Die Lava
mit geöffneten Türen handelte – die neuen Aufnahmen legten das nahe. Joe Hutter hatte sich dort ganz unnötig in Gefahr begeben.
Die neugeorteten Stellen befanden sich praktisch in unmittelbarer Nähe zueinander – die größte Entfernung zwischen Neals Kreuzen betrug gerade einmal zweihundertachtzig Meter. Neal hatte zuerst sich selbst, dann den Rest des Teams überzeugt, dass jeder der drei Orte der Platz sein konnte, an dem das Wrack der Halifax lag, und dass kein anderer Ort, kein anderes der gefundenen Sonarziele dafür in Frage kam. Er drängte auf schnelles Handeln. MacGinnis trug zwar Skepsis zur Schau, aber nach einer längeren Besprechung schwieg er und nickte nur noch.
Neal umkreiste mit dem Finger immer den Schatten auf den Sonarausdrucken, der einem Flugzeug am stärksten ähnelte. Joe sollte erst diese drei, vor allem das vielversprechende erste Ziel betauchen.
Die Auswertung der Messungen des Side-Scan-Sonars zeigte dort deutlich einen Rumpf, an dem die Ansätze zweier Flügel zu sehen waren.
Das gesamte Gebilde war erneut zu klein, um tatsächlich der gesuchte Bomber zu sein, aber niemand wusste, wie tief das Flugzeug im Bodenschlamm steckte. Gut möglich, dass große Teile davon zu stark mit Sediment bedeckt auf dem Grund lagen. Das Sediment durchdrang der Side-Scan nicht so leicht, das konnte zu einer verzerrten Darstellung führen. Neal hatte das Echolot auf die betreffende Stelle geleitet und ein sehr starkes Signal erhalten, das auf eine große Masse hindeutete. Es handelte sich definitiv nicht um einen alten Baumstamm oder ein im See versenktes Autowrack.
Die beiden anderen Stellen hielt er für weniger erfolgversprechend. An einer befand sich definitiv ein langes metallisches Irgendetwas.
Die Ausdrucke wiesen eine oben abgerundete längliche Form auf; man konnte aber beim besten Willen keine Flügelansätze erkennen. Die gerade Form war ebenso lang oder nur knapp kürzer als der Rumpf der Halifax, nämlich etwa sechzig Fuß, doch aufgrund der fehlenden Flügel hielt Neal das Objekt für zweitrangig, verglichen mit dem fast eindeutigen Flugzeug an der ersten Stelle. Vielleicht war im Winter einmal ein Lastwagen über den zugefrorenen See gefahren und dabei durch das Eis gebrochen und versunken. Möglicherweise handelte es sich auch um einen erkalteten Lavastrom, der ja ebenso Eisen enthielt wie ein von Menschen gebautes Flugzeug. Das Echolot und das Magnetometer hatten auch hier heftig reagiert – Neal war der Meinung, dass diese Stelle Platz zwei auf seiner Rangliste lohnender Ziele einnahm.
Die dritte Stelle war diffus, eigentlich zu groß, aber grob kreuzförmig. Der Ausdruck des Sonars zeigte zwar die Flugzeugform, jedoch so unregelmäßig, dass Neal dazu neigte,sie als natürliches Objekt zu identifizieren. Es nahm Platz drei auf der Dringlichkeitsliste ein.
Alle anderen Orte, die er mit Echolot, Sonar und Magnetometer untersucht hatte, waren einer nach dem anderen ausgeschieden. Hier, an diesen drei Stellen, an einer davon, lag definitiv das Wrack. Neal wischte die Sorge, dass er mit den unterschiedlichsten Methoden bereits weitaus mehr als ein Dutzend »eindeutiger Ziele« aufgespürt hatte, für den Augenblick beiseite.
Zwar befanden sich die Instrumente und Geräte, die für die Bergung benötigt wurden, längst auf ihrer Reise, doch jetzt telefonierte MacGinnis wie wild, um sie schneller vor Ort zur Verfügung zu haben.
Besondere Ballone, aufblasbare Gummihüllen, die buoyancy bags genannt wurden und dazu dienten, schwere Gegenstände vom Seegrund zur Oberfläche zu bringen, kamen aus einem Werk in Südengland, das auf Ballonhüllen und Spezialkunststoffe spezialisiert war. Jede Menge extrem dünner, dafür aber auch extrem tragfähiger Metallträger sollte auch bald angeliefert werden. Mit ihrer Hilfe konnte man das Wrack mit den Ballons bergen: Sie sollten unter die Flügel oder – wenn möglich – den Rumpf geschoben werden, um das Flugzeug in einem Stück zu bergen, sollte das nötig sein. Unterwasser-Schneidbrenner, feinere Magnetometer, Spezialkameras, die auch bei wenig Licht passable Bilder lieferten – all das musste an den Laacher See gebracht werden. Mit dieser logistischen Aufgabe beschäftigte sich MacGinnis.
»Machen Sie schnell!«, sagte MacGinnis sehr bestimmt in den Hörer. »Die Bergung wird morgen oder übermorgen stattfinden.« Er legte sichtlich unzufrieden und genervt auf.
An der Wand hing bereits ein großer Schauplan, wie das gefährliche
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