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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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plötzlich zum Experten fürs Verprügeln gemausert? So, ich hab Goldmedaillen in dieser Disziplin gewonnen, und glaub mir, diese Option stellt sich uns hier nicht. Belchamber wird nur vorgewarnt, Wieldy eingesperrt, was hilft uns das weiter?«
    »Wenn sie Lubanski zum Reden gebracht haben, sind sie sowieso schon vorgewarnt.«
    »Kommt drauf an. Wenn das, was er Wieldy gesagt hat, alles war, was er wusste, dann war’s verdammt wenig. So oder so, nach allem, was Wieldy über den Burschen erzählt hat, frag ich mich jedenfalls, ob er überhaupt was ausgeplaudert hat – außer dass Wieldy sein Freier ist, der hinter seinem Arsch her war. Was ja gut nachzuvollziehen ist. Belchamber, und daran zweifle ich nicht im Geringsten, weiß, dass Wield schwul ist. Schwuler Bulle in enger Ledermontur kreuzt mit einem Stricher im Turk’s auf. Was denkt sich da so ein Verbrecherhirn, doch nur, dass er in jeder Hinsicht ein umgedrehter Bulle ist, der seine Stellung dazu ausnutzt, Freinummern zu schieben. Nein, ich schätze, das war die Geschichte, an die sich der Bursche gehalten hat.«
    »Meinst du wirklich, dass einer wie Lubanski diese Entschlossenheit aufbringt?«
    »Einer wie Lubanski?
Schande über dich, Chief Inspector. Okay, wenn du dem kleinen Arsch keine edlen Motive unterstellen willst, wie wäre es mit schnödem Selbstinteresse? Ein Irrer fragt dich, ob du ihn an die Bullen verpfiffen hast. Sagst du Ja, weißt du, dass du auf jeden Fall sterben wirst. Sagst du Nein, wirst du vielleicht, nur vielleicht überleben. Hat eben nicht geklappt, das war alles. Entweder hat sich der Irre verrechnet, oder er ist ein wirklicher Irrer. Spielt jedenfalls keine Rolle. Und so werden wir die Sache den Zeitungen auftischen: Leiche wurde im Kanal gefunden, die Identifikation ist schwierig, weil sie lange im Wasser lag und damit unkenntlich ist; weitere Ermittlungen wurden eingeleitet.«
    »Und Wieldy, wird er mitspielen?«
    »Das sollte er mal lieber. Ich hab diesen Digweed angerufen, er soll ihn nach Hause bringen und ihn dort erst mal lassen, auch wenn das heißt, dass er ihn ans Bett ketten muss. Ketten haben die alten Furzer wahrscheinlich sowieso.«
    Hatte er das wirklich zu Digweed gesagt? Pascoe beschloss, dass er es nicht wissen wollte. »Darüber wird Wieldy nicht gerade begeistert sein«, bemerkte er.
    »Soll er auch nicht. Ich will nur nicht, dass er irgendwas unternimmt, was den Eindruck erwecken könnte, er sei kein umgedrehter Bulle, der sich vor Angst in die Hosen scheißt, weil der Bursche, den er zu Freinummern gezwungen hat, plötzlich tot auf der Bildfläche erscheint. Das sollte die Jungs vom Rülpser überzeugen, dass Lubanski uns nichts gesagt hat.«
    Pascoe dachte nach. »Dann bist du jetzt also davon überzeugt, dass Belchamber vorhat, den Elsecar-Schatz zu überfallen? Am Freitag warst du noch etwas skeptisch. Dich hat mein Trip nach Sheffield überzeugt, was?«
    Dalziel grinste.
    »Hat etwas dazu beigetragen, aber eigentlich war es die positive Identifizierung der Leiche. Jedes Ding hat zwei Seiten, Pete. Wäre Lubanski noch am Leben und würde er Wieldy mit kleinen Leckereien füttern, weil er ihn so gern lächeln sieht, hätte das gar nichts zu bedeuten. Aber ein gefolterter und toter Lubanski heißt, dass definitiv was am Laufen ist, und höchstwahrscheinlich steckt Belchy dahinter, der den Schatz in die Finger bekommen will. Also, Gott segne den Burschen. Aber erzähl das nicht Wieldy!«
    Pascoe betrachtete seinen Boss mit unverhohlenem Widerwillen. Von Zeit zu Zeit hatte er Ellie davon zu überzeugen versucht, dass der rüde Ton des Dicken, ganz zu schweigen von seinen gelegentlichen rassistischen und sexistischen Ausfällen und seiner immerwährenden politischen Inkorrektheit meist bewusst provozierend eingesetzt wurden und nicht seiner tiefsten Überzeugung entsprachen.
    »Vielleicht ist es so eine Art Sicherheitsventil«, hatte er in solchen Fällen theoretisiert, »damit er den ganzen Scheiß verarbeiten kann, so wie ein Chirurg Witze reißt, wenn er seine Patienten aufschlitzt.«
    »Vielleicht denkst du dir das nur, damit du dem fetten Drecksack nicht ständig in die Eier treten musst«, hatte Ellie darauf geantwortet.
    »Würde mir dabei wahrscheinlich sowieso den Fuß brechen«, hatte seine Erwiderung gelautet.
    Doch wenn er den Dicken wie jetzt reden hörte, wollte er nicht mehr die Hand für ihn ins Feuer legen.
    Andererseits hatte seine Reaktion vielleicht weniger mit der ihm angeborenen

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