Die Lazarus-Vendetta
bewegte sich entlang der anderen Wand.
Sie erreichten eine schwere Metalltür, einen von mehreren Zugängen zu dem breiten zentralen Korridor. Das Licht über dem Kartenleser neben der Tür leuchtete rot. Ein Schild informierte, dass sich hinter der Tür die den VOSS LIFE SCIENCES – ABTEILUNG HUMANGENETIK zugewiesenen Labors befanden. Diaz deutete mit dem Lauf seiner Pumpgun auf die Tür. Er formte mit den Lippen eine stumme Frage.
»Gehen wir da rein?«
Smith schüttelte den Kopf. Das Institut beherbergte mehr als ein Dutzend verschiedene Forschungs- und Entwicklungslabors, die alle hochspezialisiert und ohne Ausnahme enorm teuer und
wertvoll waren. Es war unrealistisch und auch gar nicht möglich, dass er und Diaz jedes Labor in diesem Stockwerk durchkämmten.
Deshalb hatte Smith beschlossen, sich auf sein Gefühl zu verlassen. Der bevorstehende Besuch des Präsidenten in Santa Fe verfolgte vor allem die Absicht, die Nanotechnologieforschung von Harcourt, Nomura PharmaTech und einer unabhängigen, dem Teller Institut angeschlossenen Gruppe in ein günstiges Licht rücken. Indem sie sich als Vorausteam des Secret Service ausgegeben hatten, hatten sich die Eindringlinge Zugang zu eben diesen Labors verschafft. Alles in allem war sich Smith ziemlich sicher, dass, was immer sie vorhatten, die technischen Einrichtungen im Nordflügel eine Rolle dabei spielten.
Diaz und er huschten weiter den zentralen Korridor hinab und gelangten am hinteren Ende des Gangs zu einer T-förmigen Abzweigung. Eine weitere Treppe geradeaus führte ins Erdgeschoss hinab. Jenseits der Treppe war eine Tür aus rostfreiem Stahl, die in das von Nomura PharmaTech gemietete Labor führte. Durch den Gang nach rechts erreichte man die vom institutseigenen Forschungsteam belegten Laborräume. Das von Phil Brinker und Ravi Parikh geleitete Labor der Harcourt Biosciences befand sich in dem nach links abzweigenden Korridor.
Smith zögerte kurz. In welche Richtung sollten sie gehen? Plötzlich blinkte das Signallicht am Kartenleser neben der Tür zu den Nomura-Labors von rot auf grün. »Runter!«, zischte Jon. Er und Diaz ließen sich auf ein Knie sinken, die Waffen im Anschlag, und warteten.
Die Tür glitt auf. Drei Männer traten auf den Korridor hinaus. Zwei von ihnen – einer hellhaarig, der andere kahl – trugen blaue Techniker-Overalls. Sie gingen gebückt unter der Last der schweren Werkzeugkästen, die sie auf ihren Schultern schleppten. Der dritte Mann, größer und frühzeitig ergraut, trug ein dunkles Jackett und eine weite, khakifarbene Hose. Er hatte eine kleine Uzi-Maschinenpistole in der Hand.
Smith fühlte, wie sein Puls schneller schlug. Er und Diaz konnten die drei Männer mit ein paar kurzen Feuerstößen niedermähen. Das wäre zweifellos die sicherste und einfachste Vorgehensweise. Doch wenn sie tot waren, konnten sie ihm nicht mehr sagen, was hier im Teller Institut vor sich ging. Er seufzte innerlich. Auch wenn es ein höheres Risiko mit sich brachte, er brauchte Gefangene, die er ausquetschen konnte, weit dringender als drei stumme Leichen.
Er richtete sich auf, den Lauf seiner MP5 auf die Eindringlinge gerichtet. »Lasst die Waffen fallen!«, bellte er. »Und dann hoch mit den Händen!«
Sie erstarrten wie vom Donner gerührt.
»Tut, was der Mann sagt«, schickte Frank Diaz mit ruhiger Stimme hinterher und hob drohend seine Pumpgun. »Bevor ich eure Eingeweide über diese schöne, glänzende Tür verteile.«
Noch immer sichtlich geschockt von dieser plötzlichen Wendung des Glücks, ließen die beiden Männer in den blauen Overalls ihre Werkzeugkästen auf den Boden sinken und hoben die Hände. Der Mann mit der Uzi gehorchte ebenfalls. Seine Maschinenpistole fiel scheppernd auf die Fußbodenkacheln.
»Und jetzt kommt her«, befahl Smith. »Langsam. Einer nach dem anderen. Du zuerst!« Er stieß mit der Mündung seiner MP5 in Richtung des großen grauhaarigen Manns, den er für den Anführer hielt. Der Grauhaarige zögerte.
Um ihn zur Eile anzutreiben, trat Jon ein paar Schritte nach vorn in die Einmündung des Seitenkorridors. Im selben Augenblick registrierte er aus den Augenwinkeln eine schnelle, winzige Bewegung ein Stück links von ihm. Er wirbelte herum, und sein Finger krümmte sich bereits um den Abzug. Doch da war niemand, auf den er schießen konnte. Stattdessen sah er ein kleines olivfarbenes Geschoss aus Metall in hohem Bogen durch die Luft fliegen. Es prallte von der Wand ab und rollte ein Stück
Weitere Kostenlose Bücher