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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Wenn er eine Handtasche dabeihatte, bist du wahrscheinlich in der Versteckten Kamera! Klingt interessant. Irgendwas, was wir darüber wissen sollten?
    Dalziels Erwiderung lautete:
    Nur ein kleines lokales Problem. Danke, Kumpel. Bin dir ein Pint schuldig. Hwyl fawr! Andy
    »Sie ist also einfach in ihre Wohnung«, sagte Novello; es konnte ja nicht schaden, wenn sie ihre Unschuld noch ein wenig unterstrich.
    »Also, lass dir das eine Lehre sein. Warte nicht auf Wunder, wenn das Offensichtliche direkt vor deiner Nase hängt.«
    Das kam ohne Nachdruck, zumindest nicht mit auf sie gemünztem Nachdruck. Er rief erneut das Bild der Frau auf (er war, obwohl ausgewiesener Maschinenstürmer, schnell von Begriff, bemerkte Rye) und dachte zurück an seine Begegnung mit Charley Penn im Hal’s. Als er sich dem Tisch des Schriftstellers genähert hatte, war eine Frau aus der entgegengesetzten Richtung abgedreht. Sie hatte nichts an sich, was im Gedächtnis haften geblieben wäre – bis auf die leise Irritation, die ihn später beschlich, als er das erste Mal das unauffällige Gesicht von Myra Rogers sah, wobei es bei ihm ganz leise geklingelt hatte. Wer darauf nicht achtet, sagte er sich zornig, kommt noch zu spät zur eigenen Beerdigung.
    Etwas anderes fiel ihm noch ein, die Widmung im Hacker-Roman, den er gekauft hatte –
An Mai – wunderschön in allen Monaten! –
und Penns argwöhnischer Blick, als er sah, welches Buch es war. Der Kerl musste sich gedacht haben, dass ich es auf ihn abgesehen habe! Nun, das habe ich jetzt, Charley!
    Novello nahm den Ausdruck des Lebenslaufs zur Hand, den Dalziel auf dem Schreibtisch abgelegt hatte, und las ihn erneut. Dann sagte sie nachdenklich: »Komisch, sieht überhaupt nicht danach aus, als wäre das eine Geschichte für sie. Normalerweise interessiert sie sich doch für politisches Zeug, Pfuschereien im Kabinett, Korruption an hohen Stellen. Dass die Polizei in Mid-Yorkshire was verpfuscht hat, dürfte doch kaum auf weltweites Interesse stoßen, oder? Warum also so viel Aufhebens, wenn für sie nicht viel dabei herausspringt – auch wenn sie herausfinden sollte, was es hier so zum Herausfinden gibt.«
    Nun war Dalziel an der Reihe, ihr einen argwöhnischen Blick zuzuwerfen, dem sie jedoch unerschrocken standhielt. Sie würde ihn nicht direkt fragen, was er zu verbergen hatte. Nach langem Nachdenken war sie jedoch zu dem Schluss gekommen, dass es etwas geben musste, und sie hatte auch eine ziemlich genaue Vorstellung davon. Wer zu Dalziels Team gehörte, hatte häufig genug darunter zu leiden, dass er wie ein persönlicher Sklave behandelt wurde, der Vorteil dessen aber war, dass sein Besitzerstolz seinesgleichen suchte. Wer sich also mit einem seiner Jungs anlegte, stellte schnell fest, dass er es mit Papa Bär zu tun bekam. Fand er nach einer Auseinandersetzung einen verletzten Officer und einen toten Verdächtigen vor und war er überzeugt davon, dass der Verdächtige sein Schicksal voll und ganz verdient hatte, würde der dicke Andy keinen Augenblick zögern, alles so hinzudrehen, damit keinerlei Zweifel am Tod des Verdächtigen aufkamen. Sie hatte sich mittlerweile jedes Foto angesehen, jedes Schriftstück gelesen, das von der Affäre handelte, und mit Erstaunen festgestellt, wie clever die erst dem Coroner und dann der Staatsanwaltschaft vorgelegten Berichte die jeweiligen Rollen des beteiligten Trios hervorhoben – hier die Jungfrau in höchster Not, dort der schwer verwundete Retter und Ritter und der mit einem einzigen Hieb niedergestreckte gemeine Widersacher. Wäre der Fall jemals vor Gericht gelandet, hätte sich ein guter Verteidiger sicherlich auf diese manikürten Tatsachen eingeschossen.
    »Also, Klugscheißerin, was hat das Interesse von Richter geweckt?«, grummelte er.
    »Geld? Nach diesen Fernsehsachen muss Penn doch das eine oder andere auf der hohen Kante haben.«
    »Hältst du sie wirklich für jemanden, der alles nur der Kohle wegen macht?«
    »Eigentlich nicht«, musste Novello zugeben.
    »Schau dir ihre Publikationsliste an.«
    Neben den wichtigsten investigativen Artikeln waren mehrere Bücher verzeichnet, die sich mit anscheinend soziologischen oder literatursoziologischen Themen befassten. Einer der Titel lautete
Heines Apostasie: Die deutsche Wahl.
    Zögernd sagte sie: »Arbeitet Penn nicht an einem Buch über einen Typen mit ähnlichem Namen?«
    Dalziel betrachtete sie mit der Art Wohlwollen, das er sich für jene aus seiner Mannschaft aufsparte,

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