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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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nichts dafür. Vielleicht war ich einfach nur zu klein für mein Gewicht, überlegte ich trotzig. Zum Glück konnte man solche körperlichen Defizite kaschieren. Mit weiten Schlabberpullis zum Beispiel. Die Frage war bloß, wie lange. Spätestens im Sommer – so viel war sicher – würde der Schwindel und mit ihm meine Speckpölsterchen ans Tageslicht kommen.
    »Ab heute wird diätet«, beschloss ich kampflustig.
    »Jawohl! Nur nicht unterkriegen lassen. So kenne ich dich!« Mona war stolz auf mich. »Meine Cousine hat übrigens auch gerade acht Kilo abgenommen.«
    »Die mit dem Schmollmund? Die, die nur standesamtlich geheiratet hat?« Wenn ich diese mysteriöse Cousine nicht selbst schon mal zu Gesicht bekommen hätte, würde ich glatt denken, dass Mona sie aus erzieherischen Gründen erfunden hatte.
    »Genau die. Jetzt ist sie wieder rank und schlank. Ich sag nur eins: Ananas-Diät.«
    »Ananas-Diät? Alles essen außer Ananas?«, flachste ich mit einem schiefen Grinsen.
    Wir setzten unseren Einkaufsbummel fort, doch irgendwie war mir der Spaß daran gründlich vermiest worden. Bauchfreie Tops in leuchtenden Farben sind für Nilpferde eben nicht besonders kleidsam.
    Überhaupt schien sich die schlechte Wirtschaftslage nun auch in der Modebranche vehement bemerkbar zu machen. Die Designer waren auf dem Spartrip: Frei nach dem Motto »Weniger ist mehr« knauserten sie mit Stoff, wo sie nur konnten. Jeder Quadratzentimeter war wohl durchdacht und hatte nur dann seine Berechtigung, wenn er unsereins haarscharf davor bewahrte, zum öffentlichen Ärgernis zu werden.
    Und diese Mode sollte »tragbar« sein? Vielleicht in der Einkaufstüte, aber damit hörte es leider auch schon auf.
    Da wohl noch einige Wochen, wenn nicht sogar Monate vergehen würden, bis ich Chancen hatte, in den erlauchten Club der »Spargeltarzans« aufgenommen zu werden, blieb mein Geld schön da, wo es war: im Portemonnaie. Sollten doch die klapperdürren, verhungerten Gestalten à la Kate Moss die Wirtschaft ankurbeln. Auf mich würde man dieses Frühjahr verzichten müssen.
    Als wir auf dem Rückweg zum Parkhaus durch die Fußgängerzone bummelten, war die Versuchung allgegenwärtig. Aus meiner Lieblingspizzeria und aus der Pommesbude duftete es verführerisch, mir lief das Wasser im Mund zusammen, und auch die Bäckerei versuchte mich mit köstlichen Sahnetörtchen im Schaufenster zu ködern. Aber für diese feisten Kalorienbomben hatte ich nur ein schnödes Lächeln übrig. Ab heute wehte ein anderer Wind!
    Stolz auf meine Standhaftigkeit, steuerte ich den nächsten Obst- und Gemüseladen an, da begann meine Tasche penetrant zu klingeln. Präzise gesagt klingelte natürlich nicht die Tasche, sondern das Handy darin.
    »Köster.«
    Am anderen Ende war ein lautes Schnaufen zu hören.
    »Hallo, wer ist denn da?« Panik überfiel mich. Der erste Gedanke galt meinen Eltern. Ich spielte alle erdenklichen Horrorszenarien durch. Mein Vater, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden wand und mit letzter Kraft ins Telefon röchelte. Papas Herz war leider nicht mehr tadellos in Schuss.
    »Komm, mach schon, kleines Luder. Runter mit dem Höschen.« Wieder dieses Keuchen.
    Hilfe, ein Perverser! Ein Lüstling! Ein Sittenstrolch! Nun war ich es, die vor Schreck beinahe eine Herzattacke bekommen hätte.
    »Gleich werde ich dir deinen nackten Popo versohlen.«
    Ne, ohne mich!
    Das letzte Mal hatte ich mit fünf einen heftigen Klaps auf mein Hinterteil bekommen, und dabei wollte ich es auch belassen. Kommentarlos legte ich auf. Ich hatte das Handy noch nicht ganz in der Tasche verstaut, da klingelte es erneut.
    Der Anrufer teilte mir höflich mit, dass er mein Inserat in der Tittenillu gelesen habe und ganz heiß darauf sei, sich von mir verwöhnen zu lassen. Schade, dass ich keine Trillerpfeife zur Hand hatte. Seine empfindlichen Öhrchen hätte ich gerne verwöhnt!
    »Rein sexuell gesehen, bist du einfach nicht mein Typ«, würgte ich ihn kurzerhand ab.
    Mona sah belustigt aus. »Sprichst du mit Thomas?«
    »Ach Quatsch, Sex ist bei uns kein Thema mehr. Irgendwelche perversen Kerle wollen sich wohl einen Spaß erlauben.«
    Ring, ring, ring.
    »Lass mich mal.« Mona entriss mir das Handy. »Hallo«, gurrte sie ins Telefon. »Schön, dass du mich anrufst, wir werden bestimmt viel Spaß miteinander haben.«
    Ihr Gesprächspartner war offenbar der gleichen Ansicht.
    »Was ich anhabe? Schwarze Strapse, mein Süßer. Extra für dich. Und einen

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