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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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eingegriffen hatte, hatte nicht nur Wörter benutzt, um seine Opfer zu vernichten.
    »Na, was für ein Trost«, sagte Pascoe. »Du meinst also, ich sollte Roote schreiben und ihm aus ganzem Herzen für seine liebenswürdige Besorgnis danken? Ihn vielleicht zum Abendessen einladen, damit wir einfühlsam über sein Liebesleben plaudern können?«
    »Wäre vielleicht ganz interessant«, sagte Ellie. »Ich glaube, ich könnte ihm helfen. Vor nicht allzu langer Zeit befand sich in einer der Beilagen ein Artikel über berühmte Mütter und ihre unzufriedenen Töchter, du weißt schon, so Sachen eben, wie sie von der Journaille an Land gezogen werden, wenn ihr nichts Originelles einfällt, was zu neunundneunzig Prozent der Zeit der Fall ist.«
    »Und du hast den Artikel natürlich mit der ihm angemessenen Verachtung ignoriert.«
    »Ich hab jedes Wort verschlungen. Denn in einigen Jahren, wenn ich eine reiche und berühmte Autorin bin, könnte es mein eigenes aufbegehrendes Kind sein, über das in solchen Artikeln geschrieben wird. Loopy Linda und ihre Emerald bekamen einige Absätze. Das Mädchen scheint es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben, sich ihren Eltern zu widersetzen. Fran könnte durchaus Recht haben, wenn er meint, dass sie den Unzucht treibenden Klosterbruder nur zu eigenen Zwecken benutzt.«
    »Dann«, sagte er, »sollte sie mal lieber aufpassen, wenn sie es bei Roote probiert. Bei einem intelligenten Kerl wie ihm wird sie früher aufstehen müssen.«
    »Nach allem, was er schreibt, muss sie mit ihm nur früh am Abend ins Bett gehen«, sagte Ellie. »Aber lass dir davon nicht den Schlaf rauben, Liebling. Auch wenn Franny Roote es darauf abgesehen hat, dich samt und sonders zu vernichten, für den Rest des Monats ist er in der fernen Schweiz sicher aufgehoben, wir können uns also darauf konzentrieren, dass wir die eher konventionellen Gefahren überstehen, die von Weihnachten ausgehen, als da sind Bankrott, Nervenzusammenbrüche und chronische Verstopfung.«
    »Als da sind?«, sagte Pascoe. »Nur weil von dir jetzt ein Buch erscheint, musst du dich jetzt hoffentlich nicht immer so affektiert ausdrücken.«
    »Verpiss dich, Schwachkopf«, sagte Ellie grinsend. »Besser so?«
    »Ich höre und gehorche«, sagte Pascoe und trank seinen Kaffee aus. Er erhob sich, beugte sich zu Ellie hinab und gab ihr einen ausgiebigen, von ihr sehr wertgeschätzten Kuss. Doch trotz aller Wertschätzung entging ihr nicht, dass er währenddessen Franny Rootes Brief in seine Tasche gleiten ließ.
    In seinem Büro las er ihn erneut. Übertrieb er? Der Brief enthielt nichts, was bei gerechter und vernünftiger Betrachtung als Drohung interpretiert werden könnte. Er sah ein, dass sein Versuch, Rootes Bericht über das Feuer am St. Godric’s als ein hämisches, verdecktes Brandstiftungsgeständnis zu lesen, mehr auf seine neurotischen Vorurteile zurückzuführen war als auf rationale Argumente. Von der Feuerwehr in Cambridge hatte er nichts erfahren, was seine Verdachtsmomente bestätigte. Sein Anruf bei der Polizei in Cambridge war mehr diplomatischer als kriminalistischer Natur gewesen und hatte lediglich dazu gedient, dass sein Gespräch mit den Feuerwehrleuten zu den Akten genommen wurde. Er hatte kurz mit einem anscheinend überlasteten Sergeant gesprochen, hatte vage auf einige angebliche Fälle von Brandstiftung an Bildungseinrichtungen in Mid-Yorkshire hingewiesen und wie nützlich doch die korrelierenden landesweiten Statistiken seien und schließlich darum gebeten, dass man ihn über weitere Entwicklungen auf dem Laufenden halte. Roote hatte er nicht erwähnt. Warum sollte er riskieren, dass durch das fein gesponnene Netz der inoffiziellen Polizeikontakte, das für die Arbeit ebenso wichtig war wie das Computernetz, alle hellhörig wurden? Früher oder später würden dann alle unweigerlich erfahren, dass der bekloppte DCI Pascoe es nur auf den Kopf von Franny Roote abgesehen hatte.
    Er schloss eine Schublade seines Schreibtisches auf und nahm eine nicht gekennzeichnete Akte heraus. Als Roote im Zuge der Ermittlungen zu einigen jüngeren Fällen ins Fadenkreuz geriet – manche würden sagen, von ihm ins Fadenkreuz gezerrt wurde –, hatte Pascoe ganz legitim alles vorhandene Material über ihn zusammengetragen. Das alles war in den offiziellen Aufzeichnungen verblieben. Diese Akte jedoch, die nur zu seinem Privatgebrauch bestimmt war, enthielt neben den Kopien und Zusammenfassungen des offiziellen Materials auch viel

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