Die Launen des Todes
Hochzeit nach Hause zurückkehrte, allein und schwanger. Ihre Eltern nahmen sie auf und verbreiteten nach einer gewissen Zeit die Geschichte, dass ihr Ehemann bei irgendeiner Geheimoperation beteiligt und Anthea ganz darauf versessen sei, dass ihr Kind als richtiger Hopeaner geboren werde. Mrs. Eel aber ließ sich nicht täuschen. Ihre Diagnose, abgeleitet aus den nachfolgenden Ereignissen, lautete, dass in der Ehe einiges recht im Argen lag.
Das Kind kam zu früh, noch bevor Anthea in den Krankenwagen geladen und ins Krankenhaus geschafft werden konnte. Kurz darauf erschien Sergeant Roote auf der Bühne und nahm Kind und Frau mit in den Süden, womit er also die offizielle Version der Ereignisse bestätigte. Mrs. Eel jedoch ließ sich auch dadurch nicht täuschen.
»Mir war klar, es würde ein tränenreiches Ende geben«, erklärte sie. »Das Mädel kam immer häufiger zurück, immer mit dem Jungen, aber nie mit dem Polizisten. Ich glaube, sie wollte sehr früh die Scheidung, aber ihre Mum und ihr Dad waren dagegen.«
Das überraschte Ellie, bis Mrs. Eel offenbarte, dass die Athertons einer recht fundamentalistischen nonkonformistischen Sekte angehörten, in deren Augen eine törichte Heirat ein Vergehen gegen die Familie, eine Scheidung aufgrund des Zerwürfnisses der Ehepartner allerdings ein Verbrechen gegen Gott sei. Nun waren es also die Eltern, die versuchten, die Ehe am Laufen zu halten. Damit erreichten sie lediglich, dass ihre Tochter die Folgen mitzutragen hatte, als Sergeant Rootes Karriere eine dienstliche Katastrophe ereilte. Worum es dabei genau ging, musste Mrs. Eel eingestehen, wusste sie nicht, aber was sie wusste, war, dass es schlimm genug gewesen war, damit er ohne Pensionsansprüche aus dem Polizeidienst entlassen wurde. Danach ging alles nur noch den Bach runter, und als er kurz darauf starb (durch Alkohol oder Selbstmord, so Mrs. Eels Theorien), blieb Anthea mittellos zurück.
An diesem Punkt wurde ihr Wissen aus erster Hand fragmentarisch, doch ganz gewiss war sie unschlagbar darin, indiskrete Nichtigkeiten aufzuschnappen, weshalb sie Ellie mit genügend Brocken und Häppchen versorgen konnte, damit sich diese aufgrund ihres eigenen Wissens über den Kurs, den Rootes Leben daraufhin einschlug, ein überzeugendes Mosaik zusammenstellen konnte.
Das alles legte sie am Abend Pascoe dar; sie griff sofort den Faden auf, nachdem sein zu erwartender Zornesausbruch (»Der Dreckskerl hat schon wieder zugeschlagen!«) am Ende der Brieflektüre verraucht war.
Er hatte ihr aufmerksam zugehört, allerdings ohne die Ahs und Ohs der Verwunderung und Bewunderung, die ihrer Meinung nach ihre Recherchen verdient gehabt hätten.
Doch mitgefangen, mitgehangen.
»Ich überlass es dir herauszufinden, welche Katastrophe sein Karriereende befördert hat«, sagte sie. »Meiner Meinung nach geschah nach seinem Tod Folgendes: Anthea, vor die Aussicht gestellt, in Hope still und leise vor sich hin zu vegetieren, beschloss, sich die teure Ausbildung zunutze zu machen, die die Eltern ihr ermöglicht hatten. Sie nahm wieder Kontakt zu alten Schulfreundinnen auf. Ich würde sagen, der Anblick einer attraktiven, willigen und wahrscheinlich ziemlich kleinlauten alten Schulgefährtin, die zugeben musste, dass das Leben ihr zu einer einzigen Katastrophe geraten war und sie alles falsch gemacht hatte, war einfach unwiderstehlich. Bald darauf bewegte sie sich wieder in ihren gehobenen Kreisen. Mrs. Eel erinnert sich mit Gewissheit daran, dass sich die Großeltern immer länger um den kleinen Fran zu kümmern hatten (den sie ein wenig ahnungsvoll als ein seltsames, ernstes Kind beschrieb). Letztendlich aber zeigte Anthea ihren Freundinnen, welchen Fehler sie mit ihrem wohltätigen Verhalten begangen hatten, indem sie ihnen dann die Rosine in Gestalt des reichen und attraktiven amerikanischen Junggesellen vor der Nase wegschnappte, der ihr zweiter Ehemann werden sollte. Franny allerdings schien nicht Gegenstand des Deals gewesen zu sein. Es sah aus, als würde er zum festen Bestandteil im Haus seiner Großeltern in Hope werden, doch dann starb Mrs. Atherton an Krebs, und Mr. Atherton war zu gebrechlich und zu zerstreut, um sich allein um den Jungen kümmern zu können. Und so, vermute ich, begannen seine Verstrickungen mit dem britischen Schulsystem und den Internaten, die ja eine so reiche Ernte an Gaunern, Psychotikern und Premierministern hervorgebracht haben.«
»Dann hat sich Roote ja gut gehalten. Zwei von
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