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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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dreien, das ist nicht schlecht«, sagte Pascoe. »Deine Schlussfolgerungen? Ich seh’s dir an deinen bebenden Nasenflügeln an, dass du zu Schlussfolgerungen gekommen bist.«
    »Sicherlich haben wir hier die perfekte Erklärung für Frannys Liebe-Hass-Beziehung zu seinem Vater. Für den Jungen ist er ein Held – die Geschichte vom Überfall im Park basiert ziemlich sicher auf einer wahren Begebenheit, wenngleich sie sich in der Erinnerung ein wenig verändert haben mag. Doch die Unfähigkeit, für seine Familie zu sorgen, führte zu Frans Vernachlässigung und seiner problembehafteten Kindheit. Er versucht ihn aus seinem Leben zu streichen, indem er behauptet, ihn nicht zu kennen. Ms. Haseen allerdings hat ihn durchschaut. Und seine obsessive Beziehung zu dir entspringt vor allem der Tatsache, dass du ebenfalls ein Bulle bist und enormen Einfluss auf sein Leben genommen hast – negativen Einfluss, weil du ihn im Syke eingebuchtet hast, positiven, weil sich für ihn nun alles zum Guten zu wenden scheint. Außerdem sucht er verzweifelt nach einer Vaterfigur. Und natürlich dürfte ihn deine Obsession mit ihm zur Annahme verleitet haben, dass du ebenfalls eine besonderen Beziehung zu ihm verspürst.«
    »Da hat der Dreckskerl allerdings Recht«, sagte Pascoe.
    »Komm schon, Peter. Lass es gut sein. Ich leugne nicht, dass seine Briefe ein spöttisches Element enthalten, aber siehst du nicht, dass da noch viel mehr drinsteckt?«
    »Wie diese Drohungen, meinst du die? Und Hinweise auf Verbrechen, derentwegen ich ihn nicht mehr belangen kann?«
    »Nein. Wie zum Beispiel eine gewisse … Bedürftigkeit?«
    »Ellie, wenn du mir jetzt sagst, dass die Briefe ein Hilfeschrei sind, dann kommt mir noch das Kotzen.«
    »Halt den Mund und öffne die Geschenke, die ich dir vom Schlussverkauf mitgebracht habe«, befahl sie.
    Er riss das Seidenpapier auf und betrachtete entsetzt die Mohair-Pullover in den leuchtenden Farben und gewagten Mustern, die ihm so gut standen, wie sie meinte.
    »Ich glaube, ich muss gleich kotzen«, sagte er.
     
     
     hirley Novello war eine gute Katholikin, wenn Katholiksein bedeutete, dass man an die Gebote glaubte und so viele wie möglich einhielt, ohne sich allzu sehr verbiegen zu müssen. Am meisten Probleme hatte sie mit jenem, das besagte, Sex außerhalb der Ehe sei eine Sünde, weshalb, wie sie Vater Joseph Kerrigan einmal zu erklären versucht hatte, sie sich von Zeit zu Zeit auf einen verheirateten Mann einließ, da sie damit doch zumindest halbwegs Sex innerhalb der Ehe hätte, oder?
    Vater Joe hatte den Kopf geschüttelt und gesagt: »Wenn die Jesuiten Frauen aufnähmen, würde ich dich sofort anwerben. Wenn du das nächste Mal wieder den Drang verspürst, dann bete um die Stärke, ihm zu widerstehen. Manchmal geschehen Wunder. Und dabei solltest du das Kreuz schlagen, aber mit den Beinen.«
    Tatsächlich war an Weihnachten, der wunderbarsten aller Zeiten, ein Wunder geschehen. Es hatte sich gut angelassen. Ihr Sergeant vom Bahnschutz hatte es unter dem Vorwand einer Dienstplanänderung geschafft, mit ihr den Morgen zu verbringen, was in Anbetracht der Tatsache, dass an Weihnachten keine Züge fuhren, darauf schließen ließ, dass seine Frau eine ziemlich hohle Nuss sein musste. Er hatte Novello eine Digitalkamera geschenkt, die ihn eine schöne Stange Geld gekostet haben musste, weshalb sie ihm jeden Teil ihrer Anatomie schenkte, den sie mit jedem erreichbaren Teil seiner Anatomie in Kontakt bringen konnte. Wie er zu Hause seinen erschöpften Zustand erklärte, wusste sie nicht, doch als sie ihn das nächste Mal sah, am Tag nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag, musste sie feststellen, dass die Erinnerung an ihren festtäglichen Fick plus die exzessiven Familienfeierlichkeiten ihn ernsthaft davon reden ließen, mit ihr in die Wälder zu entfliehen, wo er ihr eine Hütte aus Trauerweiden oder ähnlichen Unsinn bauen wolle.
    Nun geschah das Wunder.
    Innerhalb eines Wimpernschlags war er nicht mehr der starke, hübsche, interessante, behaarte Liebhaber auf dem Höhepunkt seiner Lebenskraft, sondern ein mittelältlicher Bierbauch mit angehender Glatze und vier lärmenden, ungezogenen Kindern. Sie erteilte ihm den Marschbefehl, dachte sogar daran, die Kamera zurückzugeben, kam letztlich aber zu dem Schluss, zum Teufel, was soll’s, sie habe sie sich schließlich verdient.
    Somit hatte Novello das neue Jahr begonnen, wie neue Jahre begonnen werden sollten: Altlasten wurden entsorgt, und ein

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