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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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entflohenen Strähne ignorierend, heftete sie den Blick der blauen Augen starr auf die ordentlich aufgereihten Flaschen, Tiegel und Beutelchen und versuchte, den Aufruhr in ihrem Inneren zu ignorieren.
    Dank der Naschsucht des scheinbar unersättlichen Gaudenz, der den Vorschlag der Äbtissin, erst nach einem sehr späten Mittagessen aufzubrechen, freudestrahlend angenommen hatte, hatte sich ihre Abfahrt aus Söflingen bis zum Einbruch der Dämmerung verzögert. Diese Tatsache hatte Anabel mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Furcht erfüllt, da zu erwarten war, dass ihr Vater bei ihrer Heimkehr entweder betrunken oder außer Haus sein würde. Als sie mit Bertram die Glockenhütte erreicht und den Ochsen im Stall versorgt hatte, war ihr ein Stein vom Herzen gefallen, als sie lediglich Gertrud und den sechsjährigen Uli in der Küche angetroffen hatte, da Conrad sich schon vor Stunden in eine der unzähligen Herbergen der Stadt begeben hatte und ihre beiden jüngeren Geschwister bereits im Bett waren.
    »Sie haben heute beide über Kopfweh geklagt«, hatte Gertrud mit nur schlecht überspielter Sorge festgestellt und mit einem Blick auf Uli augenblicklich hinzugefügt: »Vermutlich haben sie sich erkältet.«
    Da es Anabel beinahe unmenschliche Beherrschung gekostet hatte, Bertram eine gute Nacht zu wünschen, als ob nichts zwischen ihnen geschehen wäre, hatte sie sich dankbar in die Aufgabe geflüchtet, Gertrud beim Knacken einer Schüssel Nüsse behilflich zu sein, die sie noch am selben Abend in einen mit Honig und getrockneten Weintrauben verfeinerten, süßen Brotteig eingebacken hatte.
    Als sie schließlich das überfüllte Lazarett betreten hatte, hatte sie sich auf der Stelle auf die Suche nach Guta Staiger gemacht, die sie mit tränenfeuchten Augen am Lager der in der Nacht verstorbenen Marthe Ehinger vorgefunden hatte. Sie hatte die Meisterin gerade um ein Gespräch unter vier Augen bitten wollen, als der Tonsor aufgescheucht in den Raum gehastet war und lautstark nach Paulus verlangt hatte.
    »Der Abt ist krank«, hatte er atemlos hervorgestoßen und war mit wallender Kutte weiter in Richtung Inneres gestürmt, aus dem er keine fünf Minuten später mit dem Infirmarius im Schlepptau zurückgekehrt war. »Er hat um Aderlass gebeten.« Mit fest aufeinandergepressten Lippen hatte Paulus seine Utensilien zusammengepackt, die blutige Fliete in den Gürtel gesteckt und Anstalten gemacht, in Richtung Abthaus zu rauschen, als Guta Staiger die Frage gestellt hatte, die Anabel prompt durch den Kopf geschossen war. »Ist es etwas Ernstes?«
    Ein Stachel der Reue bohrte sich in Anabels Herz, als ihr mit einem Schrecken klar wurde, dass sie sich mit jeder Faser ihres Seins eine positive Antwort erhoffte.
    »Er hustet seit zwei Tagen.« Der Tonsor zuckte die Schultern. »Und seit heute Morgen hat er Schüttelfrost.« Damit zog er den Infirmarius am Ärmel und drängte ihn in Richtung Ausgang, durch den die beiden kurz darauf verschwanden. Da sie seitdem nicht zurückgekehrt waren, stand zu vermuten, dass es Franciscus schlechter ging als zuvor, und während Anabel Kräuter hackte, Salben rührte und Schwester Adelheid zur Hand ging, kämpfte sie mit dem in ihr aufsteigen wollenden Gefühl der Erleichterung und Befreiung. Wenn Franciscus an der Pest erkrankt war, würde er sie ganz gewiss nicht mehr belästigen! Um ein Haar hätte sie sich mit dem kleinen Messerchen, mit dem sie getrocknete Schlehenblüten, Anemonen und Sonnentau hackte, die Fingerkuppe abgetrennt, als sie unverhofft ein Zittern durchlief. Sollte Gott ihn endlich für seine Sünden bestraft haben?, fragte sie sich hoffnungsvoll und füllte einen weiteren Tiegel mit dem heilkräftigen Kräutergemisch. Hatte er Erbarmen mit ihr? Sie schluckte mühsam, als ihr ein Hauch des schweren Suds in die Nase stieg, den Schwester Adelheid über einer kleinen Feuerstelle angesetzt hatte, und augenblicklich wanderten ihre Gedanken in eine weniger erfreuliche Richtung.
    Wann würden sie und Bertram erkranken? Wenn die Seuche eine Strafe Gottes darstellte, dann verdienten sie sie doch gewiss genauso wie all die anderen Sünder, die für ihre Verfehlungen büßen mussten. Sie wollte gerade ein Gebet flüstern, als ein Aufruhr im Hospital sie mit ihrer Arbeit innehalten und neugierig um die Ecke lugen ließ. Die Zeit seit ihrer Ankunft war wie im Fluge verstrichen, und inzwischen näherte sich bereits das Ende des zweitkürzesten Tages des Jahres. Den heftigen Protest

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