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Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Magin
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nachweisen, dass die Taucher mit ihm zusammenhingen. Und auf eine Verletzung des Tauchverbots konnte höchstens eine Ordnungsstrafe folgen. Kein Grund zur Sorge. Das mit dem Schuss … er wusste selbst nicht, worum es da ging.
    »Sie können mich gern«, sagte er zum Kommissar und breitete die Arme aus, »auf Schmauchspuren untersuchen oder Blutspritzer oder was auch immer Sie wollen. Nehmen Sie meinen Speichel, geben Sie mein Hemd in die Zentrifuge und holen Sie DNS heraus. Sie werden nichts finden!« Er lehnte sich noch weiter zurück, sein Plastikstuhl wippte und knarzte.
    »Vielleicht warten Sie doch lieber auf Ihren Anwalt, bevor Sie weitersprechen …«, schlug der Kommissar vor.
    Es klopfte kurz an der Tür. Der Kommissar stand auf, ging mit bedächtigen Schritten hin und öffnete, aber dort stand nicht der Anwalt Schmidtdresdners, sondern der Assistent des Kommissars.
    »Er ist unschuldig«, flüsterte er dem Kommissar zu, »zumindest, was den Schuss auf den Engländer angeht: Das war das Zugseil des Krans, das unter der Belastung gerissen ist, durch die Luft peitschte und den Mann streifte. Also ein Unfall, keine Kugel, kein Schuss.«
    Der Kommissar nickte, schob seinen Assistenten zur Tür heraus, ging zu seinem Stuhl zurück und ließ sich schnaufend nieder. »Nun«, wiederholte er eine seiner Fragen, »was suchen Sie eigentlich in diesem See?«
    Es klopfte erneut an der Tür, und nun kam tatsächlich der Anwalt des Schatztauchers herein.
    Schmidtdresdner grinste ihn an. »Ich denke, wir haben hier alles bereits geklärt, oder?« Er sah zu dem Kommissar hin.
    Der Kommissar wollte etwas sagen, öffnete schon den Mund, da fiel ihm der Anwalt ins Wort: »Ich habe gerade gehört, dass es sich bei dem angeblichen Schuss, den mein Mandant abgegeben haben soll, nur um einen Unfall handelt.«
    Der Kommissar seufzte.
    »Also, wenn nicht anderes vorliegt«, der Anwalt setzte einen fragenden Blick auf, »denke ich doch, dass mein Mandant nun gehen kann.«
    Schmidtdresdner stand auf und schlug seinem Anwalt, der kaum halb so breit war wie er selbst, jovial ins Kreuz, dass dieser kurz und heftig pustete. Dann waren sie schon draußen auf dem Flur.

4
    Plötzlich wimmelte es von Reportern, die jedem im Weg standen. Wo kamen sie nur alle her? Wer hatte sie verständigt?
    Joe Hutter, dessen Wunde man rasch versorgt hatte, hätte es definitiv vorgezogen, wenn nicht jeder seiner Schritte, nicht jeder seiner Handgriffe mit der Kamera verfolgt und aufgezeichnet worden wäre. Wenn er, während er eine Kiste Werkzeuge über das feuchte und rutschige Gras schleppte, nicht auf lose herumliegende Kabel und andere Stolperfallen hätte achten müssen.
    Andrew Neal kniete hinter einem improvisierten Computertisch. Sein weißes Haupt lugte über den Bildschirm hinaus. Er überprüfte noch einmal am Monitor die mit Echolot und Side-Scan-Sonar gewonnenen Tiefenlinien, um die Bergung optimal sicherzustellen, da fand er sich plötzlich mit einem Kameramann im Rücken wieder, der seine eigentlich streng geheimen Daten abfilmte. Es hätte nicht viel gefehlt, und der Mann wäre im Krankenhaus gelandet. Einzig dem Eingreifen Reginald MacGinnis, der dem Reporter sehr deutlich und fest zu verstehen gab, er befinde sich auf abgesperrtem Gebiet, war es zu verdanken, dass die Situation nicht eskalierte.
    Neal arbeitete weiter, vor sich hinschimpfend, mit vor Aufregung rotem Kopf. Der Kameramann hob drohend seine Faust und schimpfte über die Behinderung seiner Arbeit, während er sich zurückzog.Auf der Wiese lagen Familien, Studenten, Cliquen von Freunden. Sie spielten Federball, warfen Frisbees, grillten Würstchen und Steaks. Aus Radios quoll Hitparadenmusik. Es roch nach Sonnenöl, zerdrücktem Gras und Holzkohlenqualm.
    Am Ufer, etwas abseits der lärmenden Sonnenanbeter und neugierigen Gaffer, stand eine Gruppe reiferer Damen jenseits der sechzig mit gespreizten Beinen und weit zum Himmel emporgestreckten Armen, die tief ein Aom intonierten und die heilsamen Erdkräfte willkommen hießen.
    »Weise Kräfte des Erdinnern, wir grüßen euch«, rief die Vorturnerin, und der Rest der seltsamen Gesellschaft wiederholte das.
    »Hauch der Kräfte, Atem der Erde, Feuer und Glut, durchfahre uns«, bat die Dame. Sie trug ein T-Shirt mit dem Symbol von Yin und Yang.
    »O Mutter Erde, schenke uns Wasser, wenn uns dürstet, schenke uns Wärme, wenn uns friert, schenke uns Stein, um uns ein Haus zu bauen«, intonierte die Vorbeterin mit aller

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