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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ich es sagen?) auch Beddoes den Fortschritten bei meiner Suche beipflichten würden.
    Ich muss allerdings gestehen, dass ich mich auf die Gesellschaft der anderen freute und mit lebhafter Erwartung dem
Silvesterfest
(Hogmanay!) entgegensah, das hoffentlich so werden würde wie unser
Weihnachtsfest
.
    Doch stellen Sie sich meine Betrübnis vor, als die erste Person, die ich bei meiner Ankunft zu Gesicht bekam, Frère Dierick war! Er begrüßte mich höflich und bestätigte meine Befürchtung – dass er sich zu Jacques und mir ins Chalet gesellt habe. Nun, mit mir wirst du das Zimmer nicht teilen, schwor ich mir, selbst wenn Linda dies so angeordnet hätte!
    Auch Jacques schien den Geschmack am gemeinschaftlichen Zusammenleben verloren zu haben, weshalb Dierick für einige Nächte, bis die Gästeschar im Hauptgebäude abreiste, auf dem Boden des Wohnzimmers seine Bettstatt aufschlug. Es gab dort ein wunderbares Sofa, das er hätte benutzen können, aber offensichtlich schien ihm der harte Boden zuträglicher für sein Seelenheil.
    Meine leichte Depression verschwand schnell, als ich zum ersten Mal seit der Ankunft in der Schweiz meinen Anrufbeantworter zu Hause abfragte. Dessen Anschaffung ging einzig und allein auf Linda zurück, die mich einmal anzurufen versucht hatte und nicht durchgekommen war. Was sie ernstlich verstimmt hatte, weshalb der königliche Befehl erging, ein solches Gerät anzuschaffen und es auf die Rechercheausgaben zu setzen. Aber wer anders als sie sollte mich anrufen?
    Jemand allerdings hatte es getan! Und kein Geringerer als Dwight Duerden. Zweimal sogar! Er bat mich, ihn so schnell wie möglich zurückzurufen. Natürlich rief ich sofort an und erreichte seinen Anrufbeantworter. Auch dort drüben war Silvester, wahrscheinlich war er also unterwegs und trieb das, was Kalifornier am Jahresende eben so zu treiben pflegen.
    Ich hinterließ die Nummer des Chalets, sagte ihm, dass ich während der folgenden drei Tage noch hier sei, worauf ich mich von meinem nächsten Aufenthaltsort bei ihm melden würde.
    Ich redete mir ein, es müssten gute Neuigkeiten sein; warum sonst sollte er die Mühe auf sich nehmen, mit mir in Kontakt zu treten. Vielleicht aber ist er auch nur ein höflicher Mensch und meint mich wissen lassen zu müssen, dass der Universitätsverlag der St. Poll der Meinung sei, ein Buch über einen Dichter, von dem kaum jemand je etwas gehört hatte, verfasst von einem toten Akademiker dito und zu Ende geschrieben von einem Ex-Häftling und Studenten dito dito, ist genau das Projekt, in das sie ihr gutes Geld
nicht
stecken wollten!
    Wenn ich Ihnen das nächste Mal schreibe, habe ich Ihnen vielleicht wirklich Aufregendes zu berichten.
    Nun muss ich mich für die Feier fertig machen.
    Dienstag, 1. Jan.
    Mein lieber Mr. Pascoe, hier bin ich wieder. Ihnen und Ihrer Familie ein gutes neues Jahr!
     
    Ich schloss oben mit der Aussage, Ihnen wirklich Aufregendes berichten zu können, und in gewissem Sinn kann ich das auch. Allerdings geht es nicht um Dwight, von dem ich nichts gehört habe. In Kalifornien, das uns sieben oder acht Stunden hinterherhinkt, ist er wahrscheinlich noch damit beschäftigt, in das neue Jahr hineinzufeiern. Nun gut. Geduld ist die Tugend des maßvollen Menschen.
    Aufregung jedoch gab es durchaus – oder soll ich von Erregung sprechen?
    Das Fest wurde wirklich frohgemut begangen, es gab viel Musik, viele Spiele, Tanz, jeder tat sich mit den lokalen Bräuchen seines Landes oder der sozialen Schicht hervor, der er entstammte.
    Ich war versucht, sie in einige der arkanen Sitten des Syke einzuweisen, wozu gehörte, sich auf Grundlage eines freizügig mit medizinischem Alkohol versetzten Destillats auf Kartoffelbasis um den Verstand zu saufen, entschied mich aber dagegen! Punkt Mitternacht ließen wir die Champagnerkorken knallen und küssten und umarmten uns der Reihe nach. Ich erwartete von Linda erneut einen schmerzenden Hieb gegen die Wange zu bekommen, stattdessen und zu meiner Überraschung zielte sie direkt auf meinen Mund und schob ihre, so fühlte es sich an, fünfzehn Zentimeter lange, emsige Zunge nach. Davon noch leicht benommen und taumelnd, war ich sehr froh, von Mouse nichts anderes als ein züchtiges, spitzlippiges Küsschen zu erhalten.
    Aber wie Sie sich vielleicht denken, war das nicht alles.
    In den frühen Morgenstunden verabschiedete ich mich schließlich und machte mich daran, die fünf Minuten zum Chalet zu schlendern. Das Wetter hatte sich in den

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