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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Schultern. »Dann solltet Ihr ein wenig besser haushalten«, bemerkte er mit einem giftigen Blick auf Conrads hochmodische Schecke, die kaum bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Auch die aus feinem Rindsleder gearbeiteten Schuhe erregten offenbar sein Missfallen.
    »Ich bin auf dem Weg zu einer geschäftlichen Besprechung«, schoss der Glockengießer mürrisch zurück und fasste sich befangen an den Gürtel, an dem eine pralle Geldkatze seine scheinbare Verzweiflung Lügen strafte. »Wenn ich meinen Kunden wie ein Bettler begegne, erweckt das nicht gerade Vertrauen.«
    Abraham lachte lautlos, bevor er Conrad, der angeekelt zurückwich, am Unterarm packte. »Gebt mir zwanzig Gulden sofort«, forderte er unnachgiebig. »Dann könnte ich eventuell in Erwägung ziehen, Eure Kreditwürdigkeit zu überdenken.« Alle Geräusche schienen den Bereich des Platzes zu fliehen, an dem sich der Glockengießer und der Jude wie zwei kampfeslustige Stiere in die Augen starrten. »Ansonsten muss ich meinen Brüdern und Vettern mitteilen, dass ein Geschäft mit Euch einen sicheren Verlust bedeutet.«
    Einige endlos erscheinende Augenblicke verharrten die beiden Männer in eingefrorener Angriffshaltung, doch das Fauchen eines Katers, der einer fetten Ratte nachsetzte, löste den Bann. »Also gut«, knurrte Conrad und schnürte den Beutel auf, um mit spitzen Fingern den geforderten Betrag in Abrahams Handfläche zu zählen. »Ihr seid ein Halsabschneider!«
    Mit einer spöttischen Verbeugung quittierte der Geldverleiher diese Beleidigung und gab ungerührt zurück: »Und Ihr seid ein Gauner, Conrad.« Er lachte meckernd. »Vielleicht könnt Ihr Eurer Familie vorgaukeln, dass Ihr bald am Bettelstab gehen müsst, doch ich habe meine Augen und Ohren überall.« Er zögerte kurz, bevor er sich umwandte und im Nebel verschwand. »Viel Vergnügen im Badehaus«, war das Letzte, das Conrad von ihm vernahm.
    »Verdammter Hundsfott«, grollte Conrad, doch das zufriedene Grinsen, das um seine Mundwinkel zuckte, nahm den Worten die Härte. Wie einfach es doch war, dieses habgierige Pack zu manipulieren, dachte er schadenfroh. Zwar hatte ihn dieser Handel zwanzig Gulden gekostet, doch stand unter dem Strich der Rechnung eine erneute Aufwertung seiner Kreditwürdigkeit, und das war alles, was zählte. Denn wie sollte er sich sonst weiterhin in den gehobenen Kreisen der Stadt bewegen, wenn ihm die Mittel fehlten, sich entsprechend auszustatten?
    Mit einem Griff an seine Rocktasche, in die er eigenhändig weitere dreißig Gulden eingenäht hatte, straffte er die Schultern und wandte sich nach Norden, um das in der Nähe der Bockgasse gelegene Badehaus aufzusuchen. Denn – ganz egal, wie er diese Information erlangt hatte – damit hatte Abraham ins Schwarze getroffen. Vorbei an eng gedrängt stehenden Katen, einstöckigen Steinhäusern und den protzigen Behausungen der Goldschmiede, schlenderte er die Gassen entlang, bis er schließlich an der reich bemalten Front des städtischen Bade- und Hurenhauses anlangte. Beim Anblick der in spielerischer Wächterpose die Tür flankierenden jungen Frauen, deren eng anliegende Kleider so tief ausgeschnitten waren, dass sie die in der Kälte keck aufgerichteten Brustwarzen frei ließen, hob seine Männlichkeit umgehend hungrig das Haupt. »Willkommen, Meister Conrad«, gurrte die ältere der beiden, deren einziges Zugeständnis an die Kleiderordnung der Stadt ein kaum vorhandener Schleier mit einem zwei Finger breiten grünen Streifen war. »Ihr seid spät heute.« Die mit einem dicken Kohlestift umrandeten, veilchenblauen Augen klimperten verführerisch, doch der Glockengießer kannte die Regeln des Hauses zu genau, als dass er sich dazu hätte verleiten lassen, die Früchte in der Auslage zu berühren.
    »Ich wurde aufgehalten«, erklärte er mit einer wegwerfenden Geste und drückte der honigblonden Prostituierten das Eintrittsgeld in die Hand.
    »Abt Franciscus wartet bereits im Schwitzbad auf Euch«, schickte sie ihm hinterher, doch trotz der Wichtigkeit, welche der Ordensvorsteher für Conrads Geschäft darstellte, steuerte dieser direkt auf einen der abgetrennten Baderäume zu. Er musste sich zuerst Erleichterung verschaffen, ansonsten hatte er keinen klaren Kopf.
    »Schick nach meinem Kebsweib«, befahl er dem Knaben, der als Badegehilfe fungierte. »Ich benötige deine Dienste heute nicht.«
    Mit einer knappen Verbeugung stob der Junge, dem Conrad einen Pfennig zugesteckt hatte, in das im Schummerlicht

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