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Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Magin
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in seinen Kreisen nannte er sich Archy.« Der Kommissar ruckte seine Brille auf die Nasenspitze und blätterte in den Unterlagen. In der Mappe lagen Zeitungsausschnitte mit grobgerasterten Bildern, die den Verstorbenen zeigten, aber auch jede Menge amtlicher Protokolle mit Behördenstempeln, die nur allzu deutlich machten, dass Archenbalds Leben immer wieder Gegenstand polizeilicher Ermittlungen gewesen war.
    Der Kommissar sah auf. »Archenbald gehörte zur Schatzsucher-Community. Offenbar ganz gut vernetzt, dank Internet. Er tauchte eigentlich überall dort auf, wo es kriminell oder zumindest halblegal zuging. Kein besonders cleverer Typ – man hat ihn mindestens fünfmal festgenommen.«
    »War er eine große Nummer?«
    »Nein, eher eine kleine. Er hat offenbar nie selbst etwas geplant, er war zufrieden damit, Handlanger zu sein und am Ende der Operationen seinen Anteil einzustecken. Hat immer im Auftrag von anderen gehandelt, wusste bei den Verhören wenig zu sagen, worum es wirklich ging. Trotzdem war er einer, der gern seinen großen Mund aufriss. Pochte auf Rechte, wollte die Presse informieren, fühlte sich hereingelegt, witterte überall Verschwörungen. Die Anwälte wurden ihm immer gestellt, vermutlich von irgendwelchen Auftraggebern. Nachweisen konnte man nichts. Er war der Mann fürs Grobe – dafür zuständig, minderwertiges Zeug zu verscherbeln oder gegnerische Schatzsucher auszuschalten. Insofern verwundert es mich wenig, dass er jetzt ermordet worden ist.«
    »Aber er hat seine Auftraggeber nie verraten?«
    »Nein«, antwortete der Kommissar, »nie.«
    »Hat man denn nie nachweisen können, in wessen Auftrag er gehandelt hat?«
    »Auch nicht – das sind alles nur Vermutungen. Die Ware, die er verkaufte, hätte auch aus Streufunden stammen können. Es war nie sicher, dass sie aus einer großen, konzertiert angelegten Raubgräberei stammte.«
    MacGinnis kratzte sich nachdenklich am Kinnbart. Dieser Klaus Archenbald brachte also niemanden weiter. Ein toter Taucher im Laacher See, aber keine Spur zu den Auftraggebern, die seinem Team zuvorkommen könnten.
    »Haben Sie eine Ahnung, wonach er in dem See suchte?«, fragte der Kommissar in die plötzliche Stille hinein. »Ich habe die Anweisung erhalten, mit Ihnen zu kooperieren, aber ich weiß nicht einmal, worum es geht.«
    MacGinnis zuckte mit den Schultern.
    »Einer Ihrer Männer war auch im See?«
    MacGinnis verzog das Gesicht und winkte abwehrend mit den Händen. »Lassen wir das«, meinte er missmutig.
    Der Kommissar goss sich einen Kaffee ein. »Wollen Sie auch einen?«, fragte er.
    MacGinnis schüttelte den Kopf. »Wie ist der Mann genau zu Tode gekommen?«
    »Na ja, die Glasscherben haben ihm gewaltige Schnitte beigebracht, doch die eigentliche Todesursache sind seine Verbrühungen. Er wurde quasi bei lebendigem Leib gekocht.«
    »Wie kann so etwas geschehen?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.« Der Polizist hatte wohl einen Verdacht: Es musste unter Wasser zu einem Kampf gekommen sein, der Gegner Archenbalds musste diesen gegen Glas gestoßen haben, vielleicht Müll, den jemand im Laacher See entsorgt hatte – daher die schweren Schnittverletzungen. Der Kommissar verlor aber nach und nach seine Gesprächigkeit. Was sollte er auch diesem Briten sagen, der sofort abblockte, wenn er selbst weitere Hintergrundinformationenbenötigte? Die Verbrennungen hingegen konnte er sich nicht erklären.
    »Er war ein Idiot«, meinte der Kommissar dann nach einer längeren Pause. »Hier kleine Geldstrafen wegen Hehlerei, da einmal eine Strafe wegen Pöbelei und Beleidigung im Wirtshaus.«
    »Ein Idiot«, wiederholte MacGinnis ganz langsam. »Scheint so. Ja.«
    »Wir werden Sie auf jeden Fall informieren, sobald neue Erkenntnisse vorliegen.« Liebend gern würde er darauf verzichten, dachte der Kommissar, aber er hatte seine Anweisungen. Von ganz oben. Da war nichts zu machen.
    »Ja, ja«, sagte Reginald MacGinnis sichtlich geistesabwesend, »halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    In Gedanken befand er sich zwanzig Meter unter der Wasseroberfläche beim Wrack auf dem Seeboden. Das hier war nur ein Pflichttermin für ihn.
    Vielleicht war es ja doch keine reine Zeitverschwendung, dachte MacGinnis versöhnlich, als er seinen Autoschlüssel drückte, der die Verriegelung der Fahrertür aufspringen ließ. Jetzt weiß ich zumindest, was die wissen.
    Nichts.
    Franziska nahm einen Stift und ein Blatt Papier, setzte links unten an und zog eine Linie schräg zur

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