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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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die sich ihr Gehirn nicht mit irgendwelchem kunst- oder literaturkritischem Schmonzes zumüllten.
    »Aye. Über diesen Heinkel oder wie er heißt. Ich wette, dass sie sich schon länger kennen, und als Charley sich dämlicherweise in den Kopf setzte, er müsse irgendwo Dreck aufwühlen, fiel ihm sofort dieses verdammte
Fräulein
Richter ein!«
    »Aber das erklärt noch nicht …«
    »Erklärt es schon, wenn sie sich im Heu gewälzt haben, als sie sich kennen lernten«, sagte Dalziel. »Nein, nein, schau nicht so überrascht. Ich weiß, er ist kein Adonis, aber über Geschmack lässt sich nun mal nicht streiten, oder?«
    Sie betrachtete den gewaltigen, auf den Stuhl geplumpsten Kloß, dachte an Cap Marvell und sagte: »Nein, Sir, da haben Sie Recht«, bevor ihr bewusst wurde, dass sie nicht schnell genug ihr Visier heruntergelassen hatte.
    Er ließ ihr einen vielsagenden Blick zukommen. »Ich gehe davon aus, sie hat bei Charley übernachtet, brachte dort seine irregulären Verben auf die Reihe, und dann setzte er sie ab, damit sie wieder zur lieben Myra werden konnte, der besten Freundin.«
    »Sah aber so aus, als hätten sie sich ein wenig gestritten«, sagte sie.
    »Gut. Vielleicht kam sie zu dem Schluss, dass bei der Sache für sie nichts rausspringt, weshalb sie Charley alles hinwarf«, sagte Dalziel. »So, und jetzt raus mit dir. Hast du nichts zu tun?«
    Sie fühlte sich abgefertigt. An der Tür blieb sie stehen. Eine letzte boshafte Bemerkung zum Schluss?
    »Noch eins, Sir«, sagte sie. »Wie lange wohnt Rogers schon in der Wohnung neben Rye?«
    »Mindestens seit der Woche vor Weihnachten. Warum?«
    Also seit mindestens drei Wochen. Und sie war auch über Weihnachten dort. Entweder hegte sie wirklich eine starke Leidenschaft für Charley Penn. Oder sie glaubte, sie sei hier tatsächlich einer Sache auf der Spur, die den Zeitaufwand rechtfertigte. Sie überlegte, es ihm zu sagen, nur um zu sehen, ob sie seinem unerbittlichen Blick nicht doch ein nervöses Flattern entlocken konnte. Aber war es die Mühe wert?
    »War nur so eine Frage, Sir«, sagte sie und wollte hinaus in den Flur.
    »Vergiss deine Kamera nicht. Hier, wusste nicht, dass du Sol kennst.«
    »Sol?« Verwirrt drehte sie sich um, dann sah sie das Bild, das auf dem Monitor angezeigt wurde: der Mann in ihrer Wohnung mit dem aufreizenden Lächeln.
    »Aye. Sol Wiseman. Rabbi der Progressiven Synagoge an der Millstone Road.«
    »Rabbi. Ein jüdischer Rabbi?«, sagte Novello wie vor den Kopf geschlagen.
    »Das sind viele von denen«, sagte Dalziel und beäugte sie eindringlich. »Kennst du ihn schon lange?«
    »Nein, nicht richtig … eigentlich überhaupt nicht … ich hab nur die Kamera ausprobiert.«
    Mit Schrecken dachte sie an ihre nächste Beichte. »Vater, ich hab mit einem Rabbi gevögelt …«
    Plötzlich grinste Dalziel, als hätte sie laut ihre Ängste ausgesprochen, stöpselte die Kamera aus und reichte sie ihr.
    Wieder eilte sie zur Tür.
    Als sie sie öffnete, hörte sie ihn sagen: »Noch was, Ivor. Du bewahrst darüber Stillschweigen. Hörst du! Keine Ausnahmen, noch nicht einmal bei Vater Joe. Kapiert?«
    »Ja, Sir.«
    Sie trat in den Flur hinaus und wollte gerade die Tür schließen, als er ohne aufzublicken anfügte: »Nette Arbeit, Mädel. Wirklich gut gemacht.«
    Plötzlich schien alles nicht mehr so schlimm zu sein.
    Sie musste sich auf die Lippen beißen, um nicht wie ein Idiot zu grinsen.
     
     
     ye Pomona sah vom Fenster aus Novello hinterher.
    Ihr Termin war auf neun Uhr dreißig anberaumt. Um neun Uhr vierzig stürzte ein grimmig dreinblickender Mann aus dem Sprechzimmer.
    »Brauchen wir einen neuen Termin, Mr. Maciver?«, fragte die Sprechstundenhilfe.
    »Wozu?«, raunzte er. Und ging. Das fing ja toll an.
    Chakravarty erschien in der Tür, er war leger, aber elegant gekleidet, trug ein Hemd, so weiß, dass es das Auge blendete, und eine cremefarbene Freizeithose mit einer Bügelfalte wie mit dem Lineal gezogen. Alles, was ihm fehlte, war ein Schläger, um ein Test Match zu eröffnen. Äußerst charmant, voll der Entschuldigungen, geleitete er sie ins Sprechzimmer.
    Rye hörte ihm mit unbewegter Miene zu, sah auf ihre Uhr und sagte: »Dann lassen Sie uns nicht noch mehr Zeit verschwenden.«
    Er zwinkerte, als wäre ihm soeben ein Bouncer an der Nase vorbeigepfiffen. »Natürlich. Ich habe Ihre Krankenakte hier. Die Termine für die Untersuchungen sind bereits festgelegt. Zunächst aber würde ich gern erfahren, wie Sie

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