Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
Vom Netzwerk:
ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte.
    »Die ganze Klasse hat sie. Selbst unser Lehrer. Nur Björn, Katrin und ich nicht«, erklärte Tillmann stolz. »Der Marie-Sophie haben sie sogar die Haare abgeschnitten. Ganz lang waren die vorher.« Tillmann machte eine Handbewegung, die wohl andeuten sollte, wie lang Marie-Sophies Haare gewesen waren, bevor sie erst den Läusen und dann der Schere zum Opfer gefallen waren. Entweder Tillmann übertrieb schamlos, um dem Läuse-Schocker die nötige Dramatik zu verleihen, oder Marie-Sophie wäre die ideale Rapunzel-Besetzung gewesen.
    In jedem Fall konnte das Kind einem Leid tun! Arme Marie-Sophie! Nicht genug, dass ihre Eltern sie mit so einem grauenvollen Doppelnamen bestraft hatten, nun musste sie sich auch noch von ihren schönen Haaren trennen.
    »Meinst du, du könntest mir vielleicht ein paar von diesen Tierchen besorgen?«, fragte ich Tillmann. »Nur so zu Forschungszwecken«, setzte ich rasch noch hinzu und dachte an Valeries üppige Haarpracht. Das reinste Schlaraffenland für jede Art von Ungeziefer.
    Erstaunlicherweise überraschte mein Anliegen Tillmann nicht. »Klar, zwei Euro pro Stück«, antwortete er, die Hände in den Hosentaschen vergraben, cool.
    »Zwei Euro? Das ist aber ganz schön happig.«
    »Du findest das zu teuer?!« Empört blitzte er mich an. »Die Schüler vom Gymnasium zahlen sogar noch viel mehr dafür. Aber na gut, dir mache ich einen Freundschaftspreis. Wäre ein Euro o.k.?« Offenbar boomte der Läuse-Handel auf dem Schwarzmarkt.
    Um Tillmanns Zukunft brauchte Frauke sich nicht zu sorgen, der Bengel würde seinen Weg schon machen. Er war verdammt geschäftstüchtig.
    Doch gerade, als wir unseren kleinen Deal mit Handschlag besiegeln wollten, funkte Frauke uns dazwischen. »Schluss jetzt!« Sie musste ein paar Brocken unserer Verhandlung aufgeschnappt haben. Und im Gegensatz zu mir war sie von dem Unternehmergeist ihres Sohnes nicht besonders begeistert.
    »Jetzt bring Tillmann nicht auch noch auf so dumme Ideen.« Entrüstet stemmte sie die Hände in die Hüften. Oje, gleich würde sie mir bestimmt mit Stubenarrest oder Fernsehverbot drohen. »Der hat ohnehin nur Flausen im Kopf. Die ganze Klasse macht dieser Satansbraten rebellisch. Nächsten Mittwoch habe ich schon wieder einen Termin bei seinem Klassenlehrer. In letzter Zeit muss ich fast jede Woche da antanzen.«
    Ich grinste. »Dann pass mal auf, dass du dir dieses Mal nichts einfängst.«
    »Wie meinst du das?« Kein Grund, gleich rot zu werden. Geschäftig wühlte sie auf ihrem Schreibtisch herum.
    »Na, die Läuse. Was denn sonst.«
    »Ach so, ja.«
    Als wir die alte, heruntergekommene Fabrikhalle betraten, hämmerten uns ohrenbetäubende Technobässe entgegen. Ob es auch so etwas Ähnliches wie eine Melodie dazu gab? Falls ja, so ging sie in dem lauten Stampfen unter. Unmöglich, dass jemand bei dem Krach das laute Knurren meines Magens hören würde.
    Neugierig schauten Frauke, Mona und ich uns um. Auf der Tanzfläche drängte sich ein Pulk zuckender Leiber, der Rest der Technojünger stand cool – oder gelangweilt? – drum herum. Ein paar einsame Gestalten hingen an der aus Brettern und Bierfässern notdürftig zusammengezimmerten Bar herum.
    »Lasst mich raten, wer der Sponsor dieser Party ist. Entweder bebe oder Clearasil«, witzelte Mona.
    In der Tat war es nicht zu übersehen, dass wir den Altersdurchschnitt versauten. Wo waren bloß all die Singles um die dreißig, von denen in den Medien immer berichtet wurde?
    »Kommen die jetzt schon zum Sterben hierher?«, fragte eine kleine Dunkelhaarige ihre Freundin und wies mit ihrem gepiercten Näschen in unsere Richtung. Spontan drängte sich mir die Frage auf, ob dieser Stecker nicht furchtbar hinderlich war. Konnte man sich mit so einem Ding überhaupt noch in der Nase bohren?
    »Habt ihr das gehört? Na die sollen erst mal in unser Alter kommen ... Da kriegen sie dann die Quittung«, knurrte Frauke beleidigt.
    »Stimmt«, lachte ich, »bis dahin sind Tätowierungen und Piercings nämlich so was von out.«
    Nachdem wir Frauke an der Bar geparkt hatten, schnappte sich Mona ihre Kamera. »Na los, sehen wir zu, dass wir das Ganze schnell hinter uns bringen.« Sie knipste alles, was ihr vor die Linse kam. Vor allem die knackigen Go-go-Tänzer, die in ihren knappen Höschen einen durch und durch appetitlichen Anblick boten. Leckere Kerlchen! Ich würde die Jungs in meinem Artikel lobend erwähnen.
    Um herauszufinden, wie die Party bei

Weitere Kostenlose Bücher