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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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seine Arbeit vertieft ist, dass er noch nicht mal hört, wenn man an seine Tür klopft!«
    Dalziel stand auf der Schwelle, hatte da schon weiß Gott wie lange gestanden.
    Die inoffizielle Roote-Akte lag geöffnet auf dem Schreibtisch. Pascoe schlug sie, hoffentlich nicht zu beiläufig, zu. »Muss wohl taub werden. Komm schon rein.«
    »Irgendwas Interessantes?«, sagte Dalziel, den Blick auf die nicht beschriftete Akte geheftet.
    Den Stier bei den Hörnern zu packen war besser, als aufgespießt zu werden.
    »Hab heute Morgen einen weiteren Brief von Roote bekommen. Hätte ihn wahrscheinlich in den Mülleimer geworfen, wenn ich nicht soeben einen interessanten Anruf von DCI Blaylock aus Cambridge erhalten hätte.«
    »Nie von ihm gehört.«
    »Aber er von dir«, sagte Pascoe.
    Davon überzeugt, dass Dalziel sowieso die Hälfte des Gesprächs mitbekommen hatte, fasste er es nur kurz zusammen.
    Der Dicke überflog währenddessen den Brief, und Pascoe ergriff die Gelegenheit und ließ die Akte in eine Schublade gleiten. Dalziel warf nach beendeter Lektüre den Brief auf den Schreibtisch, furzte sacht und fragte: »Und was hat dieser Pimmelbock jetzt vor?«
    »Blaylock? Nichts. Es gibt keine Indizien, die auf ein Verbrechen hindeuten.«
    »Aber du meinst, Albacore hat Roote mit einem Flammenwerfer in der Hand ertappt, und dann hat der Bursche ihm das Ding über die Rübe gezogen und ihn liegen lassen, bis er ganz durchgegrillt war, richtig? Was wird er deiner Meinung nach im nächsten Brief gestehen? Dass er vorhat, die Schweizer Marine zu versenken?«
    »Nein«, sagte Pascoe und versuchte, das Gespräch wieder in vernünftige Bahnen zu lenken. »Nichts Konkretes, was uns hier beunruhigen müsste.«
    »Meinst du?«, sagte Dalziel. »Und das Zeug über Charley Penn, das beunruhigt dich nicht?«
    »Nein, nicht wirklich«, sagte Pascoe überrascht. »Ist doch alles nichts Neues, oder? Wir wissen alle, wie schwer es Penn fällt zu akzeptieren, dass sein bester Kumpel ein Killer war.«
    »Was ist mit dem, was der junge Bowler gestern gesagt hat?«
    Pascoe sah ihn verständnislos an, weshalb der Dicke anklagend fortfuhr: »Ich hab dir alles im Bull erzählt, aber es war dir anzusehen, dass es bei dir nicht ankam.«
    »Doch«, protestierte Pascoe. »Das von dem Einbruch in die Wohnung seiner Freundin. Du kannst doch nicht im Ernst glauben, dass Penn irgendwas damit zu tun hat? Er ist im Augenblick vielleicht ein wenig überreizt, aber einen Einbruch, nein, dass kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Und außerdem, hat Bowler nicht gesagt, dass nichts darauf hinweist, dass sich jemand gewaltsam Zutritt verschafft hat? Ich kann mir Charley nur schwer vorstellen, wie er mit einem Dietrich hantiert!«
    »Die haben in ihren Lederhosen immer ein, zwei Tricks auf Lager, diese Hunnen. 1940, da haben die Froschfresser auch gemeint, die Maginot-Linie würde sie abhalten, und dann schau dir an, was passiert ist. Na, und außerdem ist er Schriftsteller. Diese Typen kennen alle möglichen schmutzigen Tricks. Das kommt von ihren Recherchen. Nimm nur mal diese Christie. Ein Haufen Bücher, ein Haufen Morde. Du kannst nicht im Dreck wühlen und dich dabei nicht bekleckern, Kumpel.«
    Ein Wahnsinniger wäre vielleicht versucht gewesen, den Dicken auf das eigentliche Thema zurückzulotsen, doch Pascoe wusste, ein Dalziel in ausgelassener Stimmung war wie ein tanzender Elefant; der Weise beklagte sich nicht, dass es nicht sonderlich elegant anzuschauen war, sondern achtete darauf, nicht zertrampelt zu werden.
    Dennoch konnte er sich eine Spitze nicht verkneifen.
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte er. »Aber das ist doch das Gleiche wie bei Roote, oder? Keine Anzeige, keine Indizien, kein Fall. Wie willst du da vorgehen, Boss?«
    Dalziel lachte, fuhr mit seinem feisten Finger das Rechteck ab, auf dem die Akte gelegen hatte, und sagte: »Wie die Hunnen 1940. Blitzkrieg! Irgendwas von Wieldy gesehen?«
    »Hat wieder einen seiner mysteriösen Anrufe bekommen und ist gegangen.«
    »Mein Gott, hoffentlich kommt er nicht wieder mit so einem unausgegorenen Tipp zurück.«
    »Du meinst, an dieser Praesidium-Sache ist nichts dran?«, sagte Pascoe, bemüht zu zeigen, wie aufmerksam er im Bull zugehört hatte.
    »Ich erwarte mir nicht viel«, sagte der Dicke.
    »Er kann so was eigentlich ganz gut beurteilen«, sagte Pascoe voller Loyalität.
    »Schon. Aber die Hormone können dem Urteilsvermögen eines Mannes schlimmer zusetzen als ein Schlag

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