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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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»Oder, falls doch, dann kommen sie für ihn leider zu spät. Es ist wirklich beschissen, was? Man verliert jemanden und kann um ihn noch nicht mal richtig trauern, weil er offiziell noch nicht tot ist.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Pascoe. Er stand auf, schenkte einen Drink ein und brachte ihn Ellie. Bevor er ihn ihr überreichte, umarmte er sie und zog sie zu sich heran. Nach einer Weile entwand sie sich und nahm ihm das Glas ab. »Danke. Das hat gut getan. Und das auch.«
    »Gehört zum Service«, sagte er. »Aber tu mir einen Gefallen: Wenn du mal wirklich Hilfe suchst, dann geh nicht zu Ms. Amaryllis Haseen!«
    »Nein? Von ihrem Geschlecht mal abgesehen, welche objektiven Fakten kannst du für diese Rufschädigung gegen eine kompetente, hoch renommierte Wissenschaftlerin vorbringen?«
    Pascoe versuchte festzustellen, wie viel Eigenironie in Ellies Äußerung lag, konnte aus ihrer Miene nichts herauslesen und beschloss, kein Blatt vor den Mund zu nehmen.
    »Vielleicht bin ich ein wenig hart«, sagte er. »Franny hat schon andere aufgeweckte Leute in die Irre geführt. Hör dir das an:
Das Subjekt bekundete eine umfassende mentale Ignoranz hinsichtlich der Interpretation des offenkundig zunehmend exzentrischen Verhaltens seines Vaters. Er sagte: ›Alles, was mein Vater tat, wurde ihm von meiner Mutter nie angerechnet, im Gegenteil, sie hat es absichtlich falsch aufgefasst. Wenn er von zu Hause fort war und sich auf einer seiner gefährlichen Missionen befand, von denen er uns nichts erzählen durfte, wurde sie sehr wütend und sprach davon, dass er mal wieder abgehauen sei und sich mit seinen Weibern und seinem Schnaps rumtreibe. Sie weigerte sich sogar, mit ihm nach London zu fahren, als ihm ein Orden verliehen wurde. Er wollte mich mitnehmen, aber das ließ sie nicht zu, ich weiß nicht, warum.‹
Und Ms. Haseen nimmt das für bare Münze! Ich weiß, wie gut Roote andere manipulieren kann, aber ein Profi sollte so was doch durchschauen.«
    »Was lässt dich so sicher sein, dass er sie manipuliert?«, fragte Ellie.
    »Was? Ach, du meinst, dass Roote Senior wirklich ein MI 5-Undercover-Agent war, der tapfer im Kampf gestorben ist? Gut, dann will ich dir die Augen öffnen.«
    Er griff sich seine Akte und blätterte durch die Papiere.
    »Hier haben wir es ja, Rootes Vater war ein Beamter, ist gestorben, als sein Sohn zwei Jahre alt war. Bestätigt, was Roote in seinen Briefen mehrmals selbst äußert – er hat seinen Vater so früh verloren, dass er keinerlei Erinnerungen an ihn hat.«
    »Was ist das denn, Peter?«, sagte Ellie und starrte auf die Akte.
    »Das?«, sagte Pascoe, dem plötzlich einfiel, dass Dalziel nicht der Einzige mit scharfen Augen war, vor dem man wohlweislich gewisse Dinge am besten verbarg. »Ach, nur ein paar Notizen über Roote, die ich rumliegen habe. Scheint mir ganz vernünftig zu sein, darin die Briefe aufzubewahren.«
    »Für ein paar Notizen sieht das aber sehr umfangreich aus«, sagte Ellie. »Und die Notiz, aus der du das Zeug über Roote Senior hast …?«
    »Na ja, das ist eigentlich die Kopie von Rootes College-Akte, lediglich Hintergrundmaterial …«
    »Du meinst, vom Holm Coultram College?«, sagte Ellie. »Diese Aufzeichnungen sind vertraulich!«
    »Komm schon! Er galt als Verdächtiger in einem schwer wiegenden Fall.«
    »Ach ja. Du hast nicht zufällig auch noch gleich meine Akte kopiert, oder?«
    »Nein, richtig subversives Material bewahre ich in der Dienststelle im Safe auf«, sagte Pascoe.
    Sie lächelte, nur ein wenig gezwungen, nachdem ihr eingefallen war, dass trotz allem Weihnachten war.
    »Genug der Fachsimpelei«, sagte sie. »Ich dachte mir, wir beginnen relativ früh mit der Fütterung, damit wir die Kalorien wieder abmarschieren können, solange es noch ein wenig hell draußen ist, okay?«
    »Nichts dagegen«, sagte Pascoe. »Ich schau mal raus, um mir mit den beiden Ungeheuern ein wenig den Appetit anzuregen.«
    »Bring Rosie einen Schal mit. Sie ist schon ganz blau angelaufen, aber sag ihr das nicht, sonst besteht sie drauf, sich noch auszuziehen, um dir zu beweisen, dass ihr nicht kalt ist.«
    »Kann mir gar nicht vorstellen, von wem sie das hat«, sagte Pascoe.
    Er erhob sich, in der einen Hand
Dunkle Zellen
, in der anderen seine Akte, die er hochhob, als er zur Tür eilte. »Siehst du, kaum was drin! Ich weiß, ich bin vielleicht etwas besessen von dem Kerl, aber ist es nicht zweckmäßig, ihn ein wenig im Auge zu behalten, wenn er mich schon

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