Die Lazarus-Vendetta
Gebäude weg, geweht wurde.
»Scheiße«, ächzte Diaz. »Von wegen keine tödliche Munition.« Der Ex-Ranger lud rasch seine Pumpgun nach, diesmal mit scharfer Munition. »Was jetzt, Colonel?«
Smith blieb noch ein paar Sekunden flach auf den Stufen liegen und ließ prüfend den Blick über das breite Portal des Instituts wandern. Er konnte keine Bewegung ausmachen.
»Geben Sie mir Deckung.«
Diaz nickte. Er ließ sich auf ein Knie sinken und nahm den Eingang ins Visier.
Smith kroch, flach gegen den rauen Sandstein gepresst, die Stufen hinauf, dorthin, wo der erste tote Eindringling lag. Seine Nase kräuselte sich nervös, als er den warmen, kupferigen Geruch von Blut und dann den weit ekelhafteren Gestank von entleerten Eingeweiden wahrnahm. Ignoriere es, schärfte er sich mit grimmig zusammengepressten Lippen ein. Überlebe zuerst. Dass du ein Leben ausgelöscht hast, kannst du später bedauern. Er legte den Sicherungshebel der Beretta um und schob sie am Rücken in seinen Gürtel. Mit ein paar schnellen Bewegungen kroch er, flach gegen Steinfliesen gepresst, aus der Deckung der Stufen und raffte die MP5 an sich.
Sein Blick blieb am Funkgerät des Wachpostens hängen. Es wäre sehr hilfreich zu wissen, was die bösen Jungs vorhatten, entschied er. Er schnallte das Funkgerät aus Leichtbauteilen vom Gürtel des Toten, zog sich wieder in den Schutz der Treppe zurück und steckte sich den winzigen Hörknopf ins Ohr.
»Delta eins? Delta zwei? Antwortet! Over.«, befahl eine barsch klingende Stimme.
Smith hielt den Atem an. Das war die Stimme des Feindes. Aber wer zum Teufel waren diese Leute?
»Sektion Delta? Antwortet – over«, wiederholte die Stimme. Dann meldete sie sich mit einem Befehl wieder. »Hier Prime. Delta eins und zwei haben Kontakt verloren. Alle Sektionen. ComSec aktivieren. Achtung. Achtung. Jetzt …«
Abrupt verschwand die Stimme, und es war nur mehr statisches Rauschen zu hören. Smith war klar, was passiert war. Sobald sie mitgekriegt hatten, dass die Sicherheit ihrer Funkverbindung nicht mehr gewährleistet war, hatten die Eindringlinge im Gebäude, einem vorher festgelegten Plan folgend, auf einen neuen Kanal umgeschaltet, wodurch das Funkgerät für ihn nutzlos geworden war.
Smith pfiff leise durch die Zähne. Was immer hier vor sich ging, eines war absolut sicher: Er und Diaz hatten es mit einer Truppe eiskalter Profis zu tun.
Kapitel fünf
In der stillen, sterilen Abgeschiedenheit des Labors von Harcourt Biosciences runzelte der große Mann mit den kastanienbraunen Haaren finster die Stirn. Die verfrühte Ankunft der echten Vorausteams des Secret Service war eine Möglichkeit, die er bei der Planung der Mission in Betracht gezogen hatte. Der Verlust der beiden Männer, die er zur Bewachung des Haupteingangs zurückgelassen hatte, war ein ernsteres Problem. Er sprach leise in das am Revers seines Anzugjacketts befestigte Funkmikrofon. »Sierra One, hier Prime. Sichert die Treppen. Jetzt.«
Er wandte sich an die Männer, die seinem direkten Kommando unterstanden. »Wie lange noch?«
Der leitende Techniker, ein kleiner, stämmiger Mann mit ausgeprägten slawischen Zügen, sah von dem großen Metallzylinder auf, den er zu einem ferngesteuerten Schaltkreis verdrahtete. Er hatte den Zylinder mit Klammern an einen Schreibtisch nahe des vom Boden bis zur Decke reichenden Aussichtsfensters des Labors befestigt. »Noch zwei Minuten, Prime«, murmelte er in sein eigenes Mikro und lauschte aufmerksam. »Unsere Leute in den anderen Labors bestätigen ebenfalls, dass sie fast fertig sind«, berichtete er.
»Gibt’s ein Problem, Agent O’Neill?«
Der Mann mit den grünen Augen wirbelte herum und stellte fest, dass Dr. Ravi Parikh ihn anstarrte. Sein Kollege Brinker war noch immer mit seiner Analyse des fehlgeschlagenen Nanophagen-Versuchs beschäftigt, doch der Molekularbiologe aus Indien blickte jetzt drein, als sei er misstrauisch geworden.
Der hünenhafte Mann schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln. »Nein, Doktor, es gibt kein Problem. Sie können mit Ihrer Arbeit weitermachen.«
Parikh zögerte. »Was ist das für ein Instrument?«, fragte er schließlich und deutete auf den sperrigen Zylinder, neben dem der Techniker kniete. »Es sieht nicht gerade wie ein ›Detektor für gefährliche Materialien‹ aus oder was immer Sie sonst angeblich in unserem Labor installieren.«
»Du meine Güte, Dr. Parikh … Sie sind ein aufmerksamer Beobachter«, erwiderte der Mann mit den grünen Augen lächelnd.
Weitere Kostenlose Bücher