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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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einzige Gebiet, mit dem wir uns beschäftigen. Frère Jacques, der beileibe nicht frei ist von der religiösen Neigung zu poetischem Geschwafel, was zu Kosten systematischer Strenge geht, hat einiges Interessantes zu sagen. Wir können uns glücklich schätzen, ihm zuhören zu dürfen. Noch dazu, da wir ihn umsonst bekommen, nachdem er sich gerade auf einer Promotiontour für sein Buch befindet und sein Verleger sogar einen kleinen Betrag für entspannende Alkoholika springen lässt.«
    »Eine billige und feuchtfröhliche Veranstaltung also«, sagte Pascoe. »Also, wann genau soll die Sause steigen?«
    »Am Samstag, den neunzehnten Januar«, sagte Pottle. »Sie würden weswegen teilnehmen …?«
    »Um mal selbst einige weitere Experten in Augenschein nehmen zu können, die von Franny Roote an der Nase herumgeführt werden.«
    »Ach, ich verstehe. Sie gehen also aufgeschlossen an die Sache ran. Peter, seien Sie mit Ihrem Urteil nicht zu schnell bei der Hand. Lesen Sie Frère Jacques’ Buch. Er ist ein sehr empfindsamer Geist, der sich meiner Meinung nach nicht so leicht hinters Licht führen lässt. Und wie ich vorher schon sagte, lesen Sie auch Haseens Buch, von vorne bis hinten.«
    »Und wenn ich es tue, werde ich dann irgendeine Stelle finden, an der diese objektive Koryphäe erwähnt, dass er sie mehr oder weniger erpresst hat, den Behörden seine Überführung ins Butlin zu empfehlen?«, fragte Pascoe.
    »Peter, Sie picken sich nur die Rosinen heraus. Wenn Sie gewissen Stellen in Rootes Briefen nicht trauen, müssen Sie ihnen als Ganzes misstrauen, bis Ihnen gegenteilige Beweise vorliegen. Zu den Grundeigenschaften obsessiver Persönlichkeiten gehört die Überzeugung, dass alle anderen immer alles falsch verstehen.«
    Pascoe setzte seine Schmollmiene auf, wie Ellie sie bezeichnet hätte, die er selbst aber, wenn dazu gedrängt, als höflichen, stoischen Gesichtsausdruck eines Menschen beschrieben hätte, der alle Gegenargumente vernommen hatte und dennoch lieber seinem eigenen Urteil vertraute.
    Er sah auf die Uhr. Er hätte bereits vor fünfzig Minuten im Büro sein müssen.
    »Also, alles in allem, welche Motive verfolgt Roote Ihrer Meinung nach mit diesen Briefen?«, fragte er.
    Pottle vollführte seinen Taschenspielertrick, durch den die Glut an seinen Lippen in eine neue Zigarette verwandelt wurde, und sagte: »Schwierig. Meiner Ansicht nach gibt es da Motive, die er kennt, und welche, von denen er glaubt, dass er sie kennt, und Motive, derer er sich nur äußerst undeutlich bewusst ist. Die beste Herangehensweise für Sie wäre es wohl, wenn Sie die Dinge vereinfachten. Dazu würde ich Ihnen raten, dass Sie sich fragen, warum er Ihnen in erster Linie schreibt. Und dann, warum er Ihnen an zweiter Stelle schreibt. Und dann an dritter Stelle. Und so weiter, bis das Bild vollständig ist.«
    Er klatschte die Hände zusammen und warf sie auseinander, wodurch sich für einen kurzen Moment der Rauchschleier vor seinem Gesicht klärte.
    Aus langer Erfahrung wusste Pascoe, dass damit das Ende der Sitzung signalisiert wurde. Eine Sekunde lang verspürte er Zustimmung zu Andy Dalziels druckreifstem Kommentar über Seelenklempner und ihre Machenschaften: »Wenn mir irgendein anderer Typ solche Kopfschmerzen bereitet, würde ich ihm in die Eier treten, bis ihm die Augäpfel aus dem Schädel springen.«
    Aber es dauerte nur eine Sekunde.
    »Herzlichen Dank, Doktor«, sagte er. »Es war mir eine große Hilfe. Glaube ich.«
    »Gut. Bis zum nächsten Mal dann, wenn wir uns vielleicht auch wieder mal mit Ihnen beschäftigen.«

[home]
    8
    Die Königin
     ach dem fürchterlichen Start hatte Weihnachten Hat Bowler ungeahnte Höhenflüge beschert.
    Wie versprochen hatte er am Weihnachtstag noch mal bei Rye angerufen und eigentlich erwartet, dass sie sich wieder ins Bett gelegt hatte. Zu seiner freudigen Überraschung wurde er von ihr froh und munter begrüßt, im Hintergrund hörte er Stimmen und Musik.
    »Gibst du eine Party?«, fragte er.
    Sie lachte. »Nein, Idiot, das ist der Fernseher. Myra ist, wie ich erfahren habe, auch allein, und als sie meinte, dass sie wieder in ihre Wohnung will, um sich vielleicht diesen Film anzusehen, da dachte ich … warum um alles in der Welt schwatze ich einfach drauflos? Ich glaube, weil es mir wieder wesentlich besser geht.«
    »Toll. Hast du was zu essen bekommen?«
    »Mein Gott, du bist eine richtige Glucke! Ja, habe ich. Wir haben uns ein Weihnachtsessen gezaubert, jede machte, was

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