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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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versicherte mir eine gertenschlanke Blondine, dass sie immer Schokolade naschen würde, sogar nachts. Nur schön leicht müsse sie schmecken. Gut, kein Mensch behauptet, dass man alles glauben darf, was im Fernsehen kommt. Aber so dreist verarscht zu werden, das fand ich nun wirklich die Höhe. Grimmig schwor ich mir, nie, nie wieder diese Schokoladenmarke zu kaufen.
    Eine orale Ersatzbefriedigung musste her! Ich rauchte wie ein Schlot und knabberte an allem herum, was mir zwischen die Finger kam. Auf meinem Speiseplan ganz oben standen Cocktailtomaten und Stifte. Beides nicht besonders lecker, dafür aber kalorienarm. Die Plastikkugelschreiber und Bleistifte, die auf meinem Schreibtisch herumlagen, sahen aus, als hätte Linus sie mit einem Knochen verwechselt. Alle trugen unappetitliche Bissspuren.
    »Hör mal, das ist mein Bleistift. Den habe ich schon wie bescheuert gesucht«, beschwerte sich Bernd und wies mit vorwurfsvollem Gesicht auf einen gelben Stift, den neben kleinen Comicfiguren jetzt auch deutliche Abdrücke meiner Zähne zierten.
    »Kannst du gerne wiederhaben.« Ich hielt ihm den ramponierten Bleistift unter die Nase.
    Bernd betrachtete das abgenagte Holzende. »Lass mal. Den schenke ich dir.« Wirklich großzügig!
    »Ich hab übrigens noch etwas anderes für dich.«
    »Das ist ja fast wie Weihnachten«, ulkte ich.
    Bernd zauberte drei bunt bedruckte Karten hinter dem Rücken hervor. »Fisch ohne Fahrrad« konnte ich von weitem entziffern. »Was ist das?«
    Bernd grinste von einem Ohr zum anderen. »Eintrittskarten für eine Single-Party.«
    »Eine Bagger-Fete?!« Ich war gelinde gesagt empört. »Bernd, das ist doch wohl nicht dein Ernst?! Auch wenn dich das vermutlich in deiner männlichen Eitelkeit trifft: Ich komme zur Zeit ganz gut ohne einen Kerl klar«, versetzte ich schnippisch. Phantastisch, ich konnte lügen, ohne rot zu werden.
    »Annette, Annette!« Der Boss schüttelte den Kopf. »Was ist bloß los mit dir? Du sollst auf dieser Party keinen Mann aufreißen. Schreiben sollst du darüber. Schreiben! Dafür bezahle ich dich schließlich.«
    »Äh, so, ja. Na klar.« Peinlich, peinlich.
    »Die zweite Karte ist für Mona, sie macht die Fotos. Und bei der dritten habe ich an Frauke gedacht.«
    »Frauke???« Frauke war Graphikerin. Ich konnte mir schwer vorstellen, welchen Nutzen diese Single-Party für das Layout von Diabolo bringen würde.
    Bernd lachte. »O.k., erwischt. Das ist nicht beruflich. Vielleicht gelingt es euch ja, sie auf dieser Veranstaltung irgendwie an den Mann zu bringen. Ich bin es langsam leid, dass sie ständig über mich und meine Geschlechtsgenossen herzieht.«
    Wenn ich ihm erzählen würde, was Frauke uns Silvester anvertraut hatte, würde er mir das nie und nimmer abnehmen. Ich hatte es ja selbst kaum glauben können.
    Während Bernd in sein Büro zurückdackelte, beobachtete ich, wie Frauke Tillmann vom Fotokopierer wegzerrte. Bestimmt schon zum zehnten Mal in der letzten halben Stunde.
    Möglicherweise war die Idee mit der Single-Party gar nicht so übel, überlegte ich. Wo sollte Frauke sonst einen Mann kennen lernen? Auf einem Elternabend? Beim Sportfest? Ihr Aktionsradius war begrenzt. Als allein erziehende, berufstätige Mutter hatte sie es wirklich nicht leicht. Der heutige Tag war das beste Beispiel. Wegen Ansteckungsgefahr blieb Tillmanns Schule bis auf weiteres geschlossen. Es kursierten Läuse. Und ausgerechnet an diesem Tag hatte die liebe Omi einen Arzttermin. Eine Schutzbehauptung? So oder so, Frauke war nichts anderes übrig geblieben, als den Bengel mit in die Redaktion zu bringen. Gott sei Dank war Bernd in dieser Beziehung ausgesprochen kulant. Ein anderer Chef hätte das Chaos, das Tillmann verursachte, sicher nicht geduldet. Doch hier fiel es eigentlich kaum auf.
    Der ganze Boden war übersät mit pädagogisch wertvollem Spielzeug. Das Geld dafür hätte Frauke ebenso gut in die nächste Kneipe tragen können, dort wäre es besser angelegt, denn ihr Sohn würdigte das bunte, handbemalte Holzzeugs keines Blickes. Nachdem der Kopierer seinen Reiz verloren hatte, beschäftigte er sich mit dem komplizierten Innenleben meines Druckers.
    »Warum ist die Schule denn heute geschlossen?«, versuchte ich, Tillmann von meinem guten Epson  abzulenken.
    »Die haben alle Läuse.«
    »Iih, das juckt bestimmt grässlich. Hat einer von deinen Freunden auch schon Läuse?«, fragte ich interessiert.
    Tillmann war glücklich, dass ihm endlich mal jemand seine

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