Die Lautenspielerin - Roman
Anwesenden zeigten mit begeistertem Applaus, wie angetan sie von der Darbietung der jungen Künstler waren. Nach dem kleinen Konzert stand Jeanne wieder neben Lady Dousabella, die sich für diesen Nachmittag ihrer angenommen hatte.
Ein Mann mittleren Alters mit kurzen grauen Haaren, einem Spitzbärtchen, wachen Augen und der Miene eines Gelehrten verneigte sich vor ihnen. Sein Wams war aus feinstem Brokat, der weiße Kragen schimmerte seidig, und an den Händen funkelten kostbare Ringe.
»Jeanne, darf ich Euch mit dem berühmten Dichter Monsieur de Ronsard bekannt machen?«
»Obwohl mein Gehör mir nicht immer zu Diensten ist, ist mir nicht entgangen, dass Euer Spiel von außergewöhnlicher Kunst ist, Madame.« Seine Aussprache war betont exakt, und man merkte ihm an, dass er sich anstrengen musste, einem Gespräch zu folgen.
Madame de Baïf trat zu ihnen und legte Ronsard die Hand leicht auf den Arm. »Mein Lieber.« Sie wartete, bis er der Bewegung ihrer Lippen folgen konnte. »Diese reizende junge Hugenottin spielt wie ein Engel. Und natürlich hat unsere umtriebige Lady D. schon Freundschaft geschlossen.«
Ihr Sarkasmus war schneidend, es war offensichtlich, dass sie die Engländerin nicht mochte. Die Frauen mochten etwa im gleichen Alter sein, doch während Lady Dousabella Wärme, Intelligenz und Charme ausstrahlte und von natürlicher Schönheit war,
verkörperte Madame de Baïf die gekünstelte Hofdame, an der außer der spitzen Nase kaum etwas unverfälscht schien.
Ronsard hob die Brauen. »Ihr seid Hugenottin? Dafür spielt Ihr recht ordentlich.«
»Ich dachte, Euer Gehör ließ Euch gar nicht die Feinheiten unseres kleinen Konzerts wahrnehmen? Zudem sind die übrigen Musiker Katholiken und haben meine Fehler sicher meisterlich ausgeglichen«, erwiderte Jeanne trotzig.
Lady Dousabella lachte herzlich. »Brav gesprochen! Gutes Mädchen! Ich muss mich bei Euch entschuldigen, wähnte ich uns doch in einer Gesellschaft gehobenen Geistes, die über konfessionellen Animositäten steht.«
»Was solltet Ihr auch anderes sagen, Mylady, wo doch Eure Königin ganz in die Fußstapfen ihres ketzerischen Vaters getreten ist.« Madame de Baïf spielte auf die Exkommunikation Heinrichs VIII. an, der seine erste Ehe gegen den Willen des Papstes hatte auflösen lassen, um Anne Boleyn, Königin Elisabeths Mutter, heiraten zu können.
»Nicht in allem folgt unsere erhabene Königin dem Vorbild ihres Vaters. Zumindest ist sie noch nicht verheiratet. Wartet, hat nicht die werte Königinmutter Katharina erst kürzlich im Namen ihres Sohnes, des Herzogs von Anjou, um die Hand der unvergleichlichen Elisabeth angehalten?«, sagte Lady Dousabella freundlich.
Madame de Baïf runzelte die Brauen, was ihr unter dem Gewicht der künstlichen Haarpracht sichtlich schwerfiel, und fächelte sich Luft zu. »Ihr seid wie immer gut informiert, Lady D.«
Die Engländerin lächelte charmant. »Oh, sind das nicht alle Ausländer in der Fremde? Wir haben unser eigenes Nachrichtensystem, um die Heimat nicht allzu sehr entbehren zu müssen.«
Der Dichter schien sich zu langweilen und steuerte mit Madame de Baïf im Schlepptau eine andere Gruppe von Edelleuten an.
Lady Dousabella führte Jeanne durch den Salon, nickte einigen
Gästen freundlich zu und erklärte: »Ronsard ist mit Vorsicht zu genießen. Er ist eng mit Monsieur de Baïf befreundet. Die beiden haben zusammen am Collège de Coqueret studiert.«
»Hat Ronsard nicht gemeinsam mit Bellay die Gruppe der Pléiade gegründet, deren Mitglieder ganz wundervolle Liebesgedichte veröffentlichten? Ich hatte mich so darauf gefreut, ihn persönlich kennenzulernen.« Jeanne machte aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl.
»Menschen ändern sich. Erst wurde Ronsard von Margot gefördert, und dann hieß es, er werde von Maria Stuart unterstützt.« Lady Dousabella senkte die Stimme.
»Dann hat er das Lager gewechselt?«
»Ob aus Überzeugung, wird nur er selbst wissen. Zumindest hat er sich die uneingeschränkte Gunst Karls IX. erworben, der ihm einen Wohnsitz bei Hof, Prioreien, Ämter und Titel verliehen hat. In seinen Werken schlägt der liebe Ronsard nun andere Töne an. Am meisten missfällt mir sein ›Discours des misères de ce temps‹, in dem er plump den Katholizismus verteidigt und den Protestantismus verhöhnt. Nun ja.« Mylady hob die Schultern. »Es war sein Einstieg bei Hofe. Sich die Gunst Karls IX. zu erhalten ist nicht einfach. Der Mann ist König und nutty as a fruitcake
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