Die Lazarus-Vendetta
Bankkonten überwiesen.«
Der Direktor der CIA richtete den Blick auf Castilla. »Ich
verstehe, dass es Ihnen widerstrebt, ohne Beweise für
terroristische Aktivitäten gegen die Lazarus-Bewegung
vorzugehen, Mr President. Ich weiß, welche Konsequenzen das
auf politischer Ebene haben würde. Und ich hoffe aufrichtig,
dass die Untersuchung durch das FBI am Teller Institut die
Beweise liefert, die Sie verlangen. Aber es ist meine Pflicht, Sie darauf hinzuweisen, dass jede Verzögerung schreckliche Konsequenzen für die nationale Sicherheit nach sich ziehen könnte. Mit jedem Tag, der vergeht, werden unsere Chancen, dieser Entwicklung erfolgreich entgegenzutreten, geringer.«
Mobile Kommandozentrale von Lazarus
Der Mann, der Lazarus genannt wurde, saß allein in einem kleinen, doch elegant möblierten Abteil. Die Blenden vor den Fenstern waren herabgezogen und versperrten jeden Blick auf die Welt draußen. Über den Computermonitor vor ihm flimmerten TV-Bilder von dem Blutbad vor dem Teller Institut.
Er nickte, zufrieden mit dem, was er sah. Seine so sorgfältig entworfenen und über mehrere Jahre hinweg geduldig verfolgten Pläne trugen endlich Früchte. Ein Großteil der Arbeit, wie zum Beispiel das systematische Entfernen der früheren Führungsriege der Bewegung, war schwierig, oft sehr schmerzlich und risikoreich gewesen. Die Horatier, ausgestattet mit enormen Körperkräften, in den Künsten des Tötens und Mordens geübt und ungeheuer grausam, hatten ihm dabei sehr gute Dienste geleistet.
Ein Anflug von Bedauern huschte über sein Gesicht. Er war nicht stolz darauf, dass er so viele Männer und Frauen eliminieren musste, die er einmal bewundert hatte – Menschen, deren einziger Fehler gewesen war, nicht einsehen zu wollen, dass eine härtere Gangart nötig war, wenn sie ihre gemeinsamen Träume verwirklichen wollten. Doch dann schüttelte Lazarus diese Gedanken mit einem Schulterzucken ab. Persönliche Befindlichkeiten mussten zurücktreten; die Ereignisse bewiesen die Richtigkeit seiner Vision. In den letzten zwölf Monaten hatte die Bewegung unter seiner alleinigen Führung mehr zuwege gebracht als mit ihrem halbherzigen konventionellen Aktivismus in all den Jahren davor. Die Reinheit der Welt wieder herzustellen, erforderte kühne, entschlossene Aktionen, keine langweiligen Sonntagsreden und lauwarmen politischen Proteste.
Wie der Name der Bewegung schon besagte, bedeutete dies, neues Leben aus dem Tod entstehen zu lassen.
Sein Computer summte leise und signalisierte damit das Eintreffen einer weiteren verschlüsselten Nachricht an ihn aus der Zentrale. Lazarus überflog sie stumm. Prices Tod kam ungelegen, doch der Verlust eines seiner drei Horatier wurde von den Resultaten des Überfalls auf das Teller Institut und das darauf folgende Massensterben unter seinen Anhängern bei weitem aufgewogen. Hinters Licht geführt von den Informationen, mit denen er sie gefüttert hatte – Informationen, die ihre eigenen schlimmsten Befürchtungen bestätigten –, waren die kalten Krieger in den oberen Etagen der amerikanischen CIA und des FBI und anderer verbündeter Geheimdienste in ihre eigene Falle getappt und fanden sich plötzlich in einen Massenmord verstrickt. Was diesen armen Idioten wie ein schrecklicher, folgenschwerer Unfall vorkommen musste, war in Wirklichkeit von Anfang an beabsichtigt gewesen. Sie waren schuldig, und er würde ihre Schuld gegen sie und zu seinen Zwecken nutzen.
Lazarus lächelte kalt. Mit einem einzigen tödlichen Schlag hatte er es den Vereinigten Staaten oder jeder anderen westlichen Regierung unmöglich gemacht, rigoros gegen die Bewegung vorzugehen. Er hatte ihre eigene Kraft gegen sie selbst gerichtet – so wie jeder Jiu-Jitsu-Meister dies tun würde. Obwohl seine Feinde es noch gar nicht begriffen, kontrollierte er bereits die wichtigsten Hebel der Macht. Jede Aktion, die sie gegen die Bewegung unternahmen, würde nur seinen Griff stärken und sie zugleich schwächen.
Jetzt war es Zeit, damit zu beginnen, die einst loyalen Verbündeten einander an den Hals zu hetzen. Die Welt beobachtete bereits mit Misstrauen Amerikas militärische und technologische Macht und fragte sich besorgt, welche Motive Washington hatte. Mit ein bisschen Öl hier und dort ins Feuer und der behutsamen Manipulation der Medien, würde die Welt bald glauben, dass die USA, die einzige Supermacht auf dem Globus, mit den Bausteinen der Schöpfung herumpfuschte und neue Waffen auf der Nanoebene entwickelte
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