Die Launen des Todes
sie am besten konnte, ich öffnete eine Flasche Wein, zwei eigentlich, zum Runterspülen, Myra bereitete Käseomelette, köstlich, die besten, die ich seit Jahren gegessen habe, du musst dir also keine Sorgen machen, dass ich hier verhungere, weil ich deine Bohnen auf Toast verschmäht habe.«
Er konnte sich nicht erinnern, explizit Bohnen auf Toast erwähnt zu haben, war aber so sehr darüber erleichtert, dass es Rye wieder besser ging, dass er keinen Protest einlegte. Mit Myra Rogers auf der einen und Mrs. Gilpin auf der anderen Seite besaß Rye nun eine doppelte Verteidigungslinie, falls der Scheiß-Künstler Penn wieder zu randalieren anfing.
Als er Rye am Abend des Sechsundzwanzigsten besuchte, hatte sie sich wieder vollständig erholt, und alle Weihnachtsfreuden, die traditionellen wie individuellen, auf die er sich gefreut hatte, mundeten nach dem Aufschub noch besser.
»Das ist alles, was ich will, Hat«, flüsterte sie ihm zu, als sie sich nach ihrem Liebesspiel an ihn klammerte. »Hier will ich sein, hier, du, ich, in kuscheliger Wärme, in Sicherheit, für immer.«
Sie lag auf ihm, zog ihn mit Armen und Beinen so fest an sich, dass es schmerzte, aber um nichts in der Welt hätte er es zugeben wollen. Bereits zu Beginn ihrer Bekanntschaft hatte er gewusst, dass sie es war, die eine. Ohne sie wäre sein Leben … ihm fehlten die Worte, um zu beschreiben, wie sein Leben dann wäre. Er wusste nur, er würde ihr alles geben, was sie von ihm wollte. Selbst als sie einschlief, blieb ihre Umklammerung so fest wie zuvor, und als sie in den frühen Morgenstunden erwachte und erneut seinen Körper zu erkunden begann, stellte sie fest, dass sich seine Glieder völlig verkrampft hatten.
»Mein Gott, Hat, Lieber, was hab ich nur mit dir gemacht? Warum hast du mich nicht weggeschoben?«
»Wollte es nicht«, versicherte er ihr. »Mir geht’s wunderbar. O Scheiße!« So lautete seine Reaktion auf den stechenden Schmerz, der in sein linkes Bein fuhr, als er es zu strecken versuchte.
Sie zog die Bettdecke weg, setzte sich breitbeinig auf ihn und ließ ihm eine eingehende Massage zukommen, die erst für Entspannung und dann für Erregung sorgte.
»Hier ist ja noch was ganz steif«, sagte sie und strich mit der Hand über seine Lende. »Das bedarf besonderer Behandlung.«
»Ja, das stört mich schon seit Jahren«, sagte er. »Ich glaube nicht, Frau Doktor, dass Sie da sehr viel Erfolg haben werden.«
»Wenigstens können wir’s umwickeln und warm halten«, sagte sie. »So etwa …«
Und Weihnachten war wieder durch und durch fröhlich.
Am nächsten Tag war Rye wieder in der Bibliothek. Während viele Arbeitgeber sich dem Unvermeidlichen fügten und die gesamte Ferienzeit über ihren Betrieb schlossen, war die Bibliotheksverwaltung von Mid-Yorkshire von anderem Schrot und Korn. Sie erkannte ganz richtig, dass es viele nicht erwarten konnten, nach der weihnachtlichen Zwangsgesellschaft wieder in die Einzelhaft der Bücher zurückzukehren.
Am Siebenundzwanzigsten herrschte in der Stadtbibliothek reger Betrieb, nur einer fehlte, was weder unbemerkt blieb noch bedauert wurde. Charley Penn.
Am späten Vormittag ging die Tür auf, und Penn kam herein. Er strebte seinem Stammplatz zu, ohne ihr seinen üblichen finsteren Blick zukommen zu lassen, und nachdem er fünf Minuten lang auf sein unaufgeschlagenes Buch gestarrt hatte, erhob er sich und kam an die Theke.
Ohne Umschweife kam er zum Thema: »Wollte nur sagen, es tut mir Leid, dass ich an Weihnachten für so viel Wirbel gesorgt habe. Ich war nicht ganz bei mir. Wird nicht mehr vorkommen.«
»Wirbel?«, sagte sie. »Ach ja, jemand hat mir erzählt, ein Betrunkener sei im Treppenhaus gewesen. Ist mir gar nicht aufgefallen, aber es freut mich zu hören, dass Sie Besserung geloben, Mr. Penn. Tritt diese sofort in Kraft, oder müssen wir bis Neujahr warten?«
Ihre Blicke trafen sich, ihrer war freimütig und offen, seiner argwöhnisch und wachsam. Keiner der beiden blinzelte, doch bevor es zum Spielplatzwettbewerb ausartete, sagte er, »hab zu arbeiten«, und drehte sich um.
»Es geht doch voran«, sagte Rye hinter ihm. »Oder?«
Wenn er überrascht war, ließ er es sich nicht anmerken, als er sich zu ihr umwandte.
»Zwei Schritte vor, einen zurück, Sie wissen ja, wie das mit Recherchen so ist«, sagte er.
»Eigentlich nicht. Ich hab mich leider noch nie so weit für eine völlig fremde Person interessiert, dass ich alles über sie wissen wollte.«
»Es
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