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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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auf den Schädel. Schau dir nur Bowler an. Die Liebe ist ein fürchterlicher Feind der Logik. Hab ich, glaube ich, mal in einem Schmöker gelesen.«
    »Liebe … ich weiß nicht, was Edwin Digweed damit zu tun haben könnte …«
    »Wer hat was von Digweed gesagt? Was ist, wenn unser Wieldy in fremden Gefilden herumstrolcht? Na, steh nicht da wie eine Henne mit Schnabelsperre. Das kommt vor. Ist es schon Kaffeezeit? Könnte ein Schälchen schlürfen?«
    Pascoe war sich nicht sicher, wie ernst er Dalziels Worte über Wield zu nehmen hatte. Da er aber aus Erfahrung wusste, dass der Dicke mit seinen Urinstinkten manchmal in Bereiche vordrang, an denen eine Cruise missile gescheitert wäre, fing er sich wieder und sagte fröhlich: »Du gehst in die Kantine, Boss?«
    »Auf keinen Fall. Die hören alle auf zu reden, wenn ich mich dort blicken lasse. Ich will zu meinem
Kaffee
gern etwas
Klatsch
. Verzeih mir mein Krauterwelsch, muss es von Charley Penn aufgeschnappt haben. Wenn jemand was von mir will, dann sag ihm, ich bin im Kulturzentrum, auf der Suche nach kultureller Erleuchtung. Ta-ra!«

[home]
    6
    Der Schiffer
     alziel hatte Recht. Wenn man zu seinem Kaffee
Klatsch
wollte, von
Schlag, latte
oder anderen exotischen Zusatzstoffen ganz zu schweigen, dann marschierte man in Hal’s Café-Bar im Zwischengeschoss des Kulturzentrums. Wenn es einen andererseits im Hintergrund nach einem Klangteppich aus fernen Zuggeräuschen und viel zu nahem Punkrock gelüstete, dann kam dafür nur das Turk’s in Frage.
    Wenigstens, dachte Wield schlecht gelaunt, würde Ellie Pascoe nicht über die Arbeitsbedingungen jener lamentieren müssen, die hier im Schweiße ihres Angesichts schufteten. Jeder, der für dieses Dreckslochs verantwortlich war, hatte verdient, dass man ihm das Schlimmste an der Hals wünschte.
    Seine schlechte Laune war darauf zurückzuführen, dass Lee Lubanski nicht aufgetaucht war. Nachdem er zwanzig Minuten in dieser Atmosphäre zugebracht und unter dem gleichgültigen Blick des Türken der Geräuschkulisse gelauscht hatte, fragte er sich, ob das Leben, das er außerhalb dieses Lokals genoss, nichts weiter war als eine fahle Erinnerung an längst vergangene Menschen und Orte. Blieb man zu lange hier, musste man befürchten, dass einem jegliche Entschlusskraft abhanden kam und man zu einer dieser reglosen Statuen verkam wie die schweigenden Männer, die um ihn herum über ihren leeren Tassen hingen.
    Zeit zu gehen. Er hätte sich erleichtert fühlen sollen. Tat es aber nicht.
    Er schob die Tasse von sich und erhob sich. Dann ging die Tür auf, und Lee kam herein.
    Sein junges Gesicht war vor Angst verzerrt. Er sah wie ein Kind aus, das im Supermarkt seine Mama verloren hatte und nun verängstigt und am Rand der Panik stand.
    Dann sah er Wield, und seine Miene hellte sich auf. Er kam auf den Tisch zugestürzt, Entschuldigungen sprudelten so schnell aus ihm heraus, dass jede Einzelheit in seinem Redeschwall unterging.
    »Halt den Mund und setz dich, bevor du dir noch was antust«, sagte Wield.
    »Ja … klar … Entschuldigung …«
    Er nahm Platz, hörte auf zu reden, sein Gesicht aber glühte vor Freude, dass er Wield noch angetroffen hatte. Es war an der Zeit, das Leuchten auszuknipsen.
    »Hab den so genannten Tipp von dir an meinen Boss weitergegeben«, grummelte Wield. »Er war nicht sonderlich beeindruckt. Wie ich dir schon sagte, wir haben weder die Männer noch die Zeit, einen ganzen Tag lang jedem verdammten Praesidium-Wagen hinterherzukutschieren. Du hast keine weiteren Einzelheiten?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Sorry, nichts Neues darüber, aber ich hab was anderes.«
    »Ach ja? Was ist es diesmal? Soll irgendwo in Nordengland über einen Tunnel ein Postamt ausgeraubt werden? Oder lässt sich das nicht so eindeutig sagen?«
    Lees Glühlämpchen kam nun augenfällig ins Flackern.
    »Nein, nichts sehr Eindeutiges«, sagte er abwehrend. »Ich kann dir nur sagen, was ich gehört habe. Du willst doch nicht, dass ich Dinge erfinde, oder?«
    Etwas Kindlich-Unbefangenes lag in seinen Worten. Wield fühlte sich tatsächlich gerührt, ließ sich aber nichts anmerken.
    »Da hast du verdammt noch mal Recht«, sagte er. »Also, schieß schon los.«
    »Es geht um diesen Liam-Linford-Fall. Sie drehen es so hin, damit der Wichser freikommt.«
    Nun war es sein höchstes Interesse, das Wield zu verbergen versuchte.
    »Hindrehen? Wer dreht was hin? Und wie?«
    »Sein Dad, Wally, wer denn sonst, verdammt noch

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