Die Lavendelschlacht
durchsichtigen schwarzen Spitzen-BH. Total scharf. Macht dich das an? ... Schsch, ich kann es kaum erwarten, dass du ihn mir vom Leib reißt.«
Mona schien in Sachen Telefonsex ein echtes Naturtalent zu sein. Leider konnte ich nicht hören, was ihr »Kunde« erwiderte. Musste aber irgendwelcher Schweinskram gewesen sein, denn plötzlich legte Mona los: Sie hechelte lüstern ins Telefon. Ein paar Passanten blieben stehen. Einige guckten ganz verstört, andere drehten sich suchend um die eigene Achse. Wahrscheinlich hielten sie Ausschau nach der versteckten Kamera. Ein Opa drohte uns sogar mit seinem Spazierstock. Keinen Anstand mehr, die Jugend von heute. Sodom und Gomorrha!
»Ooooh, ist das gut. Ich bin schon ganz feucht.«
»Kein Wunder bei dem Wetter«, kommentierte ich lakonisch. Es hatte gerade wieder zu nieseln begonnen.
Mona deckte mit der Jacke das Handy ab. »Wirst du wohl still sein. Ich arbeite.«
Puh, und wie sie arbeitete ...
Ihre feurige Verbalerotik blieb nicht ohne Wirkung. Dem Gesprächsverlauf nach zu urteilen, steuerte der Anrufer schnurstracks dem Höhepunkt entgegen.
Da wechselte Mona abrupt die Richtung. »O Gott, diese Kopfschmerzen sind ja nicht zum Aushalten«, jammerte sie plötzlich wehleidig. »Sorry, mein Lieber, aber du musst leider ohne mich weitermachen.«
Koitus interruptus. Der würde mich sicher nicht mehr belästigen!
Beim nächsten Klingeln übernahm ich wieder.
»Hallo, hier ist Larissa«, hauchte ich ins Handy. »Sag mir deine Wünsche, und ich bring dich zu dem heißesten Orgasmus, den du je erlebt hast.«
»Annette?«
»Oh, äh, Josch. Hallo.« Meine Ohren begannen zu glühen.
»Hübsche Begrüßung.« Er lachte. »Ich hab wirklich nichts dagegen, mich von dir zum Orgasmus bringen zu lassen. Und Wünsche hätte ich diesbezüglich ‘ne ganze Menge. Aber seit wann nennst du dich Larissa? Außerdem dachte ich, dass wir die Sache langsam angehen lassen wollten. Oder hast du’s dir anders überlegt?«
Ich ignorierte diese Anspielung. »Du rufst nicht zufällig wegen meines Inserats an?«
»Wegen deines Inserats? Du willst ausziehen?«, fragte Josch hoffnungsvoll. »Suchst du eine neue Wohnung?«
»So kann man das nicht gerade nennen.« In ein paar knappen Sätzen schilderte ich ihm die Situation.
»Dahinter steckt bestimmt Thomas. Wenn ich den in die Finger kriege!« Josch stieß wüste Drohungen und Verwünschungen aus.
Obwohl ich ganz seiner Meinung war und gerne noch ein bisschen mit ihm geplaudert hätte, verabschiedete ich mich schnell, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Wir peilten den nächsten Kiosk an, und Mona verlangte forsch nach der Tittenillu. Auf der Titelseite räkelte sich eine dralle Blondine, die mit ihrem gewaltigen Vorbau dem Namen des Schmierblättchens alle Ehre machte. Wir rissen dem Verkäufer die Zeitschrift fast aus den Händen.
Die Fotos im Innenteil waren an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten. Die Damen, die sich mit unnatürlich verrenkten Gliedmaßen auf Kühlerhauben, Plüschsofas und Sanddünen räkelten, auch nicht. Brr, ich persönlich fand pinkfarbenen Lippenstift und wasserstoffblonde Dauerwellen extrem abturnend. »Warum kaufen sich Männer bloß so einen Schrott?«
»Na, was glaubst du? Als Handarbeitsvorlage natürlich«, antwortete Mona trocken.
Gespannt suchten wir nach den Seiten mit den Inseraten. Die »schnelle, tabulose Nummer«, die dort fett prangte, war zweifelsfrei meine Handynummer. Ruf mich an ...
»Wat is nu?«, blökte der Kioskverkäufer. »Wollen Se dat Heft koofen? Nur spannen is nich.«
Siebzehn
Die letzten Tage hatte ich mich ausschließlich von Grünzeug ernährt. Wenn das so weiterging, würden mir noch Karnickelohren wachsen. Meine Waage weigerte sich zwar nach wie vor hartnäckig, mir Erfolgsmeldungen zu geben, aber dafür hatte die Diät meine Gehirnmasse zum Schrumpfen gebracht. Mir fiel einfach nichts Gescheites ein, wie ich Thomas die Telefonsexgeschichte heimzahlen konnte. In meinem Kopf herrschte gähnende Leere – genau wie in meinem Magen.
Die Jongliererei mit den heimtückischen Kalorien war meiner nervlichen Verfassung nicht gerade zuträglich. Ohne meine geliebte Schokolade war ich so berechenbar wie ein Amokläufer bei Föhn. Wegen jedem Kleinscheiß ging ich gleich an die Decke. Es war aber auch zum Verrücktwerden, seit ich Diät machte, schienen alle in der Redaktion von früh bis spät zu essen. Aber damit nicht genug: Schaltete ich abends den Fernseher ein,
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