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Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Magin
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nicht mehr in Frage.«
    Dass ein Teil des Echolots zerstört war, hatte Neal bereits am Morgen entdeckt. Er hatte sofort das Ersatzteil bestellt, es sollte per Express gebracht werden. Er arbeitete fieberhaft, aber es passte einfach nicht – man hatte das falsche Ersatzteil geliefert!
    »Ich merke doch, dass Sie etwas auf dem Herzen haben«, meinte MacGinnis und legte Hutter eine Hand auf die Schulter.
    Joe sah in das bärtige, ihn jetzt gütig anlächelnde Gesicht. »Wissen Sie, alles geht hier schief«, antwortete er. »Ich habe den Verdacht, dass jemand unsere Geräte manipuliert, weil er verhindern will, dass wir die Halifax bergen. Ich finde, wir sollten die Polizei verständigen.«
    »Behalten Sie es aber erst einmal für sich. Wir sollten noch abwarten, bevor wir hier in Hysterie verfallen. Das kann doch alles ein Zufall sein.« MacGinnis blickte Joe ernst an.
    Joe verblüffte, dass MacGinnis so nonchalant mit der Sache umging. Wäre es nicht besser, das Ganze von der Polizei untersuchen zu lassen? Allerdings: Vielleicht hatte Mac-Ginnis, wie so oft, ein As im Ärmel. Oder verlor er einfach nur die Kontrolle über das, was hier geschah?
    Das Zögern war so untypisch für den Alten. Es handelte sich ja um seinen letzten Auftrag. Sicher konnte und wollte er nicht versagen.
    Joe glaubte, ein nervöses Zucken in MacGinnis’ Augenwinkeln wahrzunehmen.Die Computer fuhren unfassbar langsam hoch, die Programme wollten sich einfach nicht öffnen lassen. Im Schneckentempo bauten sich die Fenster auf.
    »Die Daten gehen wohl wieder zu Fuß zum Server«, mutmaßte Neal abschätzig, »und manche verirren sich dabei.«
    Der Nordengländer klopfte verzweifelt auf seinen Monitor – obwohl das Echolot Impulse sendete, die die Bergung überwachen sollten, bildeten sich diese nicht auf dem Bildschirm ab. Er startete das System neu, erneut stürzte es ab. »Effing bloody ’pjusher!«, schimpfte er laut vor sich hin, »verdammter Computer.«
    »Es ist nicht meine Schuld«, sagte er dann, zu Joe gewandt.
    Joe nickte.
    Eine Gruppe Enten balgte sich im Wasser. Der Erpel scheuchte die Weibchen, sie paddelten quäkend von ihm fort. Ein paar der Vögel tauchten unter und kamen mit einem deutlich hörbaren Plop wieder an die Seeoberfläche zurück. Sie rüttelten sich und schüttelten das perlende Wasser ab, dann startete der Erpel durch, tapste wild flatternd über das Wasser und erhob sich in den Himmel. Die anderen Enten folgten ihm, in einer lang gezogenen V-Formation verschwanden sie in Richtung Norden, zum Rhein hin. Falls etwas bei der Bergung misslang, konnte jedes einzelne Tier eines solchen Schwarms den Erreger mit sich tragen und in die Umgebung verschleppen. Hatte denn der Nordengländer den Flug der Enten simuliert? Joe Hutter erinnerte sich nicht. Fast alles, was am Laacher See ganz friedlich und normal schien, konnte in der Tat eine tödliche Gefahr sein.
    Stromausfall. Der Generator versagte.
    »Ich hatte doch gesagt, dass der Schalter immer auf ›off‹ stehen muss. Welcher Idiot hat das Gerät angelassen?« Der Nordengländer schlug sich mit der flachen Hand gegen dieStirn, als könne ein Mensch allein ein solches Ausmaß an Dummheit gar nicht verstehen. Joe war sich keiner Schuld bewusst, der Generator ging ihn nichts an, er hatte sicher keinen Knopf gedreht. Auch Andrew Neal zuckte mit den Schultern.
    »Hast du das Gerät angelassen, und jetzt ist die Batterie leer?« Der Nordengländer verschränkte halb kämpferisch, halb verlegen, die Arme vor der Brust.
    »Nein«, antwortete Neal genervt.
    Der Nordengländer wandte sich an Joe. »Wie oft habe ich gesagt, dass das Gerät auf ›off‹ geschaltet werden muss?« Sein ohnehin schon rotes Gesicht färbte sich noch röter.
    Joe wollte gerade etwas sagen. »Warst du es?«, fuhr ihm der Engländer dazwischen.
    Joe öffnete empört den Mund. »Nein«, brüllte er dann.
    »Mich«, meinte MacGinnis und blickte den Engländer direkt an, »wollen Sie das doch nicht fragen, oder?« Er trottete davon, zu seinem Handy, zu seinen Papieren.
    Der Nordengländer schüttelte den Kopf. Nein, das wollte er nicht.
    Die Anspannung stieg deutlich. Wer sabotierte ihre Bemühungen? Es konnte doch nicht sein, dass so viele Geräte gerade jetzt verrückt spielten, nachdem sie so lange einwandfrei funktioniert hatten.
    Joes Handy klingelte. Er nahm ab und nickte mehrmals. Die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen. »Ein Problem weniger«, murmelte er. Dann winkte er Franziska zu sich,

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