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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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schnell als möglich wieder gesund wird«, bat er mit einem letzten Blick auf die Schlafende. »Dann sollt Ihr reich belohnt werden.«
    »Sie muss mindestens noch zehn Tage hier bleiben«, erwiderte Guta ungerührt. »Die Gefahr, am Kindbettfieber zu erkranken, ist beim ersten Kind besonders hoch.« Als der Mann aufbrausen wollte, hob sie gebieterisch die Hand und setzte hinzu: »Ich weiß, wer sie ist. Aber das ändert nichts daran, dass sie sehr krank ist. Wenn Ihr sie in diesem Zustand mitnehmt, wird sie mit Sicherheit sterben.« Damit war das Thema für sie erledigt, und sie wandte dem Ritter den Rücken, der mit einem Brummen auf den Ausgang zusteuerte, durch den er kurz darauf verschwand. »Du kannst nach Hause gehen, Anabel.« Schwester Adelheids Stimme ließ die junge Frau zusammenfahren. »Die Tränke sind fertig. Deine Arbeit ist getan.«
    Da sie sich vor Müdigkeit kaum mehr aufrecht halten konnte, nickte Anabel dankbar, räumte Schwämme und Flaschen auf und machte sich gegen die sechste Stunde auf den Heimweg. So früh war sie schon lange nicht mehr nach Hause gekommen, dachte sie, während sie durch den kniehohen Schnee stapfte. Den ganzen Tag über hatte es ohne Unterlass geschneit, sodass die gesamte Stadt mit einem eintönigen, weißen Mantel bedeckt war. Selbst die Leichenkarren zierten beinahe putzig anmutende Häubchen des weißen Zaubers, doch die Reinheit des jungfräulichen Schnees war schon an vielen Stellen dem schmutzigen Gelbbraun des Unrates gewichen. Während sich Schuhe und Röcke innerhalb kurzer Zeit vollsogen, bemühte sich Anabel, nicht vom Weg abzukommen, da unter der täuschend flauschigen Decke tückische Stolperfallen lauerten.
    Als sie schließlich vor der Glockenhütte anlangte, schmerzten ihr die Schienbeine von der ungewohnten Anstrengung, doch kaum hatte sie den Eingangsbereich betreten, überkam sie ein solch unbeschreibliches Gefühl der Beklemmung, dass alle körperlichen Beschwerden verblassten. Unheil lag in der Luft. Mit rasendem Herzen riss sie die Tür zum Innenhof auf, rannte am Brunnen vorbei und stürmte in die verwaist daliegende Küche, die wirkte, als habe ein Kampf in ihr stattgefunden. Irgendetwas Furchtbares musste vorgefallen sein! Zwar prasselte das Feuer im Kamin neben dem Esstisch, doch ließen sowohl das Durcheinander auf dem Boden als auch die achtlos zur Seite gestoßenen Töpfe darauf schließen, dass etwas den Alltag der Familie gestört haben musste. Beim Anblick eines Haufens blutiger Lappen in einer Ecke stockte Anabel das Herz, und sie hastete ohne nachzudenken auf die Schlafkammer ihrer Geschwister zu, durch deren Tür ein schmaler Lichtspalt auf den gestampften Lehmboden fiel. Sie hatte gerade die Schwelle übertreten, als sie entsetzt innehielt. Schwitzend und zitternd lagen ihre drei Geschwister in den kleinen Bettkästen, die Gertrud nebeneinander gerückt hatte, um ihnen leichter kühle Tücher um die Beine wickeln zu können. Furchtbare Hustenkrämpfe schüttelten die zerbrechlich wirkenden Körper der Kinder, die sich erschöpft und ausgelaugt in die Kissen zurücksinken ließen, die bereits rot gefärbt waren von dem blutigen Auswurf. Die erschreckende Blässe der beiden Jüngeren ließ vermuten, dass die Krankheit bei ihnen bereits weiter fortgeschritten war als bei Uli, in dessen grauen Augen so viel Furcht lag, dass Anabel sich zu ihm hinabbeugte, um ihn an ihre Brust zu pressen.
    »Seit wann?«, stieß sie heiser hervor und wiegte den vor Fieber glühenden Knaben.
    »Ida und Johann seit heute Mittag, Uli seit zwei Stunden.«
    Gertruds Augen glänzten nass im Licht der Kerzen. »Aber das ist nicht alles«, setzte sie erstickt hinzu und ergriff Anabels Hand mit der ihren. Erschreckt über die eisige Kälte der knöchernen Finger, wäre die junge Frau um ein Haar zurückgezuckt, doch der Ausdruck in Gertruds schmerzerfülltem Blick hielt sie auf der Stelle fest. »Bertram«, hauchte ihre Stiefmutter mit einem Schluchzen. »Conrad hat ihn halb totgeschlagen.« Einige Momente blieben die Worte bedeutungslose Hülsen, bis Anabels Verstand schließlich die Tragweite des Unglückes erfasste, das über ihr Heim hereingebrochen war. Mit einem beinahe tierischen Laut schlug sie den Handrücken vor den Mund und starrte Gertrud an, als habe diese ihr soeben eröffnet, die Braut des Teufels zu sein. »Was habe ich getan?«, flüsterte sie schließlich matt und ließ sich auf die Knie sinken, da ihre Beine den Dienst versagten. »Was für ein

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