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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ist zu viel der Ehre. Meine liebe Jeanne, Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich Euch so nenne? Ich werde diesen Abend am Rhein niemals vergessen. Ihr habt gespielt wie ein Engel, und Ihr seht auch so aus wie einer!«
    Errötend hob Jeanne den Blick und ließ sich von der Lady in eine Ecke führen, in der sie ungestört plaudern konnten. Monsieur Morel ließ ihnen Wein, Wasser und eine Platte mit leichten Speisen auftragen. Jeanne nahm ihre Laute von der Schulter und lehnte sie gegen einen mannshohen Kandelaber aus Nussholz. »Bitte, nehmt Platz, Ihr wirkt ein wenig erschöpft«, sagte die Engländerin, deren smaragdgrünes Seidenkleid raschelte, als sie sich auf einer Sesselkante niederließ.
    »Es geht mir gut, danke. Seit unserer Begegnung sind einige Monate vergangen. Wart Ihr in Eurer Heimat, Mylady?«
    »Mein Heim in Kent habe ich schon eine ganze Weile nicht
mehr gesehen. Ihr müsst Euch mich als einen dieser Wanderfalken vorstellen, ständig unterwegs und immer ein wachsames Auge auf das Treiben am Boden gerichtet. Unsere geliebte Königin - und ich sage das mit herzlicher Überzeugung - unterhält ein großartiges Informantensystem, das uns Insulanern einen stetigen Kontakt zur Heimat ermöglicht.«
    »Ich nehme an, dieses System funktioniert in beiden Richtungen«, bemerkte Jeanne und nahm einen Schluck Wasser.
    »Aber selbstredend. Ihr solltet von dieser Pastete kosten, himmlisch!« Sie strich sich etwas Wildpastete auf ein Stück Brot. »Dieses Land ist so vielfältig! Es gibt hier einfach alles - fischreiche Küsten, Weinberge, den warmen Süden und die Loire. Was für ein königlicher Fluss.« Lady Dousabella biss in das Brot und schloss während des Kauens genüsslich die Augen.
    Jeanne nahm sich von dem leicht gewürzten Wein.
    »Meine Reise hat mich zuerst weiter nach Westen geführt. Über Loudun und Montcontour bin ich nach Beauregard gekommen, dem wundervollen Schloss von Jean de Thier.« Die Engländerin beobachtete Jeanne und schien eine Reaktion zu erwarten.
    »Gab es in Montcontour nicht eine Niederlage für unsere Truppen?«, fragte Jeanne vorsichtig.
    Sie saß mit dem Rücken zum Raum, während Lady Dousabella die Gesellschaft im Blick hatte und hin und wieder dorthin sah, doch niemand kümmerte sich um sie. »Die königlichen Truppen wurden vom Herzog von Anjou geführt und haben den Reformierten erhebliche Verluste zugefügt. Nun, es waren die üblichen Scharmützel, bei denen mal die einen, mal die anderen siegten, doch schließlich und endlich mussten Eure Truppen den Rückzug antreten und hatten über zweitausend Tote zu beklagen. Vielleicht fragt Ihr Euch, warum eine englische Lady Euch das erzählt?«
    »Nun ja …«
    Lady Dousabella zog lächelnd ein Samtbeutelchen hervor, das mit einer Seidenblüte verziert war. »Ein kleines Geschenk.«

    Erstaunt wollte Jeanne die Kordel lösen, doch Lady Dousabella hielt sacht ihre Hand fest. »Nicht sofort. Nehmt Euch dafür etwas Zeit. Bei den Truppen sind meine Begleiter und ich auf zwei treffliche Ärzte gestoßen, die sich mit ihren ungewöhnlichen Heilmethoden bereits einen Ruf unter den Soldaten erworben haben.«
    »Gerwin und Hippolyt?« Jeannes Herz begann zu klopfen.
    »Ja, so hießen sie. Ah, Madame de Baïf, wie schön, Euch zu sehen!«, grüßte Lady Dousabella jemanden, der sich hinter Jeanne befand. »Wir gesellen uns gleich zu Euch!«
    Rasch verstaute Jeanne die Gabe in ihrem Gürtelbeutel und wollte sich erheben. Da stand Lady Dousabella auf. »Behaltet nur Platz. Diese furchtbare Mode!«, schimpfte die Lady und zog an ihrem voluminösen Rock. »Wie nennt ihr diesen Reifrock? Vertugade? Dear God, impossible! Und dann diese engen Mieder, die einem schier den Atem nehmen, andererseits ist es für Frauen meines Alters durchaus von Vorteil, Unterstützung für gewisse Körperformen in der Kleidung zu finden …« Sie zwinkerte Jeanne zu, deren Rock nicht ganz der neuesten Mode entsprach und deshalb weniger ausgreifend war. »Ich bin sofort wieder bei Euch, meine Gute.« Mit dem liebenswürdigsten Lächeln ging sie auf eine vornehm gekleidete Dame mit spitzer Nase zu.
    Jeanne wandte sich einen Moment um und musterte Madame de Baïf. Die Edelsteine ihres Colliers funkelten, die schmale Taille wurde vom Schnürleib des Schoßmieders zusammengepresst, so dass die Brüste angehoben und halb sichtbar waren. Der im Nacken aufgestellte weiße Kragen und die aufgetürmte Haarfrisur vervollständigten das Gesamtkunstwerk. Jeanne bekam allein

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