Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill

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es war ja Frobishers Zimmer, oder?«
    »Ja, natürlich. Also wie …?«
    »Wie ich’s bekommen habe? Na ja, es ist größer als mein altes Zimmer, das noch dazu unten im Keller lag, also dachte ich mir, als das hier frei wurde, warum nicht? Fühlte sich ein wenig gespenstisch an, aber mein Mädel sagte, sei nicht blöd, nimm’s. Und wie sie sagt, es war ja nicht so, dass ich den Typen wirklich gekannt hätte. Hatten ja nichts gemeinsam. War so ein Kunstschnösel, studierte Englisch oder so was, Sie kennen die Typen.«
    Die ausführliche Antwort schien ihn erschöpft zu haben, die Augen wurden ihm wieder schwer.
    »Und was studieren Sie, Mr. Longbottom?«
    Geographie, vermutete er. Oder Sportverletzungen. Heutzutage gab es ja auf alles einen Abschluss!
    »Mathe«, sagte der Jugendliche.
    Du überheblicher Arsch, wies Pascoe sich zurecht, während sein Blick von den Sportsachen zu den Büchern schweifte, die auf dem Tisch lagen und auf dem Fensterbrett standen.
    Die Tür ging auf, eine junge Frau kam herein und knöpfte noch im Gehen ihren Mantel auf.
    Als sie Pascoe bemerkte, blieb sie in der Tür stehen. »Hi, Liebes«, sagte Longbottom, »hab dich eigentlich erst heute Abend erwartet.«
    »Heute Abend schaff ich nicht. Muss eine Extraschicht übernehmen«, sagte die Frau und zog ihren Mantel aus, unter dem eine Schwesternuniform zum Vorschein kam. »Dachte ich mir also, ich komme noch schnell vorbei, mal sehen, ob du noch am Leben bist. Mein Gott, was für ein Saustall!«
    Sie begann aufzuräumen, wobei sie Pascoe argwöhnisch beäugte.
    »Das ist Jackie«, sagte Longbottom, »meine Freundin. Jackie, das ist Inspector Pascoe. Er hat nach Frobisher gefragt, du erinnerst dich …«
    »Ich erinnere mich«, sagte sie schroff. »Ich dachte, das sei alles geklärt?«
    »Ist es auch«, sagte Pascoe. »Nur ein, zwei lose Fäden noch.«
    »Sie wissen, dass seine Schwester hier wohnt?«, sagte Longbottom.
    »Ja, hab mich gerade mit ihr unterhalten.«
    »Sie haben sie doch wohl nicht aufgeregt, hoffe ich«, sagte Jackie, die am Handwaschbecken einen elektrischen Wasserkocher füllte.
    »Ich hoffe, ich konnte das vermeiden«, sagte Pascoe. »Mr. Longbottom, in der Nacht, in der das geschehen ist, da haben Sie nicht zufällig etwas Ungewöhnliches mitbekommen? Ich nehme an, das hat man Sie schon mal gefragt.«
    »Ja, die Bu … die Polizei hat uns alle vernommen. Nein, ich hab nichts gehört, hab auch nichts gesehen. Sagte doch schon, wir waren unten im Keller.«
    »Wir?«
    »Ja, ich und Jackie.«
    Pascoe blickte zur Krankenschwester, die, wie er bemerkte, Kaffee für zwei Personen machte. Sollte ihm Recht sein. Er hatte sowieso keine Lust, aus einer Tasse zu trinken, die vielleicht in die Nähe von Longbottoms Lippen gekommen war. Krankenschwestern entwickelten vielleicht eine natürliche Immunität dagegen.
    »Manchmal bleibe ich über Nacht«, sagte sie.
    »Und in jener Nacht waren Sie auch da?«
    »Ja«, sagte Longbottom und lächelte versonnen. »Es war eine tolle Nacht, ich erinnere mich gut. Wir haben uns Pizza kommen lassen, dazu eine Flasche Vino, hörten Musik, und dann …«
    »Ich glaube nicht, dass der Inspector das alles hören will«, sagte Jackie.
    »Nein«, sagte Pascoe und ließ ihr ein Lächeln zukommen, das sie nicht erwiderte. »Wie auch immer, Sie waren also viel zu beschäftigt, um irgendwas gehört oder irgendjemanden gesehen zu haben. Gut, ich danke Ihnen für Ihre Zeit. Dann verschwinde ich mal wieder.«
    Er hatte bereits die Türklinke in der Hand, als die Frau sagte: »Da war jemand.«
    Er hielt inne und drehte sich um.
    Sie sagte: »Ich bin nicht die ganze Nacht geblieben. Ich hatte Frühschicht und musste noch ins Heim, um mich umzuziehen. Um etwa halb zwei bin ich aufgewacht und dachte mir, steh lieber gleich auf, bevor du noch verschläfst. Man kann sich nämlich nicht auf ihn verlassen, dass er einen weckt; wenn er mal weg ist, dann schläft er wie ein Toter.«
    Longbottom nickte selbstgefällig.
    Die Krankenschwester fuhr fort: »Also stand ich auf, zog mich an und ging. Ich war gerade durch die Tür und wollte die Treppe ins Erdgeschoss hoch, als ich hörte, wie die Eingangstür geöffnet wurde und ein Typ das Haus verlässt. Ich hab mir nichts dabei gedacht. Es war ja nicht so spät, und in seinem Metier gibt’s ja keine festen Öffnungszeiten.«
    Longbottom hatte einen heftigen Hustenanfall, die Krankenschwester betrachtete ihn mit besorgtem Blick, der sich in Gleichgültigkeit