicht. Die ohnehin meist rosigen Wangen hatten den Ton reifer Zwetschgen angenommen, der erst am Halsansatz zu hellerem Flieder verblasste.
»Ah«, gab der Gießer ungerührt zurück und lehnte sich an die warme Wand, um genüsslich die Augen zu schließen. Einige Zeit lang herrschte Stille, und die Männer schwitzten wortlos, bis Franciscus erneut die Stimme erhob und scheinbar beiläufig meinte: »Der Bischof hat mir eine Nachricht zukommen lassen.« Als Conrad lediglich faul ein Augenlid aufschlug, setzte er hinzu: »Er wird misstrauisch. Ich kann es nicht mehr so ohne Weiteres vor ihm rechtfertigen, dass ich die Aufträge für sämtliche Glocken von hier bis Dillingen an Euch vergebe, anstatt die billigere Ware der ungarischen Gießer zu kaufen.«
Damit hatte er sich Conrads ungeteilte Aufmerksamkeit gesichert. »Was wollt Ihr damit sagen?«, brauste dieser auf. Hatte er doch fest damit gerechnet, sich beim nächsten Treffen mit dem Abt durch eine kleine Spende einen weiteren Großauftrag für das Söflinger Kloster zu sichern. »Ich habe gerade erst den Juden vertrösten müssen!« Panik ließ seine Stimme höher erscheinen.
Scheinbar abwägend signalisierte Franciscus durch einen Blick zur Decke seine Machtlosigkeit in dieser Angelegenheit, doch als Conrad sich näher an ihn heranschob, sodass er ihm beinahe auf dem Schoß saß, spielte er die Karte, mit der er gehofft hatte, an diesem Abend trumpfen zu können.
»Ein Vöglein hat mir gezwitschert, dass Euch nicht gerade viel an Eurer Tochter liegt«, säuselte er, bevor die Spitze seiner Zunge sich betont langsam über seine Oberlippe schob.
Conrad rümpfte die Nase. »Nein. Wenn sie der Preis ist, den Ihr verlangt, dann greift zu.«
»Ihr seid nicht gerade das, was man unter einem treu sorgenden Vater versteht.« Ein in allen Farben des Spektrums schillernder Tropfen löste sich von seinem Kinn und rann auf Irrwegen seine Kehle entlang, bis er in dem dichten Brusthaar verschwand.
»Lasst die Moralpredigten und kommt zum Punkt«, brauste Conrad auf, fasste sich jedoch sofort wieder und hob beschwichtigend die Hände. »Der Jude hat mich aus der Fassung gebracht«, gestand er mürrisch und Franciscus nickte Verständnis heuchelnd. »Ihr wisst, wie viel mir daran liegt, in absehbarer Zeit einen Sitz im Rat zu erlangen«, fuhr der Gießer fort und rieb sich den
Weitere Kostenlose Bücher