Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Gerwin nur.
    »Möge er auf ewig in der Hölle am Rost schmoren!« Uda erhob sich mühsam und stützte sich am Wagen ab. Sie hatte allen
Grund, den Vater noch nach seinem Tod zu hassen, hatte er sie doch damals ins Badehaus nach Mulda verkauft.
    »Hast du Kinder?«, fragte Gerwin.
    »Drei Totgeburten und ein Mädchen, das nach einer Woche gestorben ist. Ist ihr viel erspart geblieben.« Sie verzog traurig den Mund, und braune Stumpen kamen zum Vorschein.
    »Uda, ich bringe euch nachher zu essen, wenn die Versorgung kommt. Und hier, nimm das.« Er drückte ihr das Fläschchen in die Hand. Die kurze Berührung genügte, um ihm zu bestätigen, was er sah. Udas Leiden würde nicht mehr lange währen. »Das hilft gegen Schmerzen. Ein Schluck, höchstens zwei.« In der Flasche befand sich verdünntes Opiat. Hippolyt mochte ihn dafür schelten, doch seine Schwester hatte Erleichterung bitter nötig, und seien es nur wenige Stunden, in denen sie aus ihrer irdischen Hölle befreit wurde.
    Sie steckte das Fläschchen in eine Rocktasche. »Mutter hat mal gesagt, dass du nicht sein Sohn bist.«
    »Was? Was hat Mutter gesagt?« Wenn das stimmte und Friedger nicht sein leiblicher Vater war! Jahrelang hatte sich Gerwin nichts sehnlicher gewünscht.
    »Lass mich. Da kommt Kundschaft. Später, Gerwin, später.« Uda drückte die Schultern zurück und ging mit schwingenden Hüften auf einen Söldner zu, der direkt auf sie zusteuerte.
    »Bist du fertig? Hat sie dich gut gekratzt?«, sagte der Söldner anzüglich, und Gerwin wandte sich angewidert ab.
    Er fand Hippolyt in den Überresten des Langhauses der Kirche Sainte-Croix, wo er mit Hilfe der Mönche ein Krankenlager eingerichtet hatte.
    »Hier, schau. Ist das nicht der Schwabe, der im Sumpf noch groß lamentiert hat?« Hippolyt zeigte auf einen Kerl, der kurzatmig auf einer Pritsche lag.
    »Ja, du hast recht. Sumpffieber?«
    »Und die Lustseuche. Er hat entzündeten Ausschlag. Komm
mit.« Der Medicus deutete auf eine Reihe von sitzenden und liegenden Kranken, darunter auch Dirnen. »Sie alle haben Fieber, viele haben Krätze oder anderen eitrigen Ausschlag. Aber der rührt vom Dreck. He, ihr Leute!«, richtete Hippolyt seine Worte an die Kranken. »Wir haben nicht genügend Medizin für jeden, und ich empfehle euch, geht euch im Fluss waschen, reinigt eure Kleidung, dann kommt wieder her und holt euch ein Abendessen. Morgen sehen wir weiter.«
    Unwilliges Murren war die Antwort, doch viele erhoben sich und zogen davon.
    Ein Mönch trat zu ihnen. Er trug eine schwarze Kutte, ähnlich der, die Gerwin einst bei Hippolyt in der Truhe gesehen hatte.
    »Medicus, wir haben nicht genügend Vorräte, um die Leute zu versorgen, wenn sie wiederkommen.« Der Mönch hatte einen deutschen Akzent und mochte die siebzig überschritten haben, doch er war drahtig und seine Augen wach.
    Hippolyt sagte: »Bruder, macht Euch keine Sorgen, so wie ich die Lage einschätze, geben die Bewohner von La Charité lieber ihr letztes Mehl, als dass sie die Söldnerhorde noch einmal durch die Stadt ziehen lassen.«
    Der alte Mönch kniff die Augen zusammen. »Ihr erinnert mich an meine Zeit in deutschen Landen. Vor vielen Jahren war ich Novize in Köln und dann in Metten, bevor ich hier in Frankreich eine neue Heimat fand. Aber die Religionskriege haben auch hier alles zunichte gemacht, was wir aufgebaut haben. Alles zerstört!« Er breitete die Arme aus und sah sich traurig in der einstmals prächtigen Kirche um.
    Gerwin sah, wie Hippolyt seine Tasche umklammerte. »Entschuldigt uns, Bruder, wir werden noch anderenorts gebraucht.«
    »Gott segne Euch«, verabschiedete der Mönch sie.
    Während Gerwin mit Hippolyt das Langhaus verließ, hatte er das Gefühl, als verfolge der Alte sie mit seinem Blick. »Kanntest du ihn, Hippolyt?«

    Nachdenklich schüttelte Hippolyt den Kopf. »Nein. Das ist so lange her. Sieh mich an, ich habe keine Ähnlichkeit mehr mit dem Jungen von damals. Wie war sein Name?«
    »Soll ich fragen?«
    »Später. Sag mir erst, was mit deiner Schwester ist und ob sie weiß, wo Franz ist.«
    Gerwin berichtete ihm, was er erfahren hatte. »Ich muss sie unbedingt noch einmal wegen der Sache mit meinem Vater befragen. Warum hat Mutter nie mit mir darüber gesprochen?«
    »Vielleicht wollte sie dir Ärger ersparen. Wer weiß, wer dein richtiger Vater ist«, überlegte Hippolyt.
    »Jeder wäre mir lieber als Friedger Pindus!«
    »Sag das nicht, manchmal treibt man auch den Teufel mit dem Beelzebub

Weitere Kostenlose Bücher