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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Verwundeten sehen, wenn es recht ist.«
    Heinrich von Navarra, der an Jahren jung, doch durch den Krieg an Erfahrung und Menschenkenntnis gereift war, nickte. »Geht nur. Wir wissen gute Männer wie Euch zu schätzen.«
    Gerwin warf noch einen kurzen Blick auf Strozzi, den italienischen Heerführer, der für seine Finten und seine Grausamkeit gleichermaßen berüchtigt war, und folgte Hippolyt in die Gewölbe, in denen Verwundete und Sterbende Seite an Seite lagen.
    »Sag mir, was du von den beiden dort hinten hältst«, sagte Hippolyt.

    Nacheinander legte Gerwin den schwer verwundeten Soldaten eine Hand auf die Stirn. Die Präsenz des Todes war übermächtig, und er sah Hippolyt kopfschüttelnd an. Derjenige hingegen, dem sie die Opiumlösung injiziert hatten, schien sich zu erholen, was Gerwin einmal mehr mit Stolz auf seinen gelehrten Meister erfüllte. Nach ihrem Rundgang verließen sie den Saal und begaben sich zu ihrem Quartier, einer Mönchszelle, in der zwei schmale Pritschen standen.
    »Ich brauche noch etwas Luft, Hippolyt«, sagte Gerwin und schlenderte durch die Gänge der Abtei. Sein Weg führte ihn durch einen kleinen Laubengang, hinter dem er Wasser plätschern hörte. Er dachte gerade, dass die Mönche in einem wahrhaftigen Paradies lebten, als er Hauptmann Hinrik erblickte. »Gott zum Gruße, Hinrik.«
    »Ach, Gerwin. Du solltest dich schlafen legen, ihr habt einen anstrengenden Tag hinter euch und könnt stolz sein auf eure Arbeit. Es gibt keinen Bruder, der nicht die beiden Heiler aus Deutschland rühmt.«
    »Oh, danke!« Doch Gerwin brannte eine Frage auf der Seele, die er dem alten Freund von Hippolyt stellen wollte. »Sag, Hinrik, die Frau, die in Hippolyts Leben eine Rolle spielte, wer war das? Er will es mir nicht sagen, aber es ist doch so lange her!«
    »Die Zeit heilt nicht alle Wunden. Wenn er nicht darüber reden will, dann kann ich dir auch nichts sagen.« Er legte Gerwin die Hand auf die Schulter. »Respekt ist ein wichtiger Teil der Freundschaft.«
    »Natürlich, aber sie kam aus Konstantinopel, nicht wahr? Gehörte sie zum Harem des Sultans?«
    Hinrik lachte leise. »Du liegst nicht ganz falsch. Irgendwann wird er es dir erzählen. Hippolyt hat für alles den richtigen Zeitpunkt. Einen besseren Freund als ihn kann man sich nicht wünschen, weißt du.«
    Gerwin nickte. »Ich weiß.«

     
    Heinrich von Navarra und Admiral Coligny hatten beschlossen, die vorteilhafte Lage der Abtei und die Gastfreundschaft des Edelmanns Bourdeille noch einige Tage in Anspruch zu nehmen. Ein Umstand, der die Vorräte und die Nachsicht des Kommendatarabts zunehmend strapazierte. Die von Graf Mansfeld geführten Söldnertruppen lagerten eine Viertelmeile entfernt am Ufer der Dronne und richteten trotz mehrfacher Ermahnungen erhebliches Unheil in den umliegenden Dörfern an.
    An einem sonnigen Nachmittag saß Bourdeille mit seinen Gästen an einer langen Tafel im Hof der Abtei, darunter Heinrich von Navarra, Strozzi und Hinrik Huntpiss. Gerwin hatte sich gerade im Fluss gereinigt und sein blutverschmiertes Hemd gewaschen. Es war so heiß, dass er das noch nasse Hemd über den Kopf zog und es auf der Haut trocknen ließ. Er entdeckte Hauptmann Hinrik und winkte ihm zu, als plötzlich ein Bauer, aufgeregt mit den Händen wedelnd, an ihm vorbei zu Bourdeille rannte und um Gehör bat.
    »Bitte, sprich nur. Alle werden hier gehört«, sagte der Lehnsherr jovial.
    Ängstlich zu Beginn, doch mit wachsendem Selbstvertrauen berichtete der Bauer, dem der Schweiß aus allen Poren trat: »Herr, wir sind im Krieg. Das wissen wir, doch was da heute Morgen geschehen ist, das ist gegen jedes Recht und gegen Gottes Gebot!« Der drahtige Landmann knetete seinen Filzhut mit den Händen. »Wir sind arme Bauern, die das Land beackern und seine Früchte ernten, die allen zugute kommen. Was können wir für die Ränke der Großen? Gar nichts! Wir wehren uns nur, wenn man uns fortnimmt von dem wenigen, das wir besitzen! Und ist es nicht so, dass die Söldner schon seit Jahren immer wieder über unser Land, unsere Frauen herfallen und schänden und töten?«
    Heinrich von Navarra sagte mit gerunzelter Stirn: »Willst du behaupten, dass es gottesfürchtiges Handeln war, einen unserer Hauptmänner und seine Leute in einen Hinterhalt zu locken und
niederzumetzeln? Das waren doch Bauern hier aus der Gegend! Vielleicht warst du sogar dabei?«
    Gerwin war näher getreten und nahm sich einen Apfel aus einem Korb. Er selbst hatte einen

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