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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Auftragsarbeit, wenn du das meinst. Eine Spielerei, nichts weiter«, sagte Endres nicht ohne Stolz.
    Glücklich umarmte Jeanne ihren Vater und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Er hatte fast fünf Monate für das Anfertigen der Laute benötigt, doch sie glich in allem seinen vorigen Instrumenten. Hatte er erst einmal den Lack aufgetragen und die Saiten aufgezogen, konnte Jeanne auch ihren Klang prüfen. Neben der Rosette lag ein geschmiedeter Nagel. In jeder Laute steckte ein solcher, denn obwohl der Lautenhals an den Korpus angeleimt wurde, schlug der Lautenbauer zusätzlich einen Nagel durch das Holz. So wurde die Leimfuge überbrückt und die Qualität der Akustik erhöht.
    »Was für eine Überraschung denn?«, fragte Endres.
    »O Vater, dann wäre es ja keine Überraschung!« Lachend nahm Jeanne ihre Laute von einem Stuhl neben der Werkbank. Sie übte immer in der Werkstatt und ließ sich von ihrem Vater korrigieren, der über ein untrügliches Gehör verfügte.
    Endres wiegte den Kopf. »Gib auf dich acht, Jeanne, du kennst diese Leute kaum.«
    »Komm doch mit! Monsieur Morel würde sich freuen, dich kennenzulernen. Seine Frau und die Töchter sind reizend, und seine Freunde sind fast ausschließlich Humanisten, Dichter, oh, dieser Ronsard soll dort sein!« Sie legte sich das Band des Lautensacks um die Schultern.
    »Gut, dass dein Mann nicht hier ist. Er würde dich nicht so gehen lassen.« Er erhob sich und küsste sie auf die Wangen. »Du bist wunderschön. Fühlst du dich auch wohl?«
    Natürlich meinte er das Kind in ihrem Leib. »Ja, ja, mir geht es gut.«

    Guillemette rief von unten: »Der Wagen ist da, Madame!«
    »Siehst du, ich nehme den Wagen und bin bald zurück.«
    In dem kleinen Gefährt hatten Jeanne und Guillemette mit ihren voluminösen Röcken gerade genügend Platz. Der Kutscher brachte sie direkt bis vor das Eingangstor der Morels, wo ihnen von einem Diener eine Planke bis zur Treppe gelegt wurde, über die sie sauberen Fußes das Haus erreichten.
    Mit glühenden Wangen trat Jeanne in die Eingangshalle, die von Leuchtern und Öllampen hell erleuchtet war. An den Wänden hingen Ölgemälde mit Ansichten von Venedig, farbenfrohe Wandteppiche, und allerlei dekorativer Zierat schmückte Konsolen und Tische. Jeanne liebte dieses Haus, in dem so viel musiziert und gelacht wurde. Es duftete nach Brot oder Kuchen, und ihr Magen meldete sich, doch Jeanne kasteite sich mit kleinen Mahlzeiten, weil sie dem unerwünschten Eindringling in ihrem Körper keine Extraportion gönnte.
    Ein freundlicher junger Diener in Livree verneigte sich vor ihr und nahm ihr den Schal ab. »Madame werden im Salon erwartet.«
    »Guillemette, du gehst in den Gesinderaum, bis ich dich rufen lasse«, ordnete Jeanne an.
    »Ja, Madame«, fügte sich ihre Kammerfrau und ging in Richtung Küche davon.
    Der Salon war ein weiter, lichtdurchfluteter Raum mit großen Fenstern, die auf einen kleinen Rosengarten hinausblickten. Das allein war schon bemerkenswert in Paris, dazu waren die Wände mit Seidenstoffen bespannt, auf denen sich Vögel und Insekten zwischen Blattwerk tummelten, was dem Betrachter den Eindruck vermittelte, sich selbst in einem Garten zu befinden. Wie jedes Mal, wenn Jeanne die Morels besuchte, waren bereits Gäste dort und unterhielten sich angeregt.
    Der Gastgeber, ein schlanker Mann mit Spitzbart und strahlenden hellen Augen, begrüßte sie formvollendet, doch mit großer Herzlichkeit. »Verehrteste, wie es mich freut, dass Ihr meiner Einladung
nachkommen konntet. Die angekündigte Überraschung ist keine Finte, Euch herzulocken, damit Ihr uns mit Eurem bezaubernden Lautenspiel erfreuen könnt.«
    »Monsieur Morel, es ist mir eine große Ehre, Gast in Eurem erlauchten Kreis zu sein.« Ihr Blick glitt über die Anwesenden, die saßen oder ins Gespräch vertieft durch den Raum gingen.
    Vor einem der Fenster stand eine Frau mit rötlich blondem Haar, die Jeanne den Rücken zuwandte und ihr auf entfernte Art vertraut schien.
    »Ihr habt meine Überraschung bereits erspäht. Lady Dousabella!«
    »Oh!«, entfuhr es Jeanne voller Freude über das unerwartete Wiedersehen, das glückliche Erinnerungen heraufbeschwor.
    Die Engländerin drehte sich um und kam mit einem breiten Lächeln auf sie zu. Angesichts der schönen Dame von Rang kam Jeanne sich in ihrem schlichten Kleid und den abgelaufenen Stiefeln allzu bieder vor. Sie machte einen tiefen Knicks.
    Lady Dousabella reichte ihr eine Hand und half ihr auf. »Das

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