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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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hätte es bemerkt.«
    »Bei diesen Leuten«, sagte Novello mit sanfter Stimme, »besteht die Kunst darin, es so anzugehen, dass Sie nichts bemerken.«
    »Mein Gott. Jetzt jagen Sie mir richtig Angst ein. Aber wie auch immer, ich habe nichts zu verbergen, was sollten sie mir denn entlocken wollen?«
    »Können wir kurz in Ihr Büro gehen?«, sagte Novello.
    Sie warf einen Blick zu Penn, als sie durch die Tür hinter dem Schreibtisch gingen, der Schriftsteller allerdings schien in seine Arbeit vertieft zu sein.
    Sie schloss die Tür. »Sie dürften im Besitz der öffentlich zugänglichen Akten sein. Mr. Dalziels Ansicht nach wäre es vielleicht hilfreich, wenn Sie einen Blick auf die Vernehmungsprotokolle werfen.«
    Aus der Tesco-Tüte zog sie eine Akte.
    »Ist es auch in Ordnung, wenn ich das mache?«, sagte Rye unsicher.
    »Natürlich. Das ist so, als würde ein Polizist vor Gericht in seinem Notizblock nachsehen. Keiner kann sich immer alles genau merken. Und wenn Ihnen jemand Fragen stellt, dann wollen Sie doch nicht, dass die anderen anfangen, sich darüber Gedanken zu machen, nur weil Ihnen was entfallen ist, oder? Sie machen aus einer Fliege einen Elefanten, darin sind sie wahre Meister.«
    Dalziel hatte gesagt: »Mach ihr klar, dass sie nicht mehr zu sagen braucht als das, was sie dem Coroner gesagt hat.«
    Und Novello, die ausschließlich in das offizielle Bild des Tatorts eingeweiht worden war, wie ihn Pascoe und Dalziel bei ihrer Ankunft vorgefunden hatten, und lediglich die beglaubigte Aussage der jungen Frau kannte, nicht aber deren undokumentierte Äußerungen, verkniff sich die Frage, die sich ihr aufzudrängen begann – »könnte sie denn mehr erzählen, Sir?« –, denn es dämmerte ihr, dass ihr vor allem wegen ihrer Unwissenheit diese Aufgabe übertragen wurde. Die Lektüre der Unterlagen zum Wordman-Fall hatte den größten Teil ihrer Freizeit verschlungen, seitdem sie von Dalziel damit beauftragt worden war – nur weil er Jobs verteilte, die einen dreiundzwanzig Stunden am Tag beanspruchten, hieß das nicht, dass er nicht erwarten würde, dass man den Rest der Arbeit in die noch verbliebene Stunde stopfte.
    Am Informationsschalter klingelte jemand.
    »Hören Sie, ich muss los«, sagte Rye.
    »Gut. Behalten Sie die Unterlagen. Lesen Sie sie, wenn Sie Zeit dazu finden. Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen, wir wollen nur nicht, dass Ihnen Unannehmlichkeiten entstehen. Wir bleiben in Kontakt, falls Sie nichts dagegen haben. Vielleicht mal auf einen Kaffee?«
    Rye dachte nach, nickte dann und sagte: »Ja, könnte mir gefallen.«
    Sie begleitete die Polizistin aus dem Büro. Am Schalter stand ein großer, blonder junger Mann, der wie der hübsche jüngere Bruder von Arnold Schwarzenegger aussah. Novello warf ihm einen ebenso musternden wie bewundernden Blick zu. Als Antwort bekam sie ein Lächeln, als hätte er es, um bei Hollywood zu bleiben, von Julia Roberts geborgt.
    Halb geblendet von solch dentaler Ausstrahlungskraft blickte sie zu Rye und schürzte anerkennend die Lippen.
    »Passen Sie auf sich auf«, sagte sie.
    »Sie auch«, erwiderte Rye grinsend.
    Und während sie davonmarschierte, dachte sich Novello, wenn sich dieser Brocken als investigativer Journalist herausstellen sollte, könnte er mich ruhig auf Herz und Nieren prüfen!
     
     
     ur gleichen Zeit, als Novello die Bibliothek verließ, entspann sich etwa dreißig Meter über ihrem Kopf eine Szene, für die sich die meisten investigativen Journalisten den rechten Arm hätten abhacken lassen wollen, hätten sie dabei sein dürfen.
    Sergeant Edgar Wield näherte sich im Parkhaus des Kulturzentrums der obersten Ebene, wo er ein geheimes Treffen mit dem Teenager und Strichjungen hatte, der bis über beide Ohren in ihn verliebt war.
    Zumindest wäre es so von einigen dieser investigativen Journalisten formuliert worden, dachte sich Wield. Weshalb er an diesem Tag, auf die eine oder andere Art, die Dinge zwischen sich und Lee Lubanski klären wollte.
    Edgar Wield hatte, nach einem heiklen Start, ein sehr schönes Weihnachten verbracht.
    Sein Lebensgefährte, der Buchantiquar Edwin Digweed, hatte sich in Sachen Weihnachtsbrauchtum als Traditionalist entpuppt. Zunächst hatte Wield sich ziemlich verarscht gefühlt, als die vertrauten Umrisse ihres Cottage unter sinnlosem Firlefanz verschwanden und sie ihr kleines Wohnzimmer mit einer übergroßen Fichte zu teilen hatten, deren apogäischer Engel sich zierlich vorbeugte, da er mit

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