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Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Magin
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Wrack zu heben sei. Der Nordengländer hatte ihn am Computer erstellt, perfekt ausgearbeitet – es sahfast aus wie das Foto eines schon geborgenen Bombers, ein beruhigender Blick in die Zukunft. Man musste nur die Streben unter das Flugzeug schieben, die Ballons mit Druckluft füllen, und schon schwebte dieser fliegende Holländer zur Oberfläche hinauf. An der Seeoberfläche würde man ihn, falls die Gesamtbergung notwendig wäre, an den Kran hängen und dann an Land ziehen, auf einen entsprechend ausgerüsteten Schwerlaster laden und in eine Halle bei Koblenz transportieren, wo die Bomben entschärft werden sollten. Dazu hatte man schon alles vorbereitet.
    MacGinnis verhandelte mit der Kommune, damit die Genehmigung erteilt wurde, den Platz für den Kran etwas weiter nach Norden zu verlegen. Hutter hatte wegen der geplanten Stelle Bedenken erhoben, bei einer Begehung fand er sie zu instabil, den Grund zu sehr von Wasser durchtränkt. Die Verlegung war eine Formalität, aber man hatte sich darum zu kümmern.
    Hutter selbst würde jetzt das Flugzeugwrack betauchen, um festzustellen, ob sich die Bomben bereits im See bergen ließen, dann musste nicht das Wrack als Ganzes gehoben werden.
    Andrew Neal lächelte zufrieden vor sich hin. Er war stolz: Endlich hatte er das Wrack der Handly Page Halifax lokalisiert.
    Zumindest dachte er das.
    Nachdem man auf ihn geschossen hatte, war selbst sein Restgefühl Sicherheit verschwunden. Aber Joe musste wieder tauchen, es ging nicht anders. Die Wunde schmerzte nur noch, wenn er sich ruckartig bewegte.
    Joe kämpfte sich durch den Schleim der grünen Algen, die überall im flachen Wasser wucherten. Es fühlte sich an, als schwimme er in dicker Gemüsesuppe. Er fürchtete sich nicht vor diesen grünen Fäden, die an ihm klebten. Die Algenentstanden als Folge der frühen Hitze und als Resultat der Verschmutzung. Seit dem Skandal vor ein paar Jahren, als große Mengen Gülle ungeklärt in den See geflossen waren und ein Viertel des Bodens in eine Wüste verwandelt hatten, als Fadenalgen die gesamte Vegetation erdrückt und weiße Schimmelpilze auf den überdüngten Stellen gewuchert hatten, hatte sich manches verbessert.
    Der See flimmerte in sanftem Blau, kein gewöhnliches Blau, sondern Blau in allen Schattierungen vom klaren Azur über grünlich schimmerndes Türkis bis zum verwaschenen Graublau. Unter sich, wo man den Boden nicht sehen konnte, war es finster schwarz.
    Das Ziel, das Neal ihm ausgedeutet hatte, schien kaum groß genug für eine Halifax, aber wer wollte schon mit Sicherheit sagen, wie viel davon noch im Seegrund steckte?
    Für diesen Tauchgang hatte Joe sich bewaffnet. Er tastete nach der Pistole in einer Tasche an seinem Taucheranzug. Es sollte ihm kein zweites Mal passieren, dass man ihn überraschte.
    Er wunderte sich, dass sich keine anderen Taucher in der Gegend befanden. Er blieb angespannt, weil er ihr Eintreffen jeden Moment erwartete.
    Ein Schwarm kleiner Fische glitt auf ihn zu, um ihn herum und dann weiter. Das Tauchverbot galt schon so lange, dass hier im See wohl bereits eine Generation Fische herangewachsen war, die nie zuvor einem Menschen begegnet war und keinerlei Angst vor ihm hatte.
    Er war halb froh, als er sich weiter draußen in dem See befand, wo das Wasser tiefer war und daher kälter und wo deshalb keine Algen wuchsen. Auch die Sicht war nun besser.
    Er durchquerte den kleinen Canyon, den sie mit dem Echolot aufgespürt und mit dem Side-Scan kartiert hatten. An seinem Ende befand sich auf der Karte das große schwarzeKreuz mit dem dicken roten Fragezeichen – der wahrscheinliche Fundort des Wracks der Halifax.
    Die Algen filterten das Licht, sorgten dafür, dass es schon recht bald unter der Oberfläche dunkler wurde. Er wollte keine Taschenlampe einsetzen, um sich nicht zu verraten.
    Joe hielt sich stets etwa drei Fuß über dem teils sandigen, teils schlammigen Seegrund auf – nah genug, um ordentlich sehen zu können und keine Details zu übersehen, weit genug vom Boden entfernt, um den Überblick zu behalten.
    Ein mannsgroßes Schwert ragte aus dem Boden – ein Propellerblatt?
    Unter dem Schlamm, ein paar Yards weiter, verbarg sich etwas. Zwar war der Boden hier eben wie überall, aber Joe dachte, er könne einen leichten geraden Strich sehen, einen kleinen Hügel, möglicherweise Teile des Rumpfes, die knapp über die Schlammschicht ragten und ebenfalls mit Schlamm bedeckt waren. Joe ging tiefer und wischte mit der Hand über die

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