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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Nasenrücken. »Und ohne Geld keine Macht.« »Betrachtet das Auftragsproblem als gelöst«, versprach Franciscus, um dessen Mund ein Lächeln spielte, das an eine Katze erinnerte, die soeben eine Maus verspeist hatte. »Eine Sache ist jedoch essenziell bei dieser Vereinbarung.« Er hielt einen Augenblick inne, um mit dem nackten Zeh in einer Vertiefung im Boden zu bohren. »Ihr wisst, wie sehr Henricus es auf meinen Posten abgesehen hat. Wenn dieser frömmlerische Heuchler Wind davon bekommt, dass ich mit Eurer Tochter …« Die Fortsetzung konnte er sich sparen. »Es ist von unbedingter Wichtigkeit, dass sie weiterhin bei Euch wohnt«, spann er den Gedanken weiter. »Prügelt ihr wenn nötig ein, dass sie einem Mann Gottes zu Gehorsam verpflichtet ist und seht zu, dass sie hie und da mit Eurem neuen Lehrling allein ist.« Er zögerte kaum wahrnehmbar. »Dessen Herkunft übrigens vor dem Alderman geheim gehalten werden sollte.« Der verschlagene Ausdruck in seinen hellbraunen Augen vertiefte sich, als er zum Kern des Problems zurückkehrte. »Denn wenn sie schwanger werden sollte, muss ein Bock geschlachtet werden.« Er kicherte aufgekratzt.
    »Haltet Ihr Euren Teil der Abmachung«, brummte Conrad, »dann halte ich den meinen.« Mit einem schmatzenden Geräusch löste er den linken Oberschenkel vom rechten und stellte beide Füße auf den Boden. »Aber denkt nicht, Ihr könntet mich erpressen«, knurrte er gefährlich. »Denn der Alderman wird es sicherlich auch nicht gerne sehen, dass Ihr eine öffentliche Badeeinrichtung dazu missbraucht, Eure Bestechungsgeschäfte den Münsterbau betreffend abzuwickeln.« Mit dieser Warnung erhob er sich, tippte sich mit zwei Fingern an die Stirn und verließ den Schwitzraum, um sich vor dem Nachhausegehen ein weiteres Mal von einem der Gehilfen abseifen zu lassen.
    Als er keine halbe Stunde später erfrischt und duftend zurück auf die Straße trat, trauerte er nicht einmal dem halben Schilling nach, den ihn die Treffen mit Cylia kosteten, wenn er sichergehen wollte, das sie es war, die ihn verwöhnte. Eines Tages würde er Gertrud loswerden, schwor er sich zum wohl hundertsten Mal. Auf die eine oder andere Art und Weise, und dann würde er sich ein Weib von solcher Schönheit und Feurigkeit nehmen, dass seine Zunftbrüder vor Neid nicht nur erbleichten, sondern Ausschlag bekamen! Mit beschwingtem Schritt bummelte er nordwärts, um sich am Seelengraben nach links zu wenden und nach einigen Minuten auf sein Haus zuzusteuern, hinter dessen Fensterläden bereits pechschwarze Finsternis herrschte. Nachdem er unter einem hölzernen, mit verblühten Blumen geschmückten Balkon aufgetaucht war, trat er in den unheilvoll wirkenden, vom Nebel vertieften Schatten des Seelturms, in dessen Dachstuhl eine der von ihm gegossenen Glocken soeben den Anbruch der zwölften Stunde verkündete.
     

Kapitel 8
     
    Ein harter Tritt in die Rippen ließ Bertram mit einem Schrei aus dem Schlaf auffahren. Steif und wund von dem unbequemen Lager und seinem zweiten qualvollen Tag in der Glockenhütte, rappelte er sich mit einem leisen Stöhnen auf und sah gerade noch, wie Anselms Rücken durch die schief in den Angeln hängende Tür der lausig kalten Kate verschwand, in der Bertram sich mit Ratten, Mäusen und Kakerlaken das halb verfaulte Stroh teilte. Da er außer den armseligen Brot- und Käsekanten, die er sich auf Göswins Anraten hin eingeteilt hatte, seit seiner Ankunft unter dem Dach seines neuen Herrn noch nichts gegessen hatte, zog sich sein Magen bei der Bewegung schmerzhaft zusammen.
    »Wenn du dir keine Tracht Prügel einfangen willst«, warf der rothaarige Geselle über die Schulter zurück, »dann solltest du zusehen, dass du vor Meister Conrad am Frühstückstisch sitzt.«
    Schwach und schwindelig vor Hunger wischte der Junge sich die Augen und taumelte auf unsicheren Beinen auf den Durchgang zum Hühnerstall zu, der an den Hof anschloss, in dem er sich eine Handvoll Brunnenwasser ins Gesicht warf. Prustend und vor Kälte zitternd zupfte er eine Handvoll Strohhalme aus den Kleidern, in denen er geschlafen hatte, fuhr sich mit den Fingern durch den dunklen Schopf und steuerte auf die Küchentür zu, durch die ein Spalt Kerzenlicht auf den tauglitzernden Boden fiel. Während das Gackern der von ihm aufgeschreckten Hühner die Ochsen im Stall weckte, holte der Knabe tief Luft und betrat die wunderbar warme Küche, in der eine verhärmt wirkende junge Frau in einem Topf voller dampfenden

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