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Die Lazarus-Vendetta

Die Lazarus-Vendetta

Titel: Die Lazarus-Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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warf einen Blick zu Peter hinüber. Der Engländer sah aus dem Seitenfenster des Cockpits, offenbar fasziniert von dem Anblick der sich türmenden Wolkenmassen und der endlos scheinenden, flachen, braunen Landschaft tief unter ihnen.
»Sie werden mir, was das betrifft, vertrauen müssen«, sagte er leise zu Klein. »Als Sie mich neulich mit dieser Mission betraut haben, sagten Sie, Sie brauchen dafür Einzelgänger. Außenseiter, die nicht in das kleine, saubere Organisationsschema der anderen passen. Leute, die bereit sind, sich gegen das System zu stemmen, erinnern Sie sich?«
»Ich erinnere mich, ja«, erwiderte Klein. »Und habe das auch so gemeint.«
»Genau das tue ich im Augenblick: Ich stemme mich gegen das System«, sagte Smith mit fester Stimme. »Und Peter ist bereits seit längerem mit demselben Problem beschäftigt wie wir. Außerdem besitzt er Erfahrung, hervorragende Instinkte und ’ne Menge Intelligenz, die wir zu unserem Vorteil nutzen können.«
Einige Sekunden lang herrschte Stille am anderen Ende, während Klein dies verdaute. »Überzeugend argumentiert, Colonel«, sagte er schließlich. »In Ordnung, kooperieren Sie mit Howell so eng Sie wollen, aber vergessen Sie eines nicht: Er darf nichts über Covert-One erfahren. Absolut nichts. Haben Sie das verstanden?«
»Sie können sich darauf verlassen«, sagte Smith.
Klein schnaubte leise. »Freut mich, zu hören, Jon.« Er räusperte sich umständlich. »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie gelandet sind, okay?«
»Okay, mach ich«, erwiderte Smith. Er beugte sich vor, um die Navigationsparameter abzulesen, die ihm ihre Position, die Distanz bis Andrews und ihre augenblickliche Fluggeschwindigkeit verrieten. »So wie es aussieht, wird das etwa gegen neun Uhr abends sein – Ihrer Zeit.«

Kapitel siebenundzwanzig
    La Courneuve, in der Nähe von Paris
    Die vernachlässigten, seelenlosen Wohnsilos der Slums von Paris, die cités, ragten schwarz in den vom diffusen Widerschein der Metropole erhellten Nachthimmel. Ihre Architektur – massiv, bedrückend hässlich und absichtlich steril – war ein Mahnmal gegen die grotesken Ideale des schweizerischen Architekten Le Corbusier, der nur in kalten, der Nützlichkeit verpflichteten Kategorien gedacht hatte. Darüber hinaus zeugten die Hochhauskomplexe von der Engstirnigkeit der französischen Bürokraten, die allein daran interessiert waren, möglichst viele der unerwünschten Einwanderer im Land, die meisten von ihnen Moslems, auf möglichst kleinem Raum zusammenzupferchen.
    Nur wenige Lichter erhellten die Straßen und die mit Graffitis beschmierten Mauern der Betonkästen der Cité des Quatres Mille, die »Stadt der vier Tausend«, ein berüchtigtes Refugium für Diebe, Ganoven, Drogenhändler und radikale Islamisten. Die ehrlichen Armen waren in diesem De-facto-Gefängnis eingesperrt, das im Grunde genommen von den Kriminellen und Terroristen unter ihnen regiert wurde. Die meisten Straßenlaternen waren ausgebrannt oder zerschlagen. Abgefackelte Wracks ausgeschlachteter Autos säumten die von Schlaglöchern übersäten Straßen. Die wenigen Geschäfte, die es hier gab, hatten sich hinter Stahlgittern verbarrikadiert oder waren nur mehr geplünderte, rußschwarze Ruinen, in denen die Ratten hausten.
    Ahmed Ben-Belbouk trottete durch die Nacht, ein Schatten unter anderen Schatten. Er trug einen langen schwarzen Regenmantel gegen die kalte Nachtluft und eine Kufi-Mütze, die seinen Kopf schützte. Er war fast einsachtzig groß und kultivierte einen schwarzen Vollbart, der einen Teil der Aknenarben verbarg, die sein rundes, weiches Gesicht bedeckten. Ben-Belbouk, von Geburt Franzose, von Herkunft Algerier und seinem Glauben nach ein Anhänger des radikalen Islam, warb junge Kämpfer für den Dschihad gegen Amerika und den dekadenten Westen an. Er agierte von einem Hinterzimmer in einer der hiesigen Moscheen aus, beobachtete ruhig und sorgfältig all jene, die dem Aufruf zum heiligen Krieg folgten. Die Vielversprechendsten von ihnen erhielten falsche Pässe, Geld und Flugtickets und wurden zur weiteren Ausbildung ins Ausland geschickt.
    Jetzt kehrte er nach einem langen Tag endlich in die trostlose, heruntergekommene Sozialwohnung zurück, die der französische Staat ihm großzügig zur Verfügung stellte. Insgeheim jedoch besaß er genug Finanzressourcen, um an einem besseren Ort wohnen zu können, aber Ben-Belbouk glaubte, es sei vorteilhafter, unter jenen zu leben, deren Loyalität er zu gewinnen suchte.

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