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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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anrufen, nur für den Fall, dass Sie was wissen, was ich auch wissen sollte.«
    »Was hat Ihr cleverer junge Bursche denn erwähnt?«, sagte Pascoe und versuchte, sich seine hoffnungsvolle Erregung nicht anmerken zu lassen.
    »Ist vermutlich nichts. Sie wissen doch, diese Youngster sind ganz scharf drauf, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen, um ein wenig den Jäger spielen zu können.«
    Blaylock hatte eine tiefe, sonore Stimme, die Pascoe an die Schauspieler erinnerte, die in den Schwarzweiß-Thrillern vor dem Krieg die Rolle des Scotland-Yard-Inspectors spielten. Vielleicht trug er eine Tweed-Jacke und rauchte Pfeife. Cambridge, die Stadt der träumenden Gutsherren, glitzernd auf den weiten, flachen Fenns gelegen wie ein köstliches Juwel, das eine halb versunkene Kröte auf dem Haupte trägt. Wie schön wäre es, dort zu arbeiten. Welche Schönheit im alltäglichen Leben, welches Geschichtsbewusstsein, dazu Gelegenheiten für kulturellen Austausch und intellektuelle Anreize …
    Mein Gott, nun träume ich schon wie Roote!
    »Ich selbst bin der Jagd nicht ganz abgeneigt«, sagte Pascoe.
    »Es war nur so, laut dem Obduktionsbericht starb Albacore an Rauchvergiftung, erwähnt wird aber auch eine mögliche Deformation des Hinterkopfs. Schwer zu sagen, die Leiche war übel verbrannt. Jedenfalls wurde er wohl durch die Raucheinwirkung ohnmächtig, schlug wahrscheinlich hart auf dem Boden auf und könnte sich dabei den Schädel gebrochen haben.«
    »In welcher Stellung ist er gefunden worden?«, sagte Pascoe. »Worauf ich hinauswill …«
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen«, sagte Blaylock freundlich. »Auch hier unten lesen wir die Ausbildungsunterlagen. Mein Intelligenzbolzen hat es überprüft. Albacore war mit dem Gesicht nach unten auf der Schwelle zu seinem Arbeitszimmer aufgefunden worden. Die Experten versichern jedoch, dass das nichts zu bedeuten hat. Im dichten Rauch verlieren die Opfer kurz vor dem Ersticken oft die Orientierung und kehren zum Brandherd zurück. Sind sie dann erst mal auf dem Boden, können sie sich noch mehrmals umdrehen, wenn sie zu entkommen versuchen.«
    Pascoe war nun in der Tat sehr erregt, verdrängte es aber und sagte beiläufig: »Also haben Sie sich die Frage gestellt, ob jemand Albacore eins über den Schädel gezogen und anschließend im brennenden Arbeitszimmer liegen gelassen hat?«
    »Genau diese Frage hat mein Intelligenzbolzen mir nahe gelegt. Aber den Brandexperten war nichts zu entlocken, was darauf hingewiesen hätte, dass das Feuer absichtlich gelegt worden ist. Also habe ich die Akte mit einer Notiz versehen und mich mit dringenderen Dingen beschäftigt, bis ich von Ihrem Anruf hörte, Mr. Pascoe. Aber auch wenn Sie diese vage, soeben umrissene Ahnung haben, hilft uns das nicht viel weiter, nicht wahr? Nichts plus nichts ergibt nichts, richtig?«
    Nicht wenn du in deinem tiefsten Inneren weißt, dass du Recht hast, dachte sich Pascoe. Aber welchen Sinn hatte es, jemanden, den er nicht kannte und der über hundertfünfzig Kilometer entfernt saß, erklären zu wollen, was sogar seine Nächste und Liebste sich nur mit unverhohlener Skepsis angehört hatte?
    »Sie haben Recht«, sagte er.
    »Ich habe während unseres Gesprächs einen Blick auf die Akte geworfen«, sagte Blaylock. »Dieser Roote, sehe ich, hat wie alle anderen eine Aussage abgegeben. Meinen Sie, es hätte Sinn, ihn noch mal vorzuladen und ein wenig Druck auf ihn auszuüben?«
    Pascoe dachte an Franny Roote, an das blasse, stille Gesicht, an dessen Augen, deren oberflächlicher Schmelz alles darunter Liegende verbarg, an sein leises, höfliches Auftreten. Genauso gut konnte man auf Treibsand Druck ausüben. Entweder wurde man eingesogen und ging unter, oder man schaffte es sich zu befreien, aber dann blieben keinerlei Spuren zurück, die angedeutet hätten, dass man den Sand jemals berührt hatte.
    »Es hätte keinerlei Sinn«, sagte er. »Hören Sie, es war nur so eine flüchtige Idee. Wenn ich was Definitives finde, werde ich mich sofort bei Ihnen melden. Und vielleicht könnten Sie mich ja auch auf dem Laufenden halten, falls …«
    »Keine Sorge, Sie werden von mir hören«, sagte Blaylock, wobei seine sonore Stimme etwas leicht Bedrohliches bekam.
    Das war’s also, dachte sich Pascoe, als er den Hörer auflegte. Das inoffizielle Netzwerk war alarmiert. Bald würden die Neuigkeiten die Runde machen.
    »Na und?«, sagte er laut.
    »Was erfreut es mein Herz, einen Mann zu sehen, der so in

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