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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Ausweis, was ihm die Möglichkeit verschaffte, beiläufig den BH fallen zu lassen.
    Er schlug den Ausweis auf, hielt ihn ihr hin, machte aber keine Anstalten, auf sie zuzugehen.
    Sie betrachtete ihn. »Okay, Sie sind also Bulle und ein Perverser dazu. Typen wie Sie dürften im Gefängnis eine wirklich tolle Zeit verbringen.«
    »Hören Sie, es tut mir Leid. Ich hätte nicht reinkommen sollen. Und ich bin mit dem Fuß in Ihrem BH hängen geblieben …«
    »Ach, das ist neu«, sagte sie. »Das wird vor Gericht aber auf einiges Interesse stoßen.«
    Es lief nicht so, wie es hätte laufen sollen. Es war an der Zeit, einen barscheren Ton anzuschlagen.
    Er sagte: »Ich weiß nicht, ob Sie darüber informiert sind, aber letzten Sommer ist in diesem Haus jemand gestorben. Ein Student namens Frobisher …«
    »Wovon«, entfuhr es ihr mit neu entflammtem Zorn, »zum Teufel reden Sie überhaupt? Und was sind Sie überhaupt für ein Bulle? Zeigen Sie mir noch mal Ihren Ausweis.«
    Erneut zog er ihn heraus, diesmal überreichte er ihn ihr.
    Sie studierte ihn eingehend. »Mid-Yorkshire?«, sagte sie. »Sie sind aber ganz schön weit von Ihrem Revier entfernt? Sind Sie dazu überhaupt berechtigt?«
    »Ja, natürlich. DI Rose …«
    »Dieser Wichser!«
    »Sie kennen ihn?«
    »O ja. Dieser unnütze Drecksack.«
    Sie schob sich an ihm vorbei und ließ sich auf einem klapprigen Stuhl vor einem ebensolchen Schminktisch nieder, wo sie ihr Haar zu kämmen begann.
    »Wenn Sie DI Rose kennen, dann wissen Sie sicherlich auch von Frobishers Tod …«
    »Ja, alles. Aber es war nicht in diesem Zimmer.«
    »Tut mir Leid, der Namen unten an der Tür … ah.«
    Es dämmerte ihm; es war so offensichtlich, dass er sich peinlich berührt fühlte.
    »Sie sind Jakes Schwester«, sagte er. »Sophie.«
    »Richtig.«
    »Aber das war nicht sein Zimmer …«
    »Natürlich nicht. Hören Sie zu, ich habe meinen Bruder geliebt, er hat dafür gesorgt, dass ich hier ein Zimmer bekommen habe, als ich im Herbst mit dem Studium anfing, aber Sie können sich doch wohl denken, dass ich nicht das gleiche Zimmer genommen habe, in dem er umgebracht wurde, oder? Das wäre wirklich ziemlich makaber gewesen!«
    »Ja, natürlich, tut mir Leid. Und es tut mir Leid, dass ich hier eingedrungen bin, Miss Frobisher …«
    »Es wird Ihnen noch wesentlich mehr Leid tun, wenn ich Anzeige gegen Sie erstatte«, sagte sie. »Wegen Hausfriedensbruchs, Herumschnüffelns in meiner Unterwäsche, käme nicht gut für Ihre Karriere.«
    »Ich werde es darauf ankommen lassen müssen«, sagte er, noch immer unsicher, wie er hier am besten vorgehen sollte. Es wäre ein Leichtes gewesen, sie auf seine Seite zu ziehen, indem er angedeutet hätte, er wäre mit der gerichtlichen Untersuchung zur Todesursache ihres Bruders nicht zufrieden. Doch wenn sie lauthals verkündete, dass er ihr Verbündeter sei, wäre dies für seine Karriere noch schlechter, als von ihr wegen perverser Machenschaften angezeigt zu werden.
    »Also, verdammte Scheiße, was wollen Sie hier?«, fragte sie.
    Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen, Pascoe, sagte er sich.
    »Sie sagten soeben, ›das Zimmer, in dem er umgebracht wurde‹. Was meinten Sie damit?«
    Sie drehte sich zu ihm hin, der Kamm verharrte auf halber Höhe ihrer langen nassen Strähnen.
    »Was, meinen Sie, könnte ich damit wohl meinen?«, sagte sie.
    Es klang wie eine ernsthafte Frage, nicht wie eine trotzige Retourkutsche.
    Vorsichtig sagte er: »Ich möchte mich nur selbst von den Umständen überzeugen, unter denen Ihr Bruder gestorben ist.«
    »Wirklich? Ich brauche schon ein wenig mehr, Inspector. Entschuldigung, Chief Inspector. Ich meine, ist doch verständlich, ich bin ja nur eine dumme junge Frau und Jakes Schwester, die noch ganz durcheinander ist von seinem Tod und völlig hysterisch reagiert, oder? Ich wette, das hat DI Rose über mich gesagt, das heißt, wenn er sich höflich ausgedrückt hat. Aber Sie, ein hochrangiger Bulle aus einer anderen Stadt, was führt Sie hierher?«
    Wie jeder Anwalt weiß, lässt sich die ganze Wahrheit am besten durch einen kleinen Ausschnitt der Wahrheit kaschieren.
    »Einer von Jakes Dozenten«, sagte Pascoe, »Sam Johnson, ist letzten Herbst in meinem Zuständigkeitsbereich unter verdächtigen Umständen ums Leben gekommen. Zunächst sah es wie Selbstmord aus, aber da er relativ kurz nach Jakes Tod nach Mid-Yorkshire umgezogen war, mussten wir der Möglichkeit nachgehen, ob da nicht eine Verbindung bestand.

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