Die Lazarus-Vendetta
oben.
Die MP5 im Anschlag sprintete Smith auf die rechte Seite des breiten Haupteingangs zu. Sein Magen krampfte sich zusammen in Erwartung des plötzlichen, brennenden Schmerzes eines Geschosses aus dem Inneren der Eingangshalle. Doch nichts rührte sich. Heftig atmend, presste er sich flach gegen die von der Sonne warme Adobewand.
Eine Sekunde später war Diaz neben ihm.
Smith rollte sich, mit dem Rücken gegen die Mauer gepresst, durch die Türöffnung, wobei der Lauf seiner Maschinenpistole einen gleichmäßigen, kontrollierten Bogen beschrieb. Die riesige Halle schien leer. Geduckt lief er weiter und ging hinter der hüfthohen Marmorbalustrade um das Empfangspult des Instituts in Deckung. Von einer sanften Brise durch das offene Portal erfasst, flatterten Papiere vom Schaltertisch und segelten träge schaukelnd auf die Steinfliesen herab.
Er war im Begriff, den Kopf über die Brüstung zu heben.
»Runter!«, schrie Diaz.
Smith spürte, dass sich in dem Korridor links von ihm eine Gestalt bewegte. Er warf sich im selben Augenblick, in dem der Mann das Feuer eröffnete, flach auf den Boden. Rasch hintereinander abgefeuerte und auf ihn gezielte Schüsse aus einer 9mm-Pistole. Die Geschosse schlugen direkt über seinem Kopf in den Marmor und ließen scharf gezackte Steinsplitter durch die Luft fliegen. Einer der scharfen Splitter ritzte eine dünne, rote Linie in den Rücken seiner rechten Hand.
Flach auf dem Boden liegend, den Schaft der MP gegen die Schulter gepresst, erwiderte Smith das Feuer, wobei er kontrollierte Feuerstöße von drei Geschossen aus der Waffe jagte. Vom offenen Eingang her begann Diaz aus seiner Pumpgun Kaliber 12 zu feuern. Jeder Schuss fetzte große Brocken aus den Adobewänden der Halle.
Smith rollte sich aus der Deckung hinter der Balustrade hervor. Ein Geschoss schwirrte dicht an seinem Kopf vorbei. Verdammt. Er rollte schneller und blieb dann abrupt liegen, aber diesmal mit freier Sicht bis zum Ende des Korridors.
Jon konnte den Schützen deutlich sehen, der ihn anstarrte. Sie waren weniger als zwanzig Meter voneinander entfernt. Es war der stämmige, ernst dreinblickende Mann, der sich Farrows genannt hatte. Der angebliche Secret-Service-Agent kniete auf dem Boden, seine SIG-Sauer Pistole mit beiden Händen nach vorn gestreckt, während er methodisch einen Schuss nach dem anderen aus der Waffe jagte. Ein Geschoss schlug ein paar Handbreit neben Jons Kopf in den Boden und ließ kleine Splitter der Steinfliesen aufspritzen, die eine Seite seines Gesichts trafen.
Er ignorierte den stechenden Schmerz und atmete aus. Das Korn des Frontvisiers der MP5 schwenkte auf den Mann mit der Pistole. Smith drückte den Abzug. Die Maschinenpistole hustete dreimal kurz. Zwei Geschosse gingen daneben. Die dritte traf Farrows ins Gesicht und riss ein Loch in seinen Hinterkopf.
Smith rappelte sich auf die Beine und rannte zum Fuß der Uförmigen Treppe, die in den ersten Stock des Instituts hinaufführte. Drei der Gegner erledigt bisher, dachte er. Aber wie viele waren davon noch übrig?
Diaz sprintete durch die Lobby, warf sich nicht weit von Smith entfernt flach auf den Boden und nahm den unteren Abschnitt der Treppe ins Visier seiner Pumpgun. »Wohin jetzt, Colonel?«, rief er leise.
Das ist eine gute Frage, dachte Smith grimmig. Viel hing davon ab, was die Eindringlinge vorhatten. Wenn sie entschlossen waren, den Stab der Wissenschaftler als Geiseln zu nehmen, würden sich die meisten von ihnen in der Cafeteria des Instituts verbarrikadiert haben, nur ein paar Schritte hinter dem reglos daliegenden Farrows den Korridor hinab. Doch wenn dies eine Geiselnahme war, und er blindlings in die Cafeteria stürmte, würden dabei wahrscheinlich viel zu viele unschuldige Menschen getötet werden.
Irgendwie zweifelte Smith jedoch daran, dass der Zweck dieses Überfalls eine einfache Geiselnahme war. Diese ganze Operation war viel zu sorgfältig und präzise geplant für etwas so Simples und Primitives. Als Secret-Service-Agenten, die eine Sicherheitsüberprüfung durchführen, getarnt, in ein biochemisches Institut einzudringen, sah eher danach aus, als sei das vorrangige Ziel der Aktion der ungehinderte Zutritt zu den Labors.
Er rang sich zu einer Entscheidung durch und deutete an die Decke.
Diaz nickte.
Mit kurzen abwechselnden Sprints und sich gegenseitig Feuerschutz gebend, arbeiteten sich Jon Smith und der Wachmann des Sicherheitsdiensts die zentrale Treppe in den ersten Stock des Instituts hinauf.
»LAZARUS
Weitere Kostenlose Bücher